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Ehemaliger ÖGB-Präsident Franz Olah gestorben

Ehemaliger ÖGB-Präsident
Ehemaliger ÖGB-Präsident ©APA (Archiv/Schlager)
Franz Olah ist tot. Der ehemalige ÖGB-Präsident und SPÖ-Innenminister Franz Olah ist Freitag in der Früh im Alter von 99 Jahren gestorben. Auf Wunsch der Angehörigen wurden keine medizinischen Details oder Angaben zur Todesursache genannt.
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Olah befand sich seit einigen Tagen im Krankenhaus. Er verstarb am Freitag kurz vor 7.30 Uhr.

Franz Olah wurde am 13. März 1910 als Sohn eines Handwerkers in Wien geboren. Er wuchs in Wien-Hernals auf, besuchte er drei Jahre lang das Gymnasium in Budapest, kehrte nach Wien zurück und erlernte den Beruf des Klaviermachers.

SPÖ

Schon in seiner Jugend schloss sich Olah der Sozialdemokratie und der Gewerkschaft an. Er wurde Jugendvertrauensmann der SPÖ und Heimleiter. Wegen seiner “roten” Gesinnung machte Olah schon 1933, 1935 und 1937 unter dem Dollfuß-Regime Bekanntschaft mit Polizei und Gericht, als er wegen verbotener sozialistischer Betätigung vorübergehend eingesperrt wurde.

Dachau

1938 wurde Olah mit dem ersten Österreicher-Transport in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Er wurde in verschiedenen Lagern bis 1945 festgehalten; kurz vor Kriegsende gelang ihm die Flucht.

Noch im selben Jahr war er an der Gründung der Zweiten Republik und am Aufbau des überparteilichen Gewerkschaftsbundes beteiligt. 1959 wurde Olah Präsident des GB. In den Nationalrat wurde Olah erstmals 1948 gewählt. Von 1959 bis 1961 war er außerdem Zweiter Nationalratspräsident. Weil er sich als ÖGB-Präsident innerparteilich bei den Budgetverhandlungen nicht durchsetzen konnte, legte er sein Mandat 1961 zurück. 1963 bis 1964 war Olah dann Innenminister.

Putsch oder Streik?

Untrennbar verbunden ist sein Name mit der Niederschlagung der kommunistischen Streikwelle im Herbst 1950. Die kommunistischen Streikparteien wurden von Olahs gewerkschaftlich organisierten Bauarbeitern auseinandergetrieben.
Die Beurteilung der damaligen Vorgänge ist unter Historikern strittig. Nicht so für Olah: Er besteht auf der lange Zeit üblichen Version “Putschversuch”: “Es war ein gewaltsamer Versuch, einiges in der Innenpolitik zu verändern. Es war an der Kante. Aber diesmal waren wir nichts so feig wie 1938 und haben uns gewehrt.” Die sowjetische Besatzungsmacht habe den Streik unterstützt, so weit es ohne militärische Mittel möglich war. Stärker eingegriffen habe sie nicht, weil sie erkannt habe, dass die Bevölkerung nicht mitging. In der damaligen Situation rechnete das offizielle Österreich allerdings jederzeit mit einem Eingreifen der Sowjets.

Dem Aufstieg Franz Olahs folgte in den sechziger Jahren nach der Auseinandersetzung mit der SPÖ ein tiefer Fall. Ein Interview mit der von der SPÖ als “gegnerisch” eingestuften “Presse” vom 15. September 1964 markierte den Gipfel dieses Konflikts. Damit habe der Minister einem Beschluss des Parteivorstandes, der eine “direkte oder indirekte Mitarbeit an nichtsozialistischen Presseerzeugnissen” von einer “vorherigen Genehmigung des Parteivorstandes, der Exekutive oder in dringenden Fällen des Parteivorsitzenden” abhängig machte, verstoßen, befanden die SP-Gremien. Auf Wunsch des Vorstand trat Olah als Minister zurück.

Konfliktmit der SPÖ

Mitte der sechziger Jahre beherrschte der Konflikt zwischen Franz Olah und der SPÖ die Schlagzeilen. Als ÖGB-Präsident hatte der gelernte Klaviermacher der Kronenzeitung und der FPÖ zu finanzieller Start- bzw. Überlebenshilfe verholfen. Für Olah brachte die Affäre den Verlust aller Ämter und die Verurteilung zu einem Jahr “schweren Kerker”.

Zu seinen damaligen Handlungen stand er bis zum Schluss. “Schauen Sie, wenn ich mich nicht überworfen hätte mit der ganzen Sippschaft, wäre das alles genehmigt worden”, sagte er einmal in einem Interview anlässlich seines 95. Geburtstags.

Nach der Absetzung als Innenminister im September 1964 demonstrierten auch Arbeiter für seinen Verbleib. Am 3. November 1964 folgte der Ausschluss aus der SPÖ.

Schwerer Kerker

Im Jänner 1969 wurde der frühere SPÖ-Spitzenpolitiker im Zusammenhang mit der Unterstützung für die FPÖ zu einem Jahr “schweren Kerkers” mit einem Fasttag vierteljährlich verurteilt. Er habe in den Jahren 1963 bis 1965, als er schon nicht mehr ÖGB-Präsident war, 1,2 Millionen Schilling von Gewerkschaftssparbüchern abgehoben und die Beamten der Zentralsparkasse dabei “listig” getäuscht. Von dem Vorwurf, er habe Gewerkschaftssparbücher verpfändet, um einen Kredit für die Gründung der “Kronen Zeitung” zu ermöglichen, wurde Olah freigesprochen. Persönlich bereichert hat er sich bei den Transaktionen nicht, hielt das Gericht fest.

Im April 1969 – nach dem Urteil – zog Olah an der Spitze von drei Mandataren der von ihm 1965 gegründeten “Demokratischen Fortschrittlichen Partei” (DFP) in den Wiener Landtag und Gemeinderat ein, verlor sein Mandat aber, nachdem die Verurteilung wegen Betrugs rechtskräftig wurde.

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