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Ehrung für den "Retter Wiens"

Carl Szokoll Archivbild &copy apa
Carl Szokoll Archivbild &copy apa
Vor genau einem Jahr verstarb der Widerstandskämpfer Carl Szokoll im 89. Lebensjahr- am Donnerstag wurde dem außergewöhnlichen Mann im Verteidigungsministerium gedacht.

Mit einer Gedenkveranstaltung im Innenhof des Verteidigungsministeriums sowie der Umbenennung in Carl-Szokoll-Hof wurde nun „einem großartigen Menschen ein Andenken gesetzt“ sowie „der Widerstand insgesamt gewürdigt“, wie Verteidigungsminister Günther Platter (V) am Donnerstag betonte. Man setze damit ein Zeichen, dass „wir Szokoll und seinen Leistungen“ sehr dankbar sind.


Bei der Festveranstaltung wurde zudem eine Gedenktafel installiert sowie eine Skulptur des Künstlers Richard Agreiter enthüllt. Agreiter habe sich mit seiner „Gewissensskulptur“ der Thematik Widerstand angenommen, so Platter. Sie sei aus zwei Materialien gegossen. Außen bestehe sie aus Eisen und drücke Formen und Zwänge militärischer Vorgänge aus. Im Inneren rage Messing hervor, das den Zwang sprenge und dem Gewissen nachgehe.

Wien vor der totalen Zerstörung gerettet


Szokoll hatte als Mitinitiator der „Operation Radetzky“ dazu beigetragen, die Bundeshauptstadt im April 1945 vor der totalen Zerstörung zur retten. Er habe alles daran gesetzt, „das Elend in dieser Stadt so gering als nur irgendwie möglich zu halten“, so Platter.


Um eine kampflose Übergabe Wiens zu erreichen, hat er ein Verbindung zu den sowjetischen Kräften hergestellt. Als die deutsche Führung von den Aufständischen erfuhr, ist sie mit brutalsten Mitteln vorgegangen. Szokolls Mitverschwörer Karl Biedermann, Alfred Huth und Rudolf Raschke haben so im April 1945 am Floridsdorfer Spitz ihren grausamen Tod gefunden. Szokoll war auch an der „Operation Walküre“ beteiligt, die den Sturz Hitlers zum Ziel hatte.


Szokoll habe stets seine Pflicht erfüllt, sei aber dennoch seinem Gewissen unter Einsatz seines Lebens gefolgt, betonte Nationalratspräsident Andreas Khol (V). Szokoll habe sein Widerstandsrecht gegen Diktatur und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Anspruch genommen. Dieses Widerstandsrecht sei heute Teil unserer Grundsätze: „Mit dem Staatsakt heute stellen wird klar: Dieser Krieg der Nationalsozialisten war nicht unser Krieg. Widerstand war gerechtfertigt.“


Ex-Staatssekretär Ludwig Steiner würdigte Szokoll als Mann, der in der entscheidenden Stunde unseres Landes seinem Gewissen gefolgt sei. Und das im Bewusstsein, dass dies Folter oder grausamen Tod bedeuten konnte.


An der Gedenkveranstaltung nahmen neben Platter und Khol auch ÖVP-Klubobmann Wilhelm Molterer, Staatssekretär Alfred Finz (V), SPÖ-Wehrsprecher Anton Gaal sowie die Frau und der Sohn von Carl Szokoll teil.


Im Vorjahr hatte Platter Forderungen abgelehnt, den Hof nach Oberstleutnant Robert Bernardis zu benennen. Der gebürtige Österreicher Bernardis war – so wie der damals unentdeckt gebliebene Szokoll – unter den Verschwörern des 20. Juli 1944. Nach dem gescheiterten Attentat des Claus Schenk Graf von Stauffenberg wurde Bernardis verhaftet und am 8. August 1944 hingerichtet. Bernardis wurde in der Zwischenzeit mit einem Denkmal in der Ennser Kaserne geehrt.

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