Gering ist hingegen die allgemeine Armutsquote in Österreich im Vergleich zu den 30 Mitgliedsstaaten der OECD: Nur in Dänemark, Schweden und Tschechien ist Armut noch weniger verbreitet.
Als “arm” gelten nach der Definition der OECD jene Menschen, die mit weniger als der Hälfte des Medianeinkommens auskommen müssen. Das Medianeinkommen gibt an, dass die Hälfte der Arbeitnehmer mehr, die andere Hälfte weniger als den angebenen Wert verdient.
Laut der Studie “Mehr Ungleichheit trotz Wachstum?”, die am Dienstag in Paris vorgestellt worden ist, stellt in Österreich vor allem eine Trennung oder eine Scheidung ein Armutsrisiko dar: Denn nimmt man alle Haushalte, in denen Kinder leben, liegt Österreich in Bezug auf die Armutsquote mit sechs Prozent immer noch am fünften Platz hinter Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland. Nimmt man nur die Haushalte Alleinerziehender mit Kindern, fällt Österreich auf den achten Platz zurück.
In den nordischen Ländern ist die Situation anders: Dort haben Alleinerziehende ein geringeres Armutsrisiko als kinderlose Singles. “Das ist einerseits das Resultat gezielter Transfers und andererseits die Folge eines umfassenden Betreuungsangebots, das auch Alleinerziehende in die Lage versetzt, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen”, erklärte der OECD-Experte Michael Förster, einer der Autoren der Studie.
In Bezug auf die Unterschiede zwischen den Haushaltseinkommen innerhalb der Staaten liegt Österreich auf Platz vier und damit unter dem OECD-Schnitt. Nur Dänemark, Schweden und Luxemburg wiesen eine geringere Einkommensungleichheit auf. Abgesehen von Frankreich, Spanien, Irland, Griechenland und der Türkei hat die Einkommensungleichheit zwischen 1985 und 2005 jedoch allgemein zugenommen.
Anders als vielfach behauptet, sei dies aber weder hilfreich noch eine Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum, so die Studie.
In Deutschland haben die Einkommensunterschiede und der Anteil der armen Menschen in den Jahren 2000 bis 2005 so schnell zugenommen wie in keinem anderen OECD-Land. Gründe dafür sind laut der Studie Arbeitslosigkeit und der Trend zu kleineren Haushalten. In der Schweiz wiederum sei “Armut trotz Arbeit” relativ weit verbreitet. Auch der Anteil an Pensionisten, die als arm gelten, ist dort höher als im OECD-Schnitt.