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Ein Konzept mit Zukunft?

Für die kommende Saison 09 hat sich der American-Football-Verband einige Neuerungen überlegt. Doch das neue Konzept findet wenig Freunde.

American Football ist eine Sportart mit schwierigem Regelwerk. Aber nicht nur sportliche Details bleiben dem Laien verborgen. Auch der Ligamodus ist für viele Fans ein undurchschaubares Geheimnis. Für die Saison 2009 hat sich der Verband (mit Unterstützung der Vereine) wieder einige Neuerungen überlegt. Vienna Online wirft einen Blick darauf.

AFL mit vier – oder doch mit sechs Teams?
Das Schreckgespenst wurde Realität. Die höchste Österreichische Spielklasse wird nur aus vier Mannschaften bestehen. Neben dem AFL-Titelverteidiger Graz Giants werden die EFL-Sieger Swarco Raiders Tirol, die Raiffeisen Vikings und die Danube Dragons auf Punktejagd gehen. Im Grunddurchgang werden die Teams jeweils einmal zu Hause und auswärts aufeinander treffen.

Zusätzlich kommt es zu einem Aufeinandertreffen mit den beiden Teams aus der „Interdivision” (Cineplexx Blue Devils bzw. den Black Lions). Nach den acht Spielen der Regular Season ergibt sich folgendes Szenario: Die beiden erstplatzierten Teams sind fix im Halbfinale und genießen Heimvorteil. Die beiden anderen AFL-Teams spielen gegen die Interdivision Teams ein Wildcard Spiel.

Alle sechs Teams können also die Austrian Bowl trotzdem noch immer gewinnen. Völlig egal, wie der Grunddurchgang endete. Ein sportlich interessanter Modus?

Weniger Legionäre beschlossen – bleibt Dominanz im Europacup?
Die Raiffeisen Vikings wollten heuer freiwillig auf Legionäre verzichten. Nun wird diese Marschroute für die ganze Liga zur Pflicht erklärt. Für die Teams der AFL gilt, dass nur noch vier Legionäre (maximal zwei gleichzeitig auf dem Spielfeld) pro Mannschaft erlaubt sind. Teams aus der Interdivision dürfen drei Legionäre auf dem Spielfeld einsetzen.

Ob die europäische Dominanz mit dieser Regel gehalten werden kann, ist zu bezweifeln. Der Abstand der Topteams aus den anderen Ländern wird deutlich geringer werden. Auf der anderen Seite können die Teams Kosten einsparen. In Zeiten von wirtschaftlichen Problemen mit Sicherheit auch ein wichtiger Aspekt. Wie immer im Leben, hat jede Medaille auch hier zwei Seiten.

Sportlich fragwürdiger Modus in Division 1
Wenn der Modus in der AFL durchaus als fragwürdig einzustufen ist, darf für die Division 1 das Wort bedenklich verwendet werden. Die St. Pölten Invaders, Salzburg Bulls, Steelsharks Traun und die CNC Gladiators spielen um die sprichwörtliche “Goldene Ananas”. Die zweite Mannschaft der Raiffeisen Vikings wird heuer nicht an der Meisterschaft teilnehmen.

Ähnlich wie in der AFL spielen diese Teams jeweils einmal in einer Doppelrunde gegeneinander. Hinzu kommt jeweils ein Aufeinandertreffen mit den Interdivision Teams. Besiegt ein Division 1 Team ein Interdivision Team, könnten sie sich für die Interdivision qualifizieren.

Grotesk wird die Situation, wenn es an des an das Playoff Szenario geht. Denn alle teilnehmenden Mannschaften der Division 1 haben bereits den Platz im Semifinale fix. So wird der Grunddurchgang, der sportlichen Wertlosigkeit preisgegeben.

Vienna Knights spielen in Division 2/Conference Ost
Nach einer suboptimalen Saison 2007 müssen die Vienna Knights in der Division 2 Conference Ost (Gegner: Turek Graz Giants Team 2, Styrian Bears, Amstetten Thunder, LA Titans) antreten. Auch in dieser Leistungsstufe gibt es kaum glückliche Gesichter. Breite Ablehnung gegen die Rahmenbedingungen ist quer durch alle Teams zu hören.

Die Wiener Ritter, werden in der kommenden Saison auf bestenfalls acht (!) Meisterschaftsspiele kommen. Neben drei Heim- und drei Auswärtsspielen, würde nur noch eine mögliche Playoff Teilnahme weitere Spiele garantieren. Wobei der Sieger der Conference Ost (mit Heimrecht), auf den zweiten der Conference West trifft. Der zweite der Conference Ost, würde auf den Gewinner der West Conference auswärts treffen. Die Gewinner der beiden Semifinale, spielen um den Meistertitel der Division 2.

Zu große Leistungsdifferenzen?
Die Kritiker sehen in der neuen Division 2 eine Art „Übergangslösung” für maximal ein Jahr. Denn vor allem die Leistungsdifferenzen dürften die Liga deutlich verzerren. Für die Mehrzahl der Experten gilt die Conference Ost als die stärkere der beiden. Mit den Knights und Titans werden hier die Favoriten gesehen. Aufgrund des „Ranking System” haben die Teams unterschiedlich schwere Auslosungen. Ein Kritikpunkt, der bei der letzten Ligasitzung auf scheinbar taube Ohren stieß.

Schwierig wird die Saison für die neuen Styrian Bears. In den Vorbereitungsspielen konnten sie zwar überzeugen, ob sie die Leistung aber in den Meisterschaftsbetrieb bestätigen können, ist bei weitem noch nicht gesichert. Allgemein wird die Leistungskluft zwischen den neuen und arrivierten Teams als bedenklich gesehen.

Zu wenig Spiele um zu wachsen?
Besonders für die Teams unterhalb der AFL gilt, dass in allen Bereichen der Teamorganisation „Wachstumsbedarf” gegeben wäre. Die Frage – die sich Verband und Vereine stellen müssen – ist, wie man wachsen kann, wenn das eigene Team sich kaum der Öffentlichkeit präsentieren kann. Der vorliegende Modus ist weder für Medien noch für Sponsoren das attraktivste Szenario.

Nur durch den Wettkampf – also Spiele – tritt ein Verbesserungseffekt ein. Nur durch starke, ausgeglichene Ligen und viele Spiele sind die Teams auch voll gefordert. Das macht American Football für Fans, Medien und Sponsoren interessant. Mit dem vorliegenden Konzept für 2009 wird diesem Umstand wenig Rechnung getragen.

Kein Verein wirklich glücklich mit den Entscheidungen
Das demokratische Miteinander lebt von Kompromissen. Das hat zur Folge, dass es immer „Gewinner” aber auch „Verlierer” gibt. Im Falle der Ligaeinteilung 2009, fühlt sich kein Team als „Gewinner”.

Allgemein wird erwartet, dass für die Saison 2010 ein anderer Modus „gefunden” wird. Verwirrend für die Fans. Denn mittlerweile wird von Jahr zu Jahr am Modus „gearbeitet”. Die ständigen Kompromisse sind kaum förderlich für das Auftreten der Sportart. American Football boomt in Österreich. Noch.

Was sagen die beiden Wiener Teams (Vikings und Knights) zum neuen Ligamodus? Felix Hoppel (Raiffeisen Vikings) und Hany Razi (Vienna Knights), war die Unzufriedenheit über die Ligazusammensetzung 2009 anzumerken.

Felix Hoppel (Sportlicher Leiter, Raiffeisen Vikings): “Wieder einmal haben wir für die Saison 2009 einen neuen Ligamodus. Obwohl auf den ersten Blick nur vier Teams in der AFL spielen, sind es doch sechs Teams. Die beiden vermutlich schwächeren Mannschaften können sich nun gegen die Division 1 Teams beweisen. Wie gut dieser Beschluss ist, wird erst die kommende Saison zeigen. Persönlich habe ich doch eine gemischte Meinung.

Sportlich befinden wir uns in einem Umstrukturierungsprozess. Auch deshalb bieten wir 2009 kein zweites Team auf. Wir arbeiten aber daran, eine schlagkräftige zweite Mannschaft auf die Beine zu stellen. Wann es soweit ist, hängt von den Spielern und der Trainingsbeteiligung ab.

Meinen Spielern möchte ich ein großes Kompliment aussprechen. Sie haben die neuen Rahmenbedingungen im Training gut aufgenommen und ziehen phantastisch mit. Das schürt schon jetzt große Vorfreude auf die kommende Saison.”

Hany Razi (Vizepräsident und Offensive Coordinator, Vienna Knights): “Die Ligazusammenstellung generell ist für die Saison 2009 aus unserer Sicht suboptimal. Gerade bei der Division 2 ist der beschlossene Ligamodus mehr als fragwürdig, weil das Ergebnis stark verzerrt wird.

Meiner Einschätzung nach ist die Ost-Conference heuer die stärkere, wenn auch im Westen die Raiders II sicherlich ein starkes Team stellen werden. Aber mit den Titans, Thunder, Giants II haben wir doch drei sehr starke Gegner. Dazu kommt, dass wir wegen des Rankings eine sehr schwierige Aulosung haben und wir gegen die stärkeren Gegner jeweils noch ein Retour-Spiel spielen dürfen.

Wesentlich weniger verzerrend wäre es da schon, wenn man auf den Vorschlag der Titans und uns eingegangen wäre, und gegen jeden Gegner ein Hin- und Retourspiel gespielt hätte. Somit wären wir dann auf acht Spiele gekommen und ein „was-wäre-wenn Hick-Hack” hätte man von vornherein ausgeschlossen.

Für mich als Coach steht der Spieler an sich im Vordergrund. Zwischen unserem letzten Spiel 2007 und unserem ersten Ligaspiel 2008 lagen etwa 270 Tage dazwischen. Das muss man sich einfach mal vor Augen führen, dass ich da von 40 erwachsenen Menschen verlange, drei Mal die Woche zu trainieren. Sollten wir bis ins Finale kommen, dann für acht Spiele. Da fällt es schwer, die Motivation und die Trainingsbeteiligung hoch zu halten, wobei ich da der Mannschaft ein großes Lob aussprechen muss, da sich für heuer eine Rekordbeteiligung abzeichnet.”

Thomas Muck
In Kooperation mit www.sportreport.at

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