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Ein Job zwischen Extremen

Mario Tschofen bei der Arbeit.
Mario Tschofen bei der Arbeit. ©VOL.at: Bernd Hofmeister
St. Gallenkirch – Mario Tschofen koordiniert die Pistengerätefahrer im Skigebiet Silvretta Montafon. St. Gallenkirch.

Wie Irrlichter gebärden sich die Scheinwerfer der Pistenbullys im dichten Schneetreiben. Beinahe Tag und Nacht sind die Fahrer derzeit im Skigebiet Silvretta Montafon unterwegs, um die Massen an weißer Pracht so gut es geht auf den Pisten zu verteilen. An geregelte Arbeitszeiten oder gar einen frühen Feierabend ist nicht zu denken. Was Mario Tschofen, den Chef der Pistenbully-Mannschaft, jedoch nicht weiter stört. „Man kann nie genug Schnee haben“, meint er nur. Aber zumindest räumt er ein, dass die momentane Situation eine „gewisse Herausforderung“ darstellt.

Schnee statt Werkstatt

Vor allem die Einschätzung, wann wo mit welchem Gerät gefahren werden soll, erweist sich als schwierig, weil der Schnee bei diesen Mengen nicht mehr hart wird. „Deshalb sind wir so oft wie möglich unterwegs“, sagt Mario Tschofen. Richtig los geht es, wenn die Skifahrer weg sind. Schließlich müssen in wenigen Stunden rund 150 Pistenkilometer wieder auf Vordermann gebracht werden. Tschofen tut dies seit elf Jahren. Und er hat nicht vor, damit aufzuhören. Dafür liebt der junge Mann seinen Job und die Extreme, die er bietet, zu sehr. Der gelernte Kfz-Mechaniker war früher häufig mit seinem Patenonkel im Pistenbully unterwegs. Da packte ihn das Fieber. „Meine Arbeit kam mir dagegen richtig langweilig vor“, erzählt Mario Tschofen. Also sattelte er um. Das nötige Gefühl für Maschinen und die Bereitschaft, im Winter täglich 24 Stunden parat zu sein, brachte er ebenso mit wie das Quäntchen Fanatismus, ohne das es nicht gehe. Was er damit meint, erklärt er mit einem Satz: „Ein richtiger Bullyfahrer will auch im Sommer Schnee sehen.“ Das ist in diesen Breiten einigermaßen schwierig. Doch ihm reicht auch der Blick ins Skigebiet. Freie Stunden im Sommer verbringt Mario Tschofen nämlich gerne auf seinem Maisäß, der genau gegenüber liegt. Statt mit der Seele zu baumeln, kreisen seine Gedanken dann alsbald wieder um das, was im Winter zu tun ist.

Alle sind gefordert

Derzeit braucht er sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Meterhoch liegt die Arbeit vor ihm und seinem Team. Vor drei Jahren übernahm Tschofen die Leitung. Seitdem ist er der erste, der auf den Beinen ist, und der letzte, der sein Tagwerk beendet. In Zeiten wie diesen fährt er Runden um Runden durch die Nacht, um nachzusehen, wo es Windverfrachtungen gegeben und es den meisten Schnee abgelegt hat. „Damit ich meine Leute entsprechend einteilen kann“, wie er erklärt. So sammeln sich Unmengen von Einsatzstunden an. Allein von Freitag auf Samstag war Mario Tschofen durchgängig 26 Stunden auf den Beinen. Aber auch von seinen Kollegen fordert er alles. Sieben haben jeweils an einem Tag frei. Doch wenn Not am Mann ist, müssen sie erreichbar sein. Diesbezüglich kann sich der „Oberbully“ nicht beklagen. „Wir sind ein tolles Team“, betont er. Zu normalen Arbeitszeiten hilft Mario Tschofen untertags bei den „Schneemachern“ aus. Es gilt, den Nachschub zu sichern. Denn er kann bekanntlich nie genug Schnee haben. Außerdem begleitet er Möchtegern-Bullyfahrer auf ihren Schnupperrunden. Die Möglichkeit dazu besteht täglich zwischen 16 und 17 Uhr. Das Interesse ist groß. Auch bei den Frauen. Die, so hat Mario Tschofen fachkundig festgestellt, zeigen „viel mehr Gefühl beim Fahren als Männer“. Noch sind die Pistenbullys aber fest in Männerhand.

Zur Person Mario Tschofen

Geboren: 30. März 1982 in Schruns

Wohnort: St. Gallenkirch

Beruf: Pistengerätefahrer

Hobbys: das Maisäß

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