Wer ein pompöses Geschäftsschild sucht, tut dies vergebens. Fast unscheinbar nimmt sich der Hinweis aus, dass sich in der Privatwohnung ein Damenmodesalon befindet. Und selbst der taucht erst auf, wenn der Türschmuck etwas beiseitegeschoben wird. Brunhilde Fritz legt auf Äußerlichkeiten dieser Art keinen Wert. Um Maßgeschneidertes zu fertigen, reicht ihr ein kleines Zimmer. Hauptsache, die Kunden sind zufrieden, meint die Schneidermeisterin. Und das scheint der Fall. Denn die Mundpropaganda beschert Brunhilde Fritz genug Arbeit.
In die Wiege gelegt
Derzeit hat sie alle Hände voll zu tun, um die für diverse Bälle georderten Roben fertigzustellen. An der Puppe hängt ein halbfertiges schwarzes Kleid mit edler Spitze als Blickfang. Auf dem Arbeitstisch liegt ein Traum aus grüner Seide, und daneben türmen sich kostbare Stoffe, die noch verarbeitet werden wollen. Zu bestimmten Anlässen leisten sich die Leute durchaus noch Besonderes, bestätigt Brunhilde Fritz, der das Schneiderhandwerk praktisch in die Wiege gelegt wurde. Schon die Mutter wusste mit Nadel und Faden umzugehen. Wir waren zwar drei Schwestern, aber alle haben vorausgesetzt, dass ich die Schneiderlehre mache, erzählt sie. So kam es dann auch. Seit mehr als dreißig Jahren ist Brunhile Fritz bereits selbstständig und kann sich täglich in ihrer Arbeit verwirklichen, wie sie anmerkt. Als Designerin will sie trotzdem nicht bezeichnet werden. Ich bin Schneiderin, betont sie mit Stolz. Es ist ein Beruf, dem inzwischen die Lehrlinge ausgegangen sind. Leider, bedauert die Innungsmeister-Stellvertreterin. Sie selbst legt ihr ganzes Herzblut in die Sache. Jedes Stück ist mit Liebe gemacht und ein Unikat. Dafür nehmen die Kunden gerne Wartezeiten von vier und mehr Wochen in Kauf. Zurückgegeben, weil die Figur mittlerweile nicht mehr zum Kleidungsstück passt, wird höchst selten etwas. Die langjährige Erfahrung hat den Blick von Brunhilde Fritz entsprechend geschärft. Dieses Fingerspitzengefühl schätzen auch die Kunden. Wobei die Dornbirnerin ausschließlich für Einzelpersonen schneidert. Und da ist alles vertreten. Die Landesprominenz lässt ebenso bei ihr Maß nehmen wie Frau Müller und Frau Maier.
Das Beste herausholen
Kreativität, viel Einsatz und Pünktlichkeit haben ihr über die Jahre einen soliden Kundenstock beschert. Manche Leute wissen genau, was sie wollen, andere brauchen eine umfassende Beratung, plaudert Brunhilde Fritz aus dem Nähkästchen. Wichtig ist ihr aber immer, für Trägerin oder Träger das Beste herauszuholen. Zuweilen nimmt sie sich Anleihen bei der Haute Couture, wenn diese bei Modewochen über internationale Laufstege trippelt. Doch im Vordergrund steht mein Kunde, betont sie. Das eigene Faible für Mode lebt die Mutter eines erwachsenen Sohnes in Kostümen und Hosenanzügen aus. Je nach Anlass eben. Wobei Brunhilde Fritz laut eigenem Bekunden kein Balltiger ist. Aber bei Kaffeekränzchen kann ich recht gut sitzen, gibt sie freimütig und herzlich lachend zu.
zur Person
Brunhilde Fritz Geboren: 24. Februar 1954 in Zams Wohnort: Dornbirn Beruf: Schneidermeisterin Hobbys: Wandern, Lesen.