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Ein Drittel der Models essgestört

Während das Durchschnittsgewicht der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten angestiegen ist, wird das durch die Medien propagierte „Ideal“ immer dünner.

Ein Drittel der Teilnehmer einer Model-Untersuchung der Universität Innsbruck hätten sich als „essgestört“ erwiesen. Nach Angaben vom Mittwoch dürfte die Dunkelziffer noch höher liegen. Bei der Hälfte der 50 aus Österreich stammenden Models habe das Gewicht im magersüchtigen Bereich gelegen.

Erstellt wurde die Studie vom Psychologen und Psychotherapeuten Günther Rathner. Es sei sehr schwierig gewesen, 50 Models für diese anonyme Untersuchung mittels Fragebogen zu gewinnen. Bei der Hälfte der in dieser Studie erfassten Models sei das Gewicht im magersüchtigen Bereich gelegen. Trotz dieses niedrigen Gewichts sei die Einstellung der Models zu Figur, Gewicht, Essen und Äußerem deutlich problematischer gewesen, als in einer Kontrollgruppe.

Im Alpbacher Congress Centrum findet von Donnerstag bis Samstag dieser Woche der 10. Internationale Kongress Essstörungen unter der wissenschaftliche Leitung von Rathner von der Innsbrucker Uniklinik für Medizinische Psychologie & Psychotherapie statt. Diese vom Netzwerk Essstörungen organisierte Tagung ist auch für Betroffene und Angehörige zugänglich. Sie befasst sich traditionell neben neuen therapeutischen Ansätzen auch mit gesellschaftlichen Ursachen von Essstörungen. Auffallend bei Essstörungen sei die gegenwärtig starke Zunahme in der industrialisierten Welt, vor allem bei weiblichen Jugendlichen und jungen Frauen.

Während das Durchschnittsgewicht der Bevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten angestiegen sei, werde das durch die Massenmedien und die Werbung propagierte „Ideal“ immer dünner. Ein derartig niedriges Körpergewicht könne ohne Gesundheitsgefährdung nicht erreicht und gehalten werden. Eine schwerwiegende Folge dieses Schlankheitswahns seien Magersucht und Bulimie.

Durch die Massenmedien und die Werbung würden diese Models Vorbild vor allem für weibliche Jugendliche, aber auch junge Frauen, die mit Hilfe der „Einstiegsdroge Diät“ an dieses Vorbild heranzukommen trachten. Im Vergleich mit diesen Models würden sie sich dann als „fett“ statt als attraktiv und gesund wahrnehmen; dies fördere Selbstunzufriedenheit und Unsicherheit.

In der Gesellschaft werde die äußere Erscheinung immer wichtiger und wie eine Ware verkauft. Schlankheitswahn und die in der letzten Zeit gehäuften Versprechungen der Schönheitschirurgie („Alles ist machbar!“) seien nur zwei Seiten einer Medaille: Überraschenderweise werde die Gleichmacherei, die Standardisierung („McDonaldisierung“) gefördert, obwohl Individualismus hoch gehalten werde. Ein Ideal, fast wie beim Klonen, werde verkauft: eine bestimmte Form der Nase, des Beckens, der Brust. Damit werde der Körper zum Schlachtfeld (im wahren Sinne des Wortes) für die Lösung persönlicher und sozialer Probleme und die Verleugnung des Älter-Werdens. Essstörungen seien nur eine extreme Ausprägung, fast schon eine Karikatur, dieser Entwicklung. Und sie würden auch zeigen, dass dieser scheinbare Ausweg nur mit einem Verlust der eigenen Individualität, der eigenen Identität und schwerwiegenden Problemen und Schmerzen verbunden sei, erklärte Rathner.

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