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Ein Bücherwurm mit Hingabe

Bregenz - Heute ist "Tag des Buches" – Christian Rüscher widmet einen Großteil seines Lebens eben diesen.

Christian Rüscher war eigentlich schon immer ein richtiger Bücherwurm. Von klein auf. Er kann sich sogar noch genau daran erinnern, welche Bücher seine Leseleidenschaft geweckt haben. Das ist ihm zwar ein wenig peinlich, doch er steht dazu: „Ich habe als Kind mit Mädchenbüchern angefangen“, erzählt er verlegen. „Mit Hanni und Nanni“, fügt er lachend hinzu. Mindestens fünf Mal habe er Enid Blytons Buchreihe über die in einem Mädcheninternat lebenden Zwillingsschwestern gelesen. Wenngleich Hannis und Nannis Abenteuer ihn in seiner Kindheit begleiteten, wegweisend für seine Berufswahl war vielmehr Rüschers Schwester, die zu dieser Zeit einen interessanten Buchhändler kennenlernte „und mir den Vorschlag machte, mich ebenfalls in diesem Beruf zu versuchen“, erinnert sich der 36-Jährige. Gesagt, getan. „Denn da ich nach der Matura ohnehin nicht studieren wollte, war ich als Leseratte von dieser Idee begeistert.“

Lehre als Buchhändler

Rüscher absolvierte also die Lehre zum Buchhändler und arbeitete später als Filialleiter in einem Lustenauer Buchhandel. Seit elf Jahren nun ist der geprüfte Bibliothekar in der Bregenzer Stadtbücherei tätig – in enger Zusammenarbeit mit Arbeitskollegin Irene Selhofer, die ihn damals in der Lehre ausbildete. „Unsere Beziehung ist sehr freundschaftlich, wenn nicht gar familiär“, schwärmt er von seinem Arbeitsplatz. Sein Job ist sehr vielseitig: So zählen Pressearbeit, Medienankauf – etwa dem von DVDs, CDs und Bücher im Kinderbereich –, Bestandserfassung, Vorbuchhaltung und gar technische Bereiche wie die Wartung der Homepage zu seinen Aufgabengebieten. Und wenn Not am Mann ist, hilft er in der Ausgabe mit.

„Alter Mist“

Ab und an ereignen sich da auch lustige Begegnungen mit Menschen, die man sein Leben lang nicht vergisst: „Als ich noch in Lustenau gearbeitet habe, hat sich eine ältere Frau mit einem Bücherwunsch an mich gewendet“, erzählt er. „Sie hat ständig nach ‚Altem Mist‘ gefragt und ich wusste einfach nicht, was sie will“, lacht der charismatische Bregenzer. Bis er schließlich – nach unzähligem Nachfragen und weiteren Verständigungsproblemen – draufkam, dass die Frau Paulo Coelhos Buch „Der Alchimist“ kaufen wollte.

„Nicht so romantisch“

Was ist denn das Faszinierende an Büchern? „Ein Buch ist einfach ein treuer Wegbegleiter. Man kann sie immer und überall mitnehmen und vor allem kann man sie anfassen“, zählt er auf. „Außerdem rieche ich sehr gerne an Büchern. Ich liebe es, frisch gedruckte Bücher auszupacken und daran zu riechen“, kommt er ins Schwärmen. An seinem Arbeitsplatz, in der Stadtbücherei, bleibt es aber meist beim Riechen: „Denn unser Beruf ist nicht so romantisch, wie man ihn sich vorstellen mag“, klärt er. Nichts mit Lesen am Arbeitsplatz also. Das muss er sich für zu Hause aufsparen. Was er auch gerne und oft macht. Sein absolutes Lieblingsbuch ist John Irvings „Gottes Werk und Teufels Beitrag“. Trotz Digitalisierung der Bücher und dem Internet kann sich Rüscher nicht vorstellen, dass das Buch jemals vom Markt verdrängt wird. „Auch wenn sich DVDs und Hörbücher in der Stadtbücherei zu einem starken Segment entwickelt haben, stoßen Bücher nach wie vor auf ungebrochenes Interesse – vor allem im Kinder- und Jugendbereich“, freut er sich. Dem „Tag des Buches“ wird heute in der Stadtbücherei keine besondere Veranstaltung gewidmet, „bei uns ist jeder Tag im Jahr ein ‚Tag des Buches‘“, grinst er.

Zur Person

Christian Rüscher gelernter Buchhändler und geprüfter Bibliothekar Geboren: 12. Februar 1974 Ausbildung: Matura am Gymnasium Gallusstraße Laufbahn: Lehre im Buchhandel, Filialleiter in einem Lustenauer Buchhandel, seit elf Jahren in der Bregenzer Stadtbücherei tätig Familie: ledig Interessen: Lesen, Kino, Multimedia Lieblingsbuch: John Irvings „Gottes Werk und Teufels Beitrag

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