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Ein Kapitän mit Krisenerfahrung

Seit acht Saisonen macht er bei Casino SW Bregenz alle Höhen und Tiefen mit, Ralph "Jeff" Geiger ist ein Kapitän mit Krisenerfahrung. Im "VN"-Interview zeigt der 32-Jährige vor allem auch seine menschliche Seite.

VN: Vieles erinnert derzeit an das Aufstiegsjahr 1999, als man mit nur 13 Punkten als Schlusslicht überwinterte und noch den Klassenerhalt schaffte.
Geiger: “Damals tat der Klub im Winter mit der Verpflichtung von Pedersen, Regtop und Kogler einen Glücksgriff. Die Garantie, dass das wieder gelingt, gibt es nicht.”

VN: Klingt nicht optimistisch, was diese Saison betrifft?
Geiger: “Das hat nichts mit der jetzigen Situation zu tun. Ich bin optimistisch, ja überzeugt, dass wir nicht absteigen – auch ohne Neuverpflichtung. Ich meinte nur, dass jeder Einkauf auch ein Risiko darstellt.”

VN: Das wurde heuer im Sommer deutlich.
Geiger: “Unser Problem ist, dass wir nicht nur sechs Stammspieler, sondern auch charakterstarke Typen verloren haben. Vieles hat in Bregenz in den letzten Jahren doch nur so gut funktioniert, weil wir stets tolle Charaktere in der Mannschaft hatten. Jetzt müssen wir doch zehn Neue integrieren, das dauert.”

VN: Woher dein Optimismus?
Geiger: “In den letzten Spielen haben wir gemerkt, dass wir leistungsmäßig nicht mehr weit weg sind. Mit den Punkten steigt das Selbstvertrauen und auch das Vertrauen in den Mitspieler.”

VN: Wie geht der Kapitän mit der Kritik des Trainers an den Österreichern im Team und im Speziellen an deiner Person um?
Geiger: “Dann muss ich mich fragen, ob bei uns die Ausländer die Leistungsträger sind. Ich weiß, dass nur die Leistung zählt, dafür mache ich den Job schon zu lange. Probleme habe ich nur, wenn die Ehrlichkeit fehlt und ich das Gefühl habe, dass der Klub nicht mehr hinter mir steht.”

VN: Deshalb wohl auch die Spekulationen eines möglichen vorzeitigen Abgangs in Richtung Altach.
Geiger: “Der Fußball lebt von Spekulationen. Fakt ist, dass mein Vertrag in Bregenz bis Sommer 2005 läuft, dass meine Freundin aus Altach stammt und ich derzeit in Altach am Hausbauen bin.”

VN: Und was passiert im Sommer?
Geiger: “Dann ist Schluss in Bregenz. Ich will definitiv noch einmal etwas Neues beginnen.”

VN: In Altach?
Geiger: “Zumindest als Hausbesitzer (schmunzelt). Nein, im Ernst, bis 2006 möchte ich noch spielen.”

VN: Verrate noch das Geheimnis deines Spitznamens.
Geiger: “Meine Mutter ist die Einzige, die mich noch Ralph ruft, ansonsten höre ich nur auf Jeff. Der Name habe ich als Zwölfjähriger vom damaligen VFV-Auswahltrainer Reinhard Jank erhalten. Er meinte, Feldkirchs Eishockeyspieler und ich hätten viel gemeinsam.”

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