Morgen wird Dr. Meinrad Pichler sechzig. Ein Jubiläum, das nach einem zünftigen Fest verlangt. Das schönste Geschenk hat sich das Geburtstagskind aber selbst gemacht. Sein neues Buch wurde rechtzeitig fertig. Gut zehn Jahre recherchierte Pichler, in den Sommerferien schrieb er, was das Zeug hielt.
Ab Montag ist Quergänge in den Buchhandlungen. Erzählt werden die spannenden Lebensgeschichten von 16 unbekannten, aber interessanten Menschen.
Wertvolle Biografien
Die im Buch beschriebenen Figuren stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert und sind Meinrad Pichler bei anderen Arbeiten unter die Finger gekommen. Grundsätzlich meint er, sind es alle Biografien wert, erzählt zu werden. Weil das nicht geht, hat der Direktor des Bundesgymnasiums Gallusstraße in Bregenz eben ein paar Besondere aus den Archiven geholt. Leute mit schwierigem Hintergrund, unangepasst, rebellisch. Leider sind nur drei Frauen darunter, bedauert Pichler aufrichtig. Dafür waren es starke Persönlichkeiten.
Sein Interesse an den Lebensumständen anderer beschränkt sich nicht nur auf die Vergangenheit. Meinrad Pichler taucht auch in die Biografien seiner Schülerinnen und Schüler ein. Bei 660 nicht gerade einfach. Aber: Ich habe den Ehrgeiz, alle zu kennen, sagt er. Bei den meisten ist dies mittlerweile der Fall. An den Erstklässlern arbeitet er noch. Das Wissen um ein bisschen mehr als nur den Namen schaffe ein besseres Verständnis und sei eine Form der Wertschätzung, meint er. Die gegenseitige Anteilnahme macht den Schulalltag offenbar einfacher. Wir haben ganz tolle Kinder, lobt der Direktor seine Mädchen und Buben überschwänglich.
Großer Bücherschatz
Allzu viele Unterrichtsstunden gehen sich zwar nicht mehr aus. Wenn Meinrad Pichler jedoch in einer Klasse steht, erzählt er gerne von damals. Ich bin ein Mensch, der viel erzählen kann, so seine eigene Einschätzung. Als Jugendlicher war er Büchern indes weniger zugeneigt, wiewohl er schon früh wusste, dass er Germanistik studieren würde. Das wirkliche Interesse fürs Lesen kam erst während des Studiums, erzählt Pichler. Heute stapeln sich rund 3000 Bücher in seinem Haus. Einige davon stammen von ihm. Jetzt kommt ein neues Werk dazu. Es wird für länger das letzte sein.
Denn in der Schule stehen einige wichtige Projekte an. Denen will sich der Direktor die restlichen Dienstjahre intensiv widmen. Einen Teil meiner Pensionszeit werde ich aber sicher wieder in Bibliotheken und Archiven verbringen, ist schriftstellerisch bei Meinrad Pichler also noch lange nicht aller Tage Abend.
ZUR PERSON
Dr. Meinrad Pichler