Ein 2:3 hat gereicht: Austria Wien zieht in die Champions League ein

Die Austria schaffte damit die siebente CL-Teilnahme eines ÖFB-Clubs, die erste seit 2005 von Rapid. Die Auslosung erfolgt Donnerstag in Nyon.
Jubel nach fünf Minuten, aber dann…
Für die Austria hatte die Partie vor 10.500 Zuschauern nach Maß begonnen. Florian Mader brachte die Hausherren per Freistoß in der 5. Minute voran, danach spielte aber nur noch Dinamo. Marcelo Brozovic (33.), Junior Fernandes (43.) und Fator Beciraj (70.) schossen die Treffer für die Gäste, die damit die Wende geschafft hatten. Der eine Minute zuvor eingewechselte Roman Kienast ließ die Austria mit seinem Treffer in der 82. Minute aber noch jubeln. Der Stürmer drückte eine Kopfballvorlage von Philipp Hosiner aus wenigen Metern über die Linie.Austria-Coach Nenad Bjelica hatte in der Erfolgself von Zagreb nur eine Veränderung vorgenommen. Der in Kroatien gesperrte ÖFB-Teamspieler Markus Suttner lief wie erwartet anstelle von Hinspiel-Torschütze Marin Leovac ein. Dinamos neues Trainerduo Damir Krznar und Zoran Mamic baute seine Hoffnung auf das “Wunder von Wien” vor allem auf den nach einer Verletzung zurückgekehrten Brasilo-Kroaten Sammir.
Traumstart ließ Wiener zu früh hoffen
Ein schnelles Tor der Gäste hatte die Austria vor dem Spiel befürchtet. Doch nach wenigen Minuten brandete in der “Austria-Arena” violetter Jubel auf. Ein Freistoß von Mader segelte dicht über den Köpfen der Akteure hinweg ins lange Eck. Der Traumstart für die Austria war damit perfekt. Dinamo benötigte damit drei Tore, um noch als Aufsteiger vom Platz zu gehen.
Austria ließ sich einschnüren
Trotz des Rückstands machte der 15-fache kroatische Meister aber keine Anstalten, das Spiel verloren zu geben. Dinamo agierte im Vergleich zum Hinspiel deutlich verbessert und schnürte die Austria in ihrer eigenen Spielhälfte ein. Die Wiener fanden überhaupt keine Mittel, Entlastung zu schaffen. Torhüter Heinz Lindner parierte zunächst einen Soudani-Schuss bravourös (30.), kurz darauf bestrafte Dinamo schlussendlich aber die Passivität der Wiener.
Brozovic schlenzte den Ball vom Sechzehner ins lange Eck und beendete damit die Europacup-Torsperre der Austria. Vier Minuten später reklamierten die technisch starken Kroaten darüber hinaus einen Hands-Elfmeter, nachdem Marko Stankovic den Ball im Strafraum verdächtig berührt hatte.
Violette Depressionen
Die Austria war nun schwer angeschlagen, Lindner gegen Fernandes wieder in extremis gefragt (42.). Dinamo wurde für die starke Vorstellung aber noch vor dem Pausenpfiff belohnt. Die Austria-Defensive konnte nach einem hohen Ball nicht klären, Fernandes zirkelte den Ball in die Maschen. 68 Prozent Ballbesitz zugunsten der Gäste sprachen eine deutliche Sprache.
Bjelica, der im Vorfeld von “harter Arbeit” für seine Mannschaft gesprochen hatte, war in der Halbzeit gefragt. Die Austria versuchte den Gegner nach Seitenwechsel auch früher zu stören und Konterattacken zu setzen. Tomas Jun fand nach einer Suttner-Hereingabe auch eine aussichtsreiche Möglichkeit vor, jagte den Ball aber über das Gehäuse (48.).
Joker Roman Kienast sticht
Am Drücker blieb aber nur Dinamo. Allein Fernandes fand zwei Möglichkeiten (55., 62.) auf den dritten Treffer vor, ehe der eingewechselte Beciraj per Kopf endgültig für violette Depression sorgte. Dinamo wechselte danach seine Stars Sammir und Soudani aus, die Austria musste reagieren. Bjelica schickte schließlich in der 81. Minute Kienast auf das Spielfeld. Nur eine Minute später ließ der Stürmer die Arena erneut erbeben.
Was folgte war eine neuerliche Abwehrschlacht der Austria. Mit etwas Glück und viel Leidenschaft brachten die Wiener das Resultat aber über die Zeit. Die “Jahrhundertchance” war genutzt.
Siebter österreichischer CL-Klub
Österreichs Fußball ist damit zum siebenten Mal in der Gruppenphase der Champions League dabei. Nach Sturm Graz (1998/99, 1999/2000, 2000/01), Rapid (1996/97, 2005/06) und SV Salzburg (1994/95) hat es erstmals die Austria in die “Millionenliga” geschafft. Die mit Abstand größten Erfolge feierte Sturm, in der Saison 2000/01 schafften die Steirer als Sieger der Vorrunden-Gruppe D den Aufstieg in die damalige Zwischenrunde.
Die bisherige Bilanz der ÖFB-Vereine in der Champions League ist ganz klar negativ, in den bisher 42 Partien setzte es bei 8 Siegen und 7 Unentschieden 27 Niederlagen. Das Torverhältnis ist mit 29:86 ebenfalls sehr deutlich negativ. Am bisher öftesten die Wege gekreuzt haben sich für die ÖFB-Vereine mit Manchester United, gegen den englischen Topclub wurden bereits sechs Spiele bestritten. Juventus Turin war schon in vier Partien Gegner eines rot-weiß-roten Clubs.
Den Anfang in der Champions League machte Mitte der 1990er-Jahre der SV Salzburg. Ein Jahr nach dem Einzug ins UEFA-Cup-Finale hielten die Salzburger auch in der Champions League bravourös mit. Nach dem ersten Tor (Tomislav Kocijan beim 1:1 auswärts gegen Ajax Amsterdam) und dem ersten Sieg (3:1 auswärts gegen AEK Athen) eines ÖFB-Clubs im Konzert der Großen schrammten die Salzburger hinter den späteren Finalisten Ajax Amsterdam und AC Milan nur hauchdünn am Aufstieg ins Viertelfinale vorbei.
Negativer Höhepunkt war das Salzburger Skandalmatch in Mailand, bei dem Tormann Otto Konrad von einer Flasche auf dem Kopf getroffen wurde. 1996/97 gab Rapid das Debüt in der Königsklasse. Zwei Heim-Unentschieden gegen Fenerbahce Istanbul und Juventus Turin waren die Ausbeute, am Ende gab es aber am vierten und letzten Platz genauso wie am Aufstieg von Juve und Manchester United nichts zu rütteln.
Grazer Hochblüte zur Jahrtausendwende
Ab der Saison 1998/99 avancierte dann Sturm Graz unter Erfolgstrainer Ivica Osim zum Stammgast in der Gruppenphase. Zunächst bezahlte man jedoch Lehrgeld, mit einem Punkt und 2:16 Toren war Sturm gegen Inter Mailand, Real Madrid und Spartak Moskau nur ein Sparringpartner.
Ein Jahr später machten die Grazer schon deutlich bessere Figur. Hinter Manchester United und Olympique Marseille, aber vor Dinamo Zagreb, landeten die “Blackies” auf Rang drei und durften sich immerhin mit dem Umstieg in den UEFA-Cup trösten. Und in der Saison 2000/01 waren Ivica Vastic, Mario Haas, Markus Schopp und Co. dann in ihrer Hochblüte.
Sturm beendete die Gruppenphase vor Galatasaray Istanbul, den Glasgow Rangers und AS Monaco als Sieger und stieg in die damals noch ausgetragene Zwischenrunde auf. Dort feierte man zwei weitere Erfolge gegen Panathinaikos Athen, eine Nummer zu groß waren aber Valencia und Manchester United.
Für die bisher schwächste Ausbeute eines heimischen Clubs sorgte in der Saison 2005/06 Rapid. Die Wiener blieben gegen Bayern München, Juventus Turin und FC Brügge bei 3:15 Toren ohne Punkt. (red/APA)