VN: Am Freitag beginnt die Frühjahrssaison. Mit welchen Gefühlen geht man als Trainer in den Abstiegskampf?
Eric Orie (FC Lustenau): Ich bin froh, dass die Saison beginnt. Die Vorbereitung war schon sehr lange, und jetzt bin ich heiß auf das erste Spiel. Ich gehe mit einem gesunden Selbstbewusstsein in das Frühjahr.
Hans Kleer (SC Austria Lustenau): Die Mannschaft hat sehr gut gearbeitet in der Vorbereitungszeit, deswegen gehe ich mit einem guten Gefühl in die Meisterschaft. Obwohl ich weiß, dass es eine hartes Stück Arbeit wird, in der Liga zu bleiben.
VN: Beide Vereine waren im Winter verstärkt am Transfermarkt tätig. Ist die Integration der Neuen erfolgreich verlaufen bzw. haben diese auch die Erwartungen erfüllt?
Orie: Wir haben unsere fünf Neuzugänge bereits bestens integriert. Nur bei Tonini gibt es noch Sprachbarrieren, da helfen mir aber seine brasilianischen Landsleute aus. Ob sie auch meine Erwartungen erfüllen, werden wir in der Meisterschaft sehen. Doch bis jetzt hat mich keiner enttäuscht.
Kleer: Um als Spieler im Team richtig integriert zu werden, muss auch der Kicker selbst sein Schäuflein dazu beitragen. Und da sehe ich dass wir die charakterlich richtigen Leute geholt haben. Alle Neuzugänge haben sich sehr bemüht, schnell ein Teil des Teams zu werden. Auch vom sportlichen Aspekt gesehen, haben alle Neuzugänge meine Erwartungen erfüllt.
VN: Ist somit die Vorbereitung zu Ihrer Zufriedenheit verlaufen? Auch, obwohl man heuer auf ein Trainingscamp verzichtet hat?
Kleer: Die Aufbauphase ist sehr gut gewesen. Das Wichigste war, dass sich niemand verletzt hat. Auf ein Trainingscamp habe ich heuer absichtlich verzichtet. Zum einen ist es ein hoher finanzieller Aufwand für den Verein. Und zum anderen will ich nicht von frühlingshaften Bedingungen aus dem Ausland zurückkehren und wieder auf Schnee trainieren. Darin sehe ich keinen Sinn.
Orie: Die Vorbereitung verlief absolut nach Wunsch. Die Jungs haben Gas gegeben und gezeigt, dass sie bereit sind, alles für den Klassenerhalt zu geben. Für ein Trainingslager im Winter den geeigneten Zeitpunkt zu finden, ist sehr schwer. Und den finanziellen Aspekt eines Camps darf man auch nicht unterschätzen. Das kostet eben eine Menge Geld.
VN: Gab es während der Vorbereitungszeit Spieler, die Sie positiv überraschten und sich in den Vordergrund gespielt haben?
Orie: Ein Tonini hat mich schon überrascht. Er ist schon viel weiter, als ich es mir eigentlich erhofft habe. Aber auch Harald Unverdorben hat gezeigt, dass wieder voll mit ihm zu rechnen ist.
Kleer: Schreiner und Micic haben mir in den letzten Wochen gezeigt, dass sie bereit sind und man sich auf sie verlassen kann. Vor allem Micic ist mit seinen 19 Jahren auf der Position des defensiven Mittelfeldspielers ein Riesentalent.
VN: Welchen Neuzugang wird man am Freitag in der Startformation sehen?
Kleer: Eigentlich ist es noch zu früh, dies zu nennen, denn in einer Woche kann noch viel passieren. Aber man kann davon ausgehen dass Rabihou und Krajic von Beginn an dabei sein werden.
Orie: Von den fünf Neuen haben Manuel Hartl, Tonini und Maicon gute Chancen auf eine Leiberl in der Startelf. Daniel Ellensohn und Kulnik brauchen noch ein wenig Zeit.
VN: Worin wird der große Unterschied im Team zwischen Herbst und Frühjahr zu sehen sein?
Orie: Ich hoffe, im offensiven Bereich – sprich in Toren. Defensiv waren wir schon im Herbst ganz gut, aber wir haben zu wenig Tore gemacht. Das soll sich nun wieder ändern.
Kleer: In den Ergebnissen. Im Herbst waren wir oft die Besseren und haben verloren. Im Frühjahr wollen wir natürlich wieder die Besseren sein, aber eben auch gewinnen. Und vielleicht auch mal als Sieger vom Platz gehen, wenn wir schlecht gespielt haben.
VN: Braucht es als Trainer neue Methoden, um die Mannschaft auf den Abstiegskampf einzuschwören?
Kleer: Da man weiß, dass es gegen den Abstieg geht, haben mein Team und ich größeren Wert auf die körperliche Fitness gelegt. Im Frühjahr zählen die Kampf- und Laufbereitschaft. Zu Psychotricks habe ich nicht gegriffen.
Orie: Klar. Ich habe die Mannschaft zum Beispiel in ein Testmatch geschickt, obwohl ich wusste dass sie körperlich sehr müde durch die harte Vorbereitung waren. Um zu sehen, wie sie mit dieser Situation umgehen, ob sie die Nerven behalten. Wer bleibt liegen, wer steht wieder auf. Ab jetzt brauche ich nur Leute, die nie aufgeben.
VN: Ihre Teams sind heuer direkte Gegner im Duell um den Klassenerhalt. Beobachtet man da den Nachbarn etwas genauer?
Orie: Nein. Eigentlich sogar noch weniger. Dem Abstieg entgehen wir nämlich sicher nicht nur durch einen Sieg gegen die Austria. Es wird ein Rennen bis zum Ende der Saison.
Kleer: Nein, denn vom Prinzip her ist es nur ein Spiel von 14. Aber sehr wohl habe ich bemerkt, dass sich der FC gut verstärkt hat. Kämpfen müssen wir sowieso gegen jeden – bis zum Schluss.
VN: Ihre Teams spielen die Auftaktpartie jeweils gegen einen Meister-Favoriten. Erschwert dies die Ausgangssituation für den Frühling?
Kleer: Die Auftaktpartie ist immer was Besonderes. Und noch dazu gegen einen Favoriten. Aber im Grunde haben wir gegen FC Magna nichts zu verlieren. Mir ist es wichtig, ein gutes Spiel abzuliefern, alles andere kommt dann von alleine.
Orie: Ich bin froh über unseren Auftakt gegen Titelkandidat Admira. Denn da ist gleich von Beginn an eine hohe Spannung in den Spielern. Und man sieht sofort einmal, wo man steht. Außerdem haben wir noch eine Rechnung aus unserem letzten Auswärtsspiel mit ihnen offen. Da hat uns der Schiedrichter um einen Sieg gebracht.