Um 14.30 hat Dieter Egle in der Regel Feierabend, denn er fährt in aller Herrgottsfrüh beim Werkhof der Stadt los, um den Abfall anderer Leute abzuholen. Seit zehn Jahren sitzt er tagtäglich am Steuer des Müllwagens und er kann sich nicht vorstellen, das Lenkrad mit einem Bürojob zu tauschen. Denn er hat keine Probleme damit, bei der Müllabfuhr zu arbeiten: Abfällige Bemerkungen über unsere Arbeit höre ich niemals. Wir machen unseren Job wie jeder andere. Und das wird von den Leuten auch honoriert.
Zu Weihnachten, wenn die Müllberge hoch und die Leute besonders froh sind, wenn die Müllabfuhr wie immer pünktlich vorfährt, gibt es da und dort sogar einmal eine Flasche Wein oder ein Wort des Dankes. Das freut die Männer. Jeden Tag legt der 46-Jährige mit seinen beiden Mitarbeitern hinten auf der Plattform, denen er besonderen Respekt zollt, weil sie bei Hitze, Regen und Kälte die schweren Müllsäcke aufladen müssen, rund 100 Kilometer auf Dornbirns Straßen zurück. Zweimal wird die Fuhre beim Häusle abgeladen.
Pro Jahr holen wir etwa 2400 Tonnen Rest- und 2100 Tonnen Biomüll vor den Haustüren der 20.000 Dornbirner Haushalte ab, hat Dieter Egle einmal ausgerechnet. Und es wird immer mehr, denn die Stadt wächst und auch die Wegwerfgesellschaft lässt grüßen. Um in den Bergparzellen den Müll abzuholen, muss er auf den Kleinlaster umsteigen, denn im Ebnit, in Kehlegg oder Winsau sind die Straßen steil und eng. Wobei vor allem im Winter fahrerisches Können notwendig ist. Trotz Ketten auf allen vier Rädern kann es passieren, dass das Auto einmal durchgeht, schmunzelt der begeisterte Lkw-Fahrer. Ernsthaftes ist bisher Gott sei Dank nicht passiert.
Hohe Ekelgrenze
Gefragt sind bei den Müllmännern nicht nur starke Muskeln und Witterungsunempfindlichkeit, sondern auch eine hohe Ekelgrenze, weiß Egle: Vor allem der Biomüll ist nichts für schwache Nerven. Da kriecht im Sommer allerlei Getier in den Containern herum. Auch eine empfindliche Nase sollte man nicht haben. Schnell zupacken, aufladen und ab die Post, lautet die Devise. Reklamationen über die Arbeit der Männer gibt es kaum. Wenn doch einmal etwas nicht passt, dann ist die Leiterin der Müllabteilung im Werkhof, Renate Preissegger, am Zug, um die Wogen zu glätten. Sie ist auch für den organisatorischen Ablauf der Müllabfuhr zuständig, was in einer 47.000-Einwohner-Stadt nicht sehr einfach ist.
Umweltbewusstsein
An die Zeiten, als der Müll oft illegal in der Dornbirner Ache entsorgt wurde, kann sich Dieter Egle nicht mehr erinnern: Ich habe das Gefühl, dass die allermeisten Bürgerinnen und Bürger ein großes Umweltbewusstsein haben. Dass es Häuser gibt, vor denen überhaupt nie ein Müllsack zur Abholung bereit steht, macht ihn aber schon misstrauisch. Offenbar entsorgt doch manch einer seinen Hausmüll still und heimlich in öffentlichen Abfallbehältern, um sich das Geld für die schwarzen Säcke zu ersparen. Eine regelmäßige Abholung des Restmülls gibt es in Dornbirn seit Anfang der 60er- Jahre.
ZUR PERSON
Dieter Egle
Geboren: 1964
Wohnort: Dornbirn
Beruf: Mitarbeiter im Werkhof, Müllwagenfahrer
Hobby: Motorradfahren
Lieblingsessen: Schnitzel und Pommes