Wir starten sicher nicht mit Ghetto-Klassen in Wien, so Brandsteidl. Wien hat im Bundesländer-Vergleich mit Abstand den höchsten Anteil von Kindern mit nicht-deutscher Muttersprache an den Schulen.
Erfolgreiche Schulsysteme wie etwa das finnische oder kanadische würden auf zwei Faktoren setzen, so Brandsteidl. Einerseits würden Kinder mit mangelnden Kenntnissen der Unterrichtssprache zum Teil durchaus in Extragruppen parallel zum normalen Unterricht Sprachförderung erhalten. Die überwiegende Mehrzahl der Stunden würde aber gemeinsam mit den anderen Kindern im Klassenverbund verbracht.
Im kommenden Schuljahr würden etwa Kinder mit schlechten Deutsch-Kenntnissen in der Volksschule fünf Stunden pro Woche isoliert unterrichtet, in der Hauptschule elf Stunden. Der Rest des Unterrichts finde in der Stammklasse mit Begleitlehrern statt. Dies sei internationaler Standard, wie man Integration frühzeitig fördert.
Für SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser sind Brineks Vorschläge unausgegoren. Die ÖVP habe zehn Jahre lang jede Gelegenheit gehabt, vernünftige Integrationsmaßnahmen in den Schulen zu setzen. Gemacht hat sie – außer der Alibiaktion Sprachticket – nichts. Ganz im Gegenteil seien tausende Lehrerposten und Unterrichtsstunden gekürzt worden.
Zum Scheitern verurteilt ist für die FPÖ der Vorschlag von VP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek, Zuwandererkinder ohne genügende Deutschkenntnisse für ein Jahr als außerordentliche Schüler in eigenen Ausländerklassen zusammenzufassen. Am Abend werden auch die Faulen fleißig. Die ÖVP stellt schon viel zu lange den Unterrichtsminister, um sich als last minute troubleshooter profilieren zu können, betonte FPÖ-Vizebundesparteiobmann Norbert Hofer in einer Aussendung.
Zwar ist auch die FPÖ für eigene Deutsch-Kurse für bereits ältere Zuwanderer-Kinder mit mangelnden Deutsch-Kenntnissen, bevor sie am Regel-Unterricht teilnehmen können. Allerdings dürften diese nicht ohne Noten abschließen, so Hofer. Insgesamt dürfe der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund im Regelschulwesen den Wert von 30 Prozent nicht überschreiten.
ÖVP-Vorschläge
Die ÖVP will Zuwandererkinder ohne genügende Deutschkenntnisse für ein Jahr in eigene Ausländerklassen stecken. Man sammelt im städtischen Bereich quer durch alle Nationen alle, die nicht genügend Deutsch können – vor allem Quereinsteiger, die während des Schuljahres bzw. in der Schulpflichtphase ins Land kommen, sagte ÖVP-Wissenschaftssprecherin Brinek der Tageszeitung Kurier.
Es braucht treffsichere Maßnahmen zur sprachlichen Integration, meinte Brinek. So solle in Bezirken mit vielen Kindern nichtdeutscher Muttersprache die Klassenschülerhöchstzahl von derzeit 30 auf etwa 15 gesenkt werden. Eine Alternative wäre eine Migrantenkinder-Quote pro Region: In einer Klasse sollen nicht mehr als vier bis fünf Schüler mit Sprachschwierigkeiten sein, ähnlich der Behindertenintegration.
Wie die neuen Vorschläge im Detail umgesetzt werden sollen, bleibt freilich ungewiss.