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Ein Räubermahl mit Hühnchen

Schwarzach - Er überzeugte bereits in der Schule seinen Geografieprofessor davon, dass Thal bei Sulzberg eben nicht dem Bregenzerwald zuzurechen ist.

Und wenn am Vorarlberger Landestheater einmal ein Huhn seinen großen Bühnenauftritt nicht verpassen soll, dann plündert er eben den elterlichen Hühnerstall. Wer sich in den nächsten Wochen Schillers „Räuber“ im Theater am Kornmarkt zu Gemüte führt, der begutachtet dort auch Markus Vögels Arbeit. „Während der Probenzeit sieht mein Tag als Regieassistent in etwa so aus, dass wir von halb zehn Uhr morgens bis Mitternacht proben. Da souffliere ich, organisiere die Requisiten, koordiniere die Vorgaben und Änderungen des Regisseurs mit der Technik, gebe an die Dramaturgie weiter, was aus dem Text gestrichen wird und wo was dazu kommt und organisiere Termine mit Ton und Beleuchtung“, erklärt der Thaler, der jetzt ­übrigens auch wissenschaftliche Belege dafür vorlegen kann, dass der Bregenzerwald auf Sulzberg verzichten muss. Wie aber kam es zu dem Huhn auf der Bühne? Eine lange Geschichte. „Nach der Matura habe ich in Innsbruck Rechtswissenschaften studiert. Zwei Studienabschnitte waren mir aber genug“, erklärt Vögel. „Ich war ein richtiger Hansdampf in allen Gassen, habe als Brotausfahrer, Steinmetz, Restaurator, Gärtner, Ölbohrer, Straßenbauer, Wirt, Controller im Flugzeugbau, Postler, Schadensreferent, Verkäufer und und und gearbeitet“, so Vögel. Mit dem Theater aber habe er immer schon geliebäugelt. Das zeichnet sich in seinem Lebenslauf ab: Obmann des Kulturvereins Thal, Vorstandsmitglied des Theater 6934 in Sulzberg kann da nachgelesen werden neben der Mitgliedschaft im Kirchenchor und seinem Dauerengagement als Nikolaus mit Pensionsanspruch.

2007 war es dann so weit, Markus Vögel klopfte als Regieassistent des Landestheaters am Bühneneingang an. „Den Beschluss habe ich während eines Studienganges zum Master of Business Communication an der FH Konstanz gefasst. Da habe ich mich gefragt, was ich wirklich sieben Tage die Woche machen will. Und das ist eben das Theaterspielen“, es war die richtige Entscheidung, wie Vögel betont, auch wenn er jetzt durch das Theater den Abschluss seiner Diplomarbeit verschieben musste. Und die Freunde, Familie, Verwandten und sein Sohn Peter Paul sind sehr damit einverstanden. Und Markus lernt nun auch Text – für seinen Auftritt am Vorarlberger Volkstheater. Dort wird er in „Arsen und Spitzenhäubchen“ zu sehen sein. Und jetzt zum Huhn: „Für das Stück ,Diener zweier Herren brauchte man plötzlich ein Huhn. Berta, wie sie von den Schauspielern genannt wurde, war zahm und stolzierte im Theater herum. Sie legte auch tapfer jeden Tag ein Ei. Nach der Premiere, ich bin mitten in der Nacht mit einem Huhn durch Bregenz gelaufen, habe ich sie wieder mit nach Hause genommen. Aber sie war innert einer Woche zur Diva gereift.“

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