Oh nein, anstehen, murrt der Bub vor dem Bregenzer Eispavillon am See. Heute will eben jeder ein Eis, mahnt der Vater Geduld ein und reiht sich in die lange Schlange ein. Wer an diesem Wochenende ein Eis wollte, musste eben warten.
Die Sonnenstunden und frühsommerlichen Temperaturen bescherten am Wochenende nicht nur den Eisdielen ein Wahnsinnsgeschäft. Auch die Sonnenplätze in den Cafés waren zumeist voll. Zu voll für manche Besucher. Im Eispavillon schmeißt eine Familie entnervt das Handtuch.
Das lange Warten wurde hier nicht von Erfolg gekrönt. Die Kellner kommen mit den Eiskaffees und Früchtebechern gar nicht nach und nicht nur wegen der Temperaturen ins Schwitzen. Ich komme sofort, ruft er dem nächsten Tisch zu, während er leere Eisbecher in die Küche balanciert.
Wie im Bienenschwarm
Ob auf Schuhen, Rollen, Fahrradreifen oder gar schon barfuß: Die Vorarlberger zog es am Wochenende ins Freie. Regelrechte Karawanen an Spaziergängern und Radfahrern zogen am Bodensee oder am Rhein entlang. Endlich können wir wieder auf den Spielplatz, freut sich Nadine Ladinek. Denn ihrem 15-monatigen Sohn Philipp gefällt es in der Wohnung gar nicht.
Am Molo lassen Spaziergänger den Blick übers Wasser gleiten. Am Horizont ziehen die Boote vorbei. Ganz Mutige begnügten sich nicht damit, das Wasser zu betrachten, sondern sprangen sogar schon ins doch noch sehr kühle Nass. Am Alten Rhein in Lustenau wurden schon die Schlauchboote zu Wasser gelassen.
Rekordtemperaturen
Kein Wunder, dass es sowohl am Samstag als auch am Sonntag auf Plätzen, in Cafés, auf Liegewiesen und Spielplätzen zuging wie in einem Bienenschwarm. Das Wochenende schlug doch alle Rekorde in der Temperaturmessung. Es war mit 24,2 Grad in Bludenz der wärmste 3. April seit Beginn der Aufzeichnungen, staunt selbst Meteorologe Günter Scheibenreif von der ZAMG über das Traumwochenende. Bislang rangierte Feldkirch mit 23,1 Grad am 3. April 1995 auf Platz eins der Temperaturskala. Auch der Samstag war rekordverdächtig: In Bludenz wurden ebenfalls 24,2 Grad Celsius gemessen. So warm war es an diesem Tag das letzte Mal 1976 in Feldkirch.
Insgesamt ist es zu warm. Auch der vergangene März war statistisch gesehen um 1,1 Grad zu warm, sagt Scheibenreif. Der März bescherte den Vorarlbergern überdurchschnittlich viele Sonnenstunden. In Bregenz insgesamt 192 Stunden. Normalerweise sind es 119, weiß der Wetterexperte, der den Sonntag im Büro verbringen musste. Leider. Am Montag habe ich frei, aber dann regnet es ja wieder, ärgert er sich ein wenig. Mit den Rekordtemperaturen hat es heute schon ein Ende: Mit einem Kältesturz zeigt das Thermometer maximal 13 Grad an. Das Tief dauert aber nur kurz an. Es wird relativ schnell wieder schön, prognostiziert Scheibenreif eine schnelle Rückkehr der warmen Tage. Schon am Mittwoch könnte die 20-Grad-Marke wieder geknackt werden.
Rekordtemperaturen:
3. April:
Bludenz: 24,2 Grad
Dornbirn: 21,9 Grad
Schoppernau: 21,9 Grad
Gaschurn: 22,1 Grad
Feldkirch: 21,7 Grad
2. April:
Bludenz: 24,2 Grad
Gaschurn: 22,6 Grad
Fraxern: 22,3 Grad
Dornbirn: 21,8 Grad
Brand: 21,4 Grad