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Ein "Hauch von Riviera" in Paris

Sand statt Asphalt, Palmen statt Blechlawinen: Ab Sonntag verwandelt sich die Schnellstraße Georges Pompidou am Seine-Ufer vier Wochen lang in einen Sommerstrand.

1,5 Millionen Euro lässt sich die Stadtregierung die Aktion „Paris-Plage“ kosten, ein spektakuläres Symbol der neuen Verkehrspolitik des rot-grünen Magistrats.

Das von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Seine-Ufer im Herzen der französischen Hauptstadt soll den Parisern zurückgegeben werden, schrieb sich der sozialistische Bürgermeister Bertrand Delanoe auf die Fahnen. Wo in anderen Städten Spaziergänger am Fluss flanieren können, rasen in Paris die Autos.

Im letzten Sommer sperrte die damals neue Stadtregierung erstmals für vier Wochen die Uferschnellstraßen. Mangelnde Information und schlechtes Wetter aber ließen die Aktion fast zum Fehlschlag werden. In diesem Jahr geht das Rathaus die Sache professioneller an.

Vier Sand- und Grasstrände, 22 Badekabinen, 300 Liegestühle, 150 Sonnenschirme, 80 Palmen, vier Strandcafes und Wasserspiele sollen die Pariser auf den drei Kilometer langen „Stadtstrand“ zwischen dem Quai Henri IV und dem Quai des Tuileries locken. „Ein Hauch von Riviera“, schwärmte die Zeitung „Le Parisien“ bereits.

Am Pont Neuf kann man einen Golfschnupperkurs absolvieren und lernen, Seemannsknoten zu knüpfen. Die Stadt sorgt für Kinderbetreuung, Straßenkünstler und Musiker für einen bunten Rahmen. Kleiner Schönheitsfehler: Gebadet werden kann in der Seine nicht – das Wasser ist viel zu dreckig.

Immer mehr Pariser nehmen den Bus

„Paris-Plage“ ist das sommerliche Vorzeigeprojekt einer Verkehrspolitik, die nach jahrzehntelanger Bevorzugung des Autos auf die öffentliche Verkehrsmittel setzt und sogar das Rad nicht ganz vergisst. Auf baulich von der Fahrbahn abgetrennten Spuren kommen in der Innenstadt die Busse schneller voran. Die Zahl der Fahrgäste stieg binnen eines Jahres um zwei Prozent, der Autoverkehr ging um einen Prozent zurück, wie der stellvertretende Bürgermeister Denis Baupin von den Grünen jetzt bilanzierte.

Doch nach ihren Siegen bei der Präsidentschafts- und Parlamentswahl rüstet jetzt die Rechte in ihrer jahrzehntelangen Hochburg Paris zum Gegenangriff. Die Verkehrspolitik sei „extremistisch“, giftet Exoberbürgermeister Jean Tiberi. Die konservative Bürgermeisterin des siebten Arrondissements, Martine Aurillac, wehrt sich gegen eine neue Busspur auf dem Boulevard des Invalides.

Und der in der Hauptstadt mit vielen Kompetenzen ausgestattete Polizeipräfekt zeige nach dem Regierungswechsel für die Gegner des Sozialisten Delanoe auffällig mehr Verständnis, vermerkte die Zeitung „Liberation“. Zudem blockiere der Staat Gelder, mit denen auf den neuen Busspuren ein dichterer Takt ermöglicht und die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs weiter gesteigert werden solle.

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