Seit 8. Juli wurden im Süden Kärntens täglich Höchstwerte über 30°C gemessen, insgesamt wurden im südlichsten Bundesland Österreichs im Juli 2010 bereits bis zu 20 der sogenannten Tropentage (Höchstwert von 30°C oder mehr) registriert. In Klagenfurt wurden seit Anfang Juli 14 Tropentage erreicht und bis zum Wochenende sind nochmals zwei weitere Hitzetage zu erwarten, wodurch der Julirekordwert von 2006 (15 Tropentage) heuer überschritten werden dürfte, analysiert ZAMG Klimatologe Gerhard Hohenwarter. Aber nicht nur in Kärnten war es bisher für die Jahreszeit extrem warm. In Bregenz liegt das aktuelle Julimittel um 5°C über dem vieljährigen Durchschnitt; seit Monatsbeginn stieg die Temperatur in der Vorarlberg Landeshauptstadt 10 Mal über die 30°C Marke, im vieljährigen Schnitt werden in Bregenz im ganzen Jahr nur 3- 4 sogenannte Tropentage gemessen. Der österreichische Hitzepol war gestern Mittwoch Feldkirchen (K) mit 35,6°C, europaweit wurde dieser Wert nur mehr von einzelnen Orten in Südrussland überboten, wo die aktuelle Hitzewelle zu Höchstwerten um 37°C führt.
Kaltfont rückt näher
37°C sind laut ZAMG Meteorologen Thomas Turecek heute in Österreich höchstens vereinzelt zu erwarten. Am wärmsten wird es in einem weiten Bogen um den Alpenrand von Unterkärnten über die Steiermark bis ins niederösterreichische Alpenvorland. Hier werden verbreitet 33 bis 35°C erreicht, prognostiziert Turecek. Von Westen her nähert sich aber bereits eine Kaltfront an, welche in den Alpen bereits bis Donnerstagabend erste heftige Gewitter bringen kann. Spätestens in der Nacht auf Samstag erfasst die Kaltfront dann auch den Osten und Süden Österreichs und beendet somit die wochenlange Hitzephase im Alpenraum nachhaltig. In manchen Regionen könnten laut ZAMG Meteorologen die Temperaturen am Wochenende vorübergehend 20°C unter dem aktuellen Niveau zu liegen kommen.
Ozoninformationsschwelle erreicht
Vor der Kaltfront muss man sich aber nicht nur auf extreme Hitze sondern auch wieder auf eine deutlich erhöhte Ozonkonzentration einstellen. Den Berechnungen der ZAMG zu Folge wird heute Donnerstag und auch morgen Freitag im Osten des Bundesgebietes die Informationsschwelle diese liegt bei 180 µg/m³ – nochmals überschritten. Besonders ältere Menschen sowie Personen mit Atemwegserkrankungen sollten bei den hohen Temperaturen sowie der aktuellen Ozonbelastung körperliche Anstrengung vermeiden, so ein Sprecher der ZAMG.
Des einen Freud des anderen Leid
Die Auswirkungen des Klimas auf das Wohlbefinden der Bevölkerung sind unterschiedlich. Während sich die Freibäder in Hitzewellen höchster Besucherzahlen erfreuen, sind Rettungsdienste im Dauereinsatz. Laut der internationalen Studie MORTKLIM, unter der Führung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, steigt die Mortalitätsrate in Wien, bei extremer Wärmebelastung um etwa 13%. Dafür ist jedoch nicht ein einzelner Faktor, wie zum Beispiel die Lufttemperatur, als Auslöser zu sehen sondern ein Zusammenwirken verschiedener meteorologischer und umwelthygienischer Effekte.
Im Rahmen von MORTKLIM wurde die Temperatur in drei Belastungsstufen nämlich mäßig, stark und extrem in ihrer Wirkung auf das Wohlbefinden eingeteilt. Tage mit extremer Hitzebelastung kommen demnach in Wien durchschnittlich neunmal pro Jahr vor. Alle drei Belastungsklassen sind mit deutlich erhöhten Sterblichkeitszahlen gekennzeichnet. Während wir in der Lage sind sehr hohe und sehr tiefe Umgebungstemperaturen über einen kürzeren Zeitraum zu tolerieren, steigt die Mortalitätsrate bei längeren Hitzeperioden überproportional an. In nur einer Woche steigt die Rate von 2.6% auf 15,6%! Die thermische Belastung wirkt sich in diesem Zusammenhang übrigens auf Frauen massiver aus als auf Männer, so die Ergebnisse früherer Studien. Besonders gefährdet sind Menschen mit Herzkreislauf- oder Atemwegserkrankungen, rechtzeitige Information und der entsprechende Umgang mit den Gegebenheiten kann Leben retten.
Hintergrund zu MORTKLIM
Für diese Studie wurden die Mortalitätsdaten aller neun Bundesländer für den Zeitraum 1970 bis 2007 herangezogen. Anhand eines human biometeorologischen Verfahrens wurden alle relevanten meteorologischen Messdaten der einzelnen ZAMG-Stationen in Österreich mit thermophysiologischen Größen, wie Alter, Größe, Geschlecht, etc. verknüpft.