Ein Jahrhundert Theater spielen im Vereinshaus

Der Laientheaterverein “bühne68” feiert den Geburtstag des Lauteracher Vereinshauses.
Lauterach. 1 Schilling für einen Platz auf dem ersten Rang und 80 Groschen für den zweiten – so viel kostete der Eintritt ins Lauteracher Theater im Jahr 1932. Inzwischen haben wir den Euro, die Schauspieler sind andere, ansonsten allerdings gibt es heuer so etwas wie ein Déjà- Vu: dasselbe Stück, derselbe Raum. Damit feiert das Lauteracher Laientheater “bühne68” den 100. Geburtstag ihres Vereinshauses. Von Anfang an wurde dort Theater gespielt. Zuerst war es der Katholische Arbeiterverein, dann die Laienspielgruppe Lauterach, 1968 schließlich wurde es umbenannt in “Freizeitbühne68”, seit ein paar Jahren heißt die Gruppe nur noch “bühne68”.
Trotz des stattlichen Alters des Vereinshauses ist Umziehen in andere Räumlichkeiten kein Thema: “Wir bleiben hier! Es ist ja sogar in unserem Vereinslogo drin! Eine Renovierung wäre allerdings dringend nötig!” meint Josef Ludescher, der Vereinsobmann. “Seit Jugendjahren verbringe ich hier meine Freizeit, schließlich bin ich seit 52 Jahren beim Theater.”
Ein altes Stück im alten Vereinshaus
“Föhn”, das Stück zu Ehren des Geburtstagsjahres, stammt aus dem Jahr 1918 und wurde 1932 schon einmal im Lauteracher Laientheater aufgeführt. Es handelt von einer Witwe und ihrem ledigen, behinderten Sohn. Sie werden von der Dorfgemeinschaft ausgegrenzt und sollen vertrieben werden, weil ein Großbauer aus deren Wohnhütte einen Stadel machen möchte.
Laut Josef Ludescher sollte das Publikum auf jeden Fall Taschentücher mitnehmen; deshalb passt “Föhn” eigentlich gar nicht in das Spielschema des Laientheatervereins. “Zum Jubiläum wollten wir aber einfach ein altes Stück haben, das vom Thema her heute noch spielbar ist”, erklärt Josef Ludescher. Zwar mag die “bühne68” auch normalerweise ernste Themen, die sind aber meistens sehr humorvoll verpackt. Beim Stück “Romulus der Große” von Friedrich Dürenmatt beispielsweise waren lebende Hühner auf der Bühne, von denen eines sogar während der Vorstellung ein Ei legte.
bühne68 sind Hobbyspieler und Freunde
Auch abseits der Bühne mag es die “bühne68”- Truppe lustig: Man sitzt und feiert gerne zusammen, läuft im Fasching auf Umzügen mit, in der Probepause gibts ein Bierchen. Einmal im Jahr wird ein Preisjassen organisiert, Ausflüge und Stammtische finden auch regelmäßig statt.
Die Hobbyschauspieler sind Freunde, viele durch die Freundschaft zum Theater gekommen. So auch Hubert Dörler, der Gemeindearzt: “Vor drei Jahren hat mich ein Freund im Supermarkt gefragt, ob ich nicht mitspielen wolle, es gäbe noch eine Rolle zu besetzen. Und dann bin ich einfach dabei geblieben.”
Insgesamt sind zwanzig bis fünfundzwanzig Leute bei der “bühne68”, Kinder bis Pensionisten: “Wir haben nicht nur Spitzenleute, sondern auch welche, die es einfach nur gern tun! Aber das ist völlig in Ordnung so – schließlich ist es ein Hobby und soll vor allem Spaß machen”, sagt Josef Ludescher.
Vereinsfacts:
1911 wurde das alte Lauteracher Vereinshaus gebaut
1932 wurde “Föhn” gespielt
20- 25 Mitglieder hat der Verein
1968 hieß der Laientheaterverein Lauterach bühne68
3 Mal pro Woche wird geprobt
3 Monate dauert die Vorbereitung für ein Stück durchschnittlich
72 Jahre ist der älteste der Hobbyschauspieler
80- 100 Leute kommen pro Vorstellung
Die Premiere des Jubiläumsstücks “Föhn” ist am 19.3. Weitere Vorstellungen samstags und sonntags, immer um 20 Uhr. Davor, danach und in den Pausen gibt es außerdem eine Ausstellung “100 Jahre altes Vereinshaus”.
Mehr Infos unter www.buehne68.at.tf
Umfrage:
Was ist das Schöne am Verein “bühne68”
Karlheinz Gmeiner, “Kaspar Kofler”: Wir sind eine so gemischte Truppe, dadurch bin ich einfach viel und gerne da. Und das Schöne am Theater ist, dass man in eine andere Rolle schlüpfen kann, aber danach wieder man selbst ist.
Sandra Girardi, “Theres”: Ich finde es super, dass bei uns alle Altersgruppen vertreten sind. Alle verstehen sich und wir unternehmen viel gemeinsam. Außerdem sind wir alle einfach leidenschaftliche Spieler
Hubert Dörler, Werbung: Was die bühne68 so besonders macht, sind die Leute an sich; der Zusammenhalt in der Gruppe. Wenn man so intensiv zusammen arbeitet bis es für alle perfekt ist, dann schweißt das unglaublich zusammen.