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Ein Kraftwerk von Interesse

Dalaas -  Die Illwerke-VKW haben Interesse am ÖBB-Wasserkraftwerk Spullersee. Die ÖBB dementiert aber eine Verkaufsabsicht.

Wie die VN berichteten, sorgen die ÖBB mit ihrem Plan, das Spullerseekraftwerk ausbauen zu wollen, seit Monaten für Empörung bei Grundeigentümern und Naturschützern. Zwar ist das 20 Millionen teure Projekt „Beileitung Ost“ nun bis Frühjahr 2011 in einer „Nachdenkpause“. Doch auf europäischer Ebene laufen von Naturschützern und den Grünen angestrengte Verfahren. In noch einem Zusammenhang sind ÖBB-Wasserkraftwerke derzeit aber ein heißes Thema. Denn offenbar trugen sich die Bundesbahnen in ihrer Finanznot mit dem Gedanken, all ihre Wasserkraftwerke – und damit eben auch das Kraftwerk Spullersee – an die teilstaatliche Verbundgesellschaft zu verkaufen. Das wurde Mitte Juli in Wien berichtet. Vor einem Jahr hätten die ÖBB die Kommunalkredit bereits mit der Ausarbeitung eines entsprechenden Gutachtens beauftragt, hieß es.

Verkaufsabsicht dementiert

ÖBB-Chef Christian Kern konterte, er wolle die Kraftwerke nicht an den Verbund abgeben. Pressesprecher Rene Zumtobel legte gestern nach: „Ein Verkauf ist für uns kein Thema, die Kraftwerke sind absolut wichtig.“ 36 Prozent des für den ÖBB-Bahnbetrieb benötigten Stroms stamme aus eigener Erzeugung: „Das ist europaweit sehr viel, andere Länder beneiden uns.“ Auch mit Blick auf die Zukunft „ist es ein klares Ziel für uns, die Eigenversorgung zu halten und auszubauen.“ Was hat es dann mit diesem von den ÖBB in Auftrag gegebenem Gutachten bei der Kommunalkredit auf sich? „Das kenne ich nicht.“

Illwerke-VKW hat Interesse

In Vorarlberg verfolgt man die die Entwicklung der Causa jedenfalls mit gesteigertem Interesse. „Wir haben die Überlegungen mitbekommen und mit Schreiben vom 15. Juli 2010 an die ÖBB-Holding AG unser Interesse am Kraftwerk Spullersee bekundet“, sagte Illwerke-VKW-Vorstandsvorsitzender Ludwig Summer. „Die Wasserkraftwerke in Vorarlberg, die wollen wir auch im Land selber besitzen und betreiben.“ Zumal die Verbundgesellschaft, Österreichs größter Stromkonzern, bislang kein Kraftwerk in Vorarlberg hat und das „auch so bleiben soll“. Daher beobachte man die Entwicklung weiterhin „sehr aufmerksam“. Das Land Vorarlberg habe ursprünglich, vor Jahrzehnten, „auf die Bewirtschaftung Alfenz verzichtet“, erklärte Landeshauptmann Herbert Sausgruber, „und falls die ÖBB das nicht mehr bewirtschaften wollen, hätten wir selbstverständlich Interesse.“ Schon aus dem Gedanken der Energieautonomie und der Energieeffizenz, auch wegen der Nutzung der Wasserkraft.

Mehrere positive Aspekte

Steht ein Verkauf tatsächlich an, müsse der Illwerke/VKW-Konzern handeln, fordert Grünen-Chef Johannes Rauch. „Das Kraftwerk wäre eine völlig logische Ergänzung in der Illwerke-VKW-Kraftwerkstruktur. Es wäre absurd, würde ein Verbund-Kraftwerk entstehen.“ Zumal ein Erwerb eines bestehenden Kraftwerkes auch ökologisch brillant wäre: „Besser, als neu zu bauen.“

Stichwort

Die Kraftwerksanlage Spullersee zählt zu den ältesten Wasserkraftwerken Europas und wurde in den Jahren 1919 bis 1925 von den Österreichischen Staatsbahnen zur Stromversorgung der Arlbergstrecke errichtet. Das Staubecken Spullersee liegt in den Lechtaler Alpen und ist über ein Stollen- und Rohrleitungssystem mit dem Kraftwerk Spullersee verbunden. Das Kraftwerk befindet sich in der Talsohle des Klostertales in Wald am Arlberg, Gemeinde Dalaas.

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