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Ehem. Geisel: "Es geht nicht nur um Lösegeld"

Bei der offenbar kurz bevorstehenden Freilassung der 14 Sahara-Geiseln aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden ist es „nicht nur um Lösegeld gegangen“.

Die Ansicht vertrat der 33-jährige Tiroler Roland Mayr heute, Montag, im Ö1-Mittagsjournal. Er hatte zu jenen 10 Österreichern gezählt, die in Algerien ebenfalls entführt und im Mai dieses Jahres freigelassen worden waren. „Ich glaube, dass die ganze Situation viel komplexer ist. Denn wenn es nur ums Geld gegangen wäre, wäre das schon längst vorbei.“

„Es gibt da einen eigenen Fonds von Libyen und auch die eigenen Regierungen wären bereit gewesen zu zahlen oder auch private Sponsoren“, meinte Mayr, „bei uns war immer der Eindruck, die Entführer sagen, es geht um Lösegeld, aber sie stellen nie Forderungen. Der Grund der Entführung, haben sie immer gesagt, ist das Lösegeld, um ihren Kampf zu finanzieren.“

In die Situation der nunmehr knapp vor der Befreiung stehenden Geiselgruppe könne er sich „ein bisschen einfühlen“, sagte Mayr. Auch wenn es in seinem Fall „nicht so lange gedauert“ habe, seien die Probleme wohl ähnlich: „Die große Sorge war, wie die Leute zu Hause damit umgegangen sind. Für mich selber war ja klar, ich bin gesund und ich habe kein Problem. Aber man weiß ja nie, wie haben das die Angehörigen aufgenommen? Wie haben sie die Zeit überstanden. Wie ich gesehen habe, dass sie auch in einem guten Zustand sind, war das überhaupt kein Problem. Auf die Angehörigen kommt es auch bei der anderen Gruppe an.“

In den Medien werde zu dem Thema immer „schwarz-weiß “ gezeichnet, kritisierte die Ex-Geisel: „Die bösen Terroristen und die gute Regierung. Für mich ist das, je mehr ich mich damit beschäftige, eher grau. So ganz leicht ist das nicht zu beantworten: Wer sind die Guten, wer sind die Bösen? Das wird noch einige Zeit dauern, bis – wenn überhaupt – zu Tage kommt, was da eigentlich läuft“, erklärte Mayr.

„Mir ist vorgekommen, die werden da für etwas missbraucht. Sie haben immer von schlimmen Erlebnissen erzählt. Gerade mit Menschenrechten und was mit ihren Familien passiert ist. Wenn man so jemanden eine Waffe und einen Koran gibt, ist er ein williges Werkzeug, das man zu allem Möglichen missbrauchen kann. Sie kämpfen natürlich schon für ihren islamischen Gottesstaat, aber wofür kämpft der Drahtzieher im Hintergrund? Das kann etwas ganz anderes sein.“

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