“Es ist wahrlich etwas Außergewöhnliches, dass es in einer Sportart eine solche Anhäufung von Talenten gibt”, freut sich der Sportbegeisterte über die Siege von Andi Kofler, Gregor Schlierenzauer & Co. Spezielles Verfahren Dass er selbst ein wenig zum “Wunder” beiträgt, stellt der (noch) 49-jährige Andelsbucher dabei hinten an.
“Dazu ist die Sache auch zu vertrauensvoll”, will der selbständige Unternehmensberater seine Tätigkeit im Springer-Nationalteam nicht an die große Glocke hängen. Dank eines speziellen Testverfahrens hat der ehemalige Spitzenturner in den letzten vier Jahren tiefe Einblicke in das Seelenleben vieler Leistungssportler gewonnen. Fußballer, Tennisspieler, Olympiasieger und Weltmeister ließen sich von Simon Bertl bereits die Psyche diagnostizieren. Und eben auch die Skispringer, denen der Bregenzerwälder damit auf die Sprünge half. Auch am Kulm ist der sechsfache Familienvater an der Seite von Toni Innauer im Einsatz. Sein Wälder Landsmann war es auch, der den in Bregenz lebenden Gründer des HRM-Personal-Instituts zum Skispringen brachte.
“Die Nordischen sind ja bekannt dafür, dass sie neuen Methoden gegenüber aufgeschlossen sind.” 20 verschiedene Faktoren Was mit Baldur Preiml Mitte der 70er-Jahre begann, findet mehr als drei Jahrzehnte später mit Simon Bertl seine Fortsetzung. Wobei der Psychologe betont, dass seine Arbeit nichts mit Mentalbetreuung zu tun hat. Wer Bertls Dienste in Anspruch nimmt, hat vielmehr die Möglichkeit, rund 20 unterschiedlichste Faktoren wie Siegeswille, Motivation, Disziplin etc. analysiert zu bekommen. In einer Diagnosekurve wird dann die momentane Verfassung sichtbar. Bertl bezeichnet es als eine Art Selbsterkenntnis für Sportler.
Athleten und Trainer können entsprechende Rückschlüsse ziehen und darauf aufbauend im mentalen Bereich weiterarbeiten. Für den einstündigen Test am Computer wird ein standardisiertes Verfahren angewendet, das von einer deutschen Universität entwickelt wurde. “Das Geheimnis liegt darin, dass die richtigen Fragen gestellt werden”, erklärt Simon Bertl. Der Psycho-Diagnostiker kann damit den heimischen Sportlern etwas Einzigartiges anbieten. “Wenns läuft, dann läufts” Als ehemaliger Turner, der Vorarlberg als Aktiver bei zwei Weltmeisterschaften vertrat, hat der Unternehmer einen besonderen Bezug zum Sport. Er weiß, dass trotz akribischer Analysen auch die Tagesverfassung eine entscheidende Rolle spielt.
Der Sport hat eben seine eigenen Gesetze. Bertl: “Wenns läuft, dann soll man es laufen lassen. Dann braucht man nicht großartig zu diagnostizieren.” Für Bertl liegt gerade in der Bodenständigkeit des Springerteams die Ursache für den Höhenflug. Doch Höhen folgen auch Tiefen. Nicht nur im Sportlerleben. Krisen erfassen alle. Sie können aber auch als Chance gesehen werden. Denn oftmals haben kleine Ursachen große Wirkungen. In diesem Fall kann eine Psycho-Diagnose ein hilfreicher Weg sein.