Ein Jahr verbrachte er in der Klinik in Innsbruck, ein weiteres im Krankenhaus Dornbirn. Und es hätte noch viele solcher Aufenthalte für den Kleinen gegeben, hätte sich die Kinderkrankenschwester nicht mit ganzer Kraft für die Verwirklichung einer Mobilen Kinderkrankenpflege stark gemacht. So aber konnte das Kind mit ihrer Unterstützung zu Hause gepflegt werden. Das war vor sechs Jahren. Heute geht es ihm gut, erzählt Sabine Österreicher mit sichtlicher Freude. Erfolgserlebnisse, die in ihrem und dem Alltag ihres Teams aber keine Selbstverständlichkeit sind.
Kein Weg zu weit
Die gebürtige Niederösterreicherin lebt seit zwanzig Jahren in Vorarlberg. Zehn davon verbrachte Sabine Österreicher auf der Kinderintensivstation des Krankenhauses Dornbirn. Für manche der kleinen Patienten wurde das Spital zur zweiten Heimat. Dass es für diese Kinder keine häusliche Unterstützung gab, beschäftigte sie. Da kam mir die Idee mit der Mobilen Kinderkrankenpflege, schildert die patente junge Frau die Anfänge eines langen Weges. In Primar Bernd Ausserer fand sie jedoch einen engagierten Mitstreiter. Also schrieb sie einen Projektbericht, der tatsächlich den Weg in die Landesgesundheitsplattform fand und von dieser, wenn auch nur häppchenweise finanziert, schließlich abgesegnet wurde. Inzwischen ist aus dem Versuch eine flächendeckende Einrichtung geworden. Sabine Österreicher und ihren drei Kolleginnen ist kein Weg zu weit, wenn es um Hilfe für kranke und sterbende Kinder geht. Von Montag bis Freitag sind sie landauf, landab unterwegs. An den Wochenenden sollen die Familien Familie sein können, sagt Österreicher. Wobei sie nicht verhehlt, dass die Abdeckung dieser Zeit auch eine Frage der personellen Ressourcen ist. 52 Kinder und Jugendliche hat die Mobile Kinderkrankenpflege im letzten Jahr betreut. Das Vertrauen eines Kindes zu gewinnen, sei mitunter harte Arbeit. Aber zu sehen, wie die Kinder in ihrer vertrauten Umgebung aufleben, ist unheimlich bereichernd, erzählt Sabine Österreicher. Auch vom Lebenswillen, den die Kleinen an den Tag legen, könnten Erwachsene noch viel lernen.
Begleitung im Sterben
Doch die Medaille hat eine Kehrseite. Jährlich müssen drei bis vier Kinder im Sterben begleitet werden. Solche Situationen kann man nur lernen auszuhalten, sagt die Kinderkrankenschwester, die Kraft dafür in der Natur tankt. Gleiches gilt für Beziehungen, die man zum Kind und seiner Familie während einer längeren Betreuungsphase aufbaut. Sabine Österreicher hat aber ebenso die Erfahrung gemacht, dass Eltern ein Helfernetz auch gerne wieder loslassen. Sie wachsen mit der Zeit in die Pflegerrolle hinein und leisten dort auf ihre Weise Großartiges. Sie lässt Mütter und Väter gerne gewähren. Ich bin ja nur Gast in der Familie, kennt Sabine Österreicher ihre Grenzen. Aber als solcher ist sie immer da, wenn sie gebraucht wird.
ZUR PERSON
Sabine Österreicher
Geboren: 8. Dezember 1969, NÖ
Wohnort: Dornbirn
Beruf: Diplomierte Kinderkrankenschwester
Hobbys: Bewegung in der Natur