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Ein Österreicher „fliegt“ zum Roten Planenten

Weihnachten 2003 wird für Rudolf Schmidt (53) wenig besinnlich werden: Der Österreicher leitet die Mission „Mars Express“ der Europäischen Weltraumagentur ESA.

Das schönste Weihnachtsgeschenk für den gebürtigen Grazer wäre dann wohl das korrekte Einschwenken des Satelliten in die Umlaufbahn und ein sanftes Aufsetzen der Landesonde „Beagle II“.

Schmidt hat die Gesamtverantwortung für das 300-Millionen-Euro-Projekt „Mars Express“, leitet ein 15-köpfiges Ingenieurteam im ESTEC, dem Technologiezentrum der ESA in Noordwijk (Niederlande), und kontrolliert den Bau der Raumsonde durch die europäische Industrie. Es ist nicht das erste Mal, dass Schmidt eine solche Verantwortung trägt. Bereits bei dem von der ESA zur Sonnenwind-Forschung gebauten Satelliten-Quartett „Cluster“ war er leitender Projekt-Wissenschafter. Und erlebte dabei seine wahrscheinlich größte berufliche Enttäuschung, als die Ariane-Rakete beim Start der Satelliten am 4. Juni 1996 explodierte. „Es trieb uns die Tränen in die Augen, als wir zehn Jahre Arbeit in Rauch aufgehen sahen“, erinnert er sich an dieses Ereignis.

Schmidt wurde am 13. Februar 1949 in Graz geboren. In seiner Heimatstadt studierte er Physik und fand mehr oder weniger zufällig seinen Weg in den Weltraum. In einem Inserat wurde ein Physiker für Willibald Riedlers Akademie-Institut für Weltraumforschung gesucht. Er bewarb sich und bekam den Job. Für sein Doktorat an der Uni hatte er supraleitende Magnetfeld-Sensoren für den medizinischen Bereich entwickelt. Als Weltraum-Physiker nutzte er diese Erfahrungen und baute solche Sensoren, die dann mit den russischen Venera-Sonden zur Venus und später mit Vega-1 und -2 zum Halleyschen Kometen flogen.

1982 wechselte Schmidt dann zur ESTEC, wo er bereits nach wenigen Monaten an der „Cluster“-Mission zu arbeiten begann. Die Erfahrung mit „Cluster“ hat ihn auf den Geschmack gebracht, komplexe Projekte zu managen. Er gab deshalb nach dem Fehlstart nicht auf und begann sofort, an „Cluster II“ zu arbeiten. Bis der Ruf für „Mars Express“ kam. „Ich habe keine Sekunde gezögert, als ich gefragt wurde, ob ich das Projekt managen wolle“, so Schmidt.

In seine Heimatstadt kehrt der Wissenschafter immer wieder gerne zurück. 1994 wurde er zum Professor der Technischen Universität Graz berufen und hält ein Mal pro Jahr Vorlesungen, „weil mich das in Kontakt mit jungen Leuten bringt“.

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