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Ehrengräber: Kommission für acht Aufhebungen

Symbolfoto &copy Bilderbox
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Acht Ehrengräbern auf dem Wiener Zentralfriedhof wird noch im April dieser Status aberkannt - Erstmals Ehrengräber für jüdische Österreicher - Entscheidung über Wagner-Jauregg vertagt.

Das ist ein Ergebnisse des Kommissionsberichts, der im Auftrag des Gemeinderates seit Oktober 2003 über 76 Ehrengräber-Widmungen aus der Zeit des Nationalsozialismus erstellt wurde. Weiters werden auch neue Ehrengräber gewidmet – erstmals in der Geschichte der Bundeshauptstadt erhalten 37 Juden diese posthume Auszeichnung, berichtete der Kommissionsvorsitzende Kurt Scholz am Mittwochabend vor Journalisten.

Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

Es gehe nicht nur um einen symbolischen Akt, sondern auch um eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, so Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Am 12. April sollen die Vorschläge den zuständigen Kulturausschuss passieren und dann unverzüglich umgesetzt werden. Formal ging es im Bericht nicht um die Aberkennung, sondern darum, welche Gräber wieder zu Ehrengräbern gemacht werden, da nach der Rechtslage alle derartigen Entscheidungen aus den NS-Jahren 1938 bis 1945 sind.

Bei 66 Personen, wie etwa dem Klavierfabrikanten Ludwig Bösendorfer, hatte die Kommission keine Einwände. Bei zwei meldete sie allerdings Bedenken an: Im komplexen Fall des Medizin-Nobelpreisträgers Julius Wagner-Jauregg werde man zunächst die Veröffentlichung seiner autobiografischen Schriften abwarten, was frühestens in zwei bis drei Jahren der Fall sei, so Scholz.

Sindelar behält Ehrengrab

Der Fußballer Matthias Sindelar hingegen behält definitiv sein Ehrengrab. Es sei zwar „nicht ehrenvoll, von einer Arisierung zu profitieren“, was im Fall des Sportlers der Fall gewesen sei, so der Historiker Wolfgang Neugebauer. Aber Sindelar sei kein Nazi-Sympathisant gewesen und seine fußballerischen Erfolge „Teil der österreichischen Identität“.

Man wolle mit dem Bericht in jedem Fall den Eindruck vermeiden, dass über Gräbern Politik gemacht werde und „wir uns aufschwingen zu Richtern im Totenreich“, stellte Scholz klar. So habe der Grundkonsens bestanden, die Totenruhe zu achten, also keine Umbettungen zu fordern. Auch Mahntafeln erachte er nicht für sinnvoll, um nicht zu viel Aufmerksamkeit von der falschen Seite auf bestimmte Gräber zu lenken, ergänzte Mailath-Pokorny.

“Bedauerlichen Versäumnisse”

Zum Thema der neuen Ehrungen meinte Scholz, dass es „viel über unseren heutigen Umgang mit Geschichte aussagt“, dass bisher noch niemals einem Juden die Widmung eines Ehrengrabes zu Teil geworden sei. Diese „bedauerlichen Versäumnisse“ würden nun nachgeholt, so Mailath-Pokorny: 37 jüdischen Persönlichkeiten wird die Ehre zu Teil, darunter der Schriftsteller Arthur Schnitzler und der Komponist des Fiakterliedes, Gustav Pick.

Eine weitere Forderung der Kommission war die Pflege der Massengräber von hingerichteten Widerstandskämpfern. Trotz der Zuständigkeit des Innenministeriums werde er deshalb am 21. April Wien ein Denkmal an dieser Stelle enthüllen, kündigte der Kulturstadtrat an. Außerdem habe er sich mit der Bitte an Ministerin Liese Prokop (V) gewandt, die Gräber ihrer Bedeutung gemäß herrichten zu lassen.

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