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Eden - Trailer und Kritik zum Film

Zwei Kerle in Helmen sind noch übrig von jener französischen elektronischen Musik, die in den frühen 1990er-Jahren auszog, die Welt zu erobern.

Aber: Nicht Daft Punk, sondern den von Musik getriebenen, aber vergleichsweise erfolglosen DJ Paul stellt die französische Filmemacherin Mia Hansen-Love ins Zentrum ihres elektrisierenden Dramas “Eden”, das am Freitag in den österreichischen Kinos anläuft.

Eden – Die Geschichte

Durch einen Wald marschieren Paul (Felix de Givry) und seine Freunde Richtung U-Boot. Mittlerweile stillgelegt, beherbergt es eines von vielen French-House-Raves, die das Paris der frühen 90er-Jahre überschwemmten. Paul hat gerade den Garage House für sich entdeckt, der für ihn “das Roboterhafte der elektronischen Musik mit der Wärme des Souls” verbindet. Er ist einer der Ersten, die die Musik auflegen. Gemeinsam mit seinem Kumpel Stan (Hugo Conzelmann) fährt er als DJ-Duo Cheers bald kleine Erfolge ein, veranstaltet gut besuchte Clubbings, träumt von einem Künstlerleben mit seiner amerikanischen Schriftstellerfreundin Julia (Greta Gerwig).

Zwar werden die Partys mit der Zeit größer, Pauls Lebensstil aber nicht besser. Während das prekäre, von Partys und Drogen bestimmte Leben in seinem Freundeskreis das erste Opfer findet, sich Ex-Freundinnen sesshaft machen und die zwei unscheinbaren DJs Thomas und Guy-Man als Daft Punk zu weltweiten Stars avancieren, verliert sich Paul zunehmend in der Musik.

Mit “Eden” knüpft Jungregisseurin Mia Hansen-Love, der bei der diesjährigen Diagonale eine Personale gewidmet war, nahtlos an ihre unaufgeregten Erzählungen über das Erwachsenwerden an. Standen in den in Cannes uraufgeführten Filmen “Eine Jugendliebe” (2011) und “Der Vater meiner Kinder” (2009) sowie dem in Locarno ausgezeichneten “Tout est pardonne” (2007) zumeist junge Frauen im Mittelpunkt, begleitet sie in “Eden” über 20 Jahre lang gewissermaßen ihren eigenen Bruder: Sven Hansen-Love feierte in den 90er-Jahren in Paris als DJ Erfolge, und war stark in die Entstehung des Films eingebunden.

Eden – Die Kritik

“Eden” ist das anzusehen, geht Mia Hansen-Love doch über die üblichen Oberflächlichkeiten der Clubszene hinaus, zeigt das Geschehen aus der Sicht des DJs – beflügelt in diesen raren Momenten hinter den Turntables, regenerierend am nächsten Morgen, ziellos untertags. Strotzt Paul im ersten Teil, “Paradise Rave”, noch vor Energie und wird man durch die wunderschön aufgenommenen, pulsierenden Partyszenen mitgerissen, bleiben in der zweiten Hälfte, “Lost in Music”, geplatzte Träume und manch geplätteter Zuseher zurück.

Wer sich auf die 130 Minuten einlässt, wird Zeuge einer großen Erzählung über Wollen und Scheitern, einem einfühlsamen Porträt einer hedonistisch veranlagten, wie aus der Welt gefallenen, eingeschworenen Szene, in der wahre Zuneigung und Glücksmomente selten scheinen. Die Momente, in denen die wunderbar entrückte Pauline Etienne als Pauls Freundin Louise kurz in den Fokus rückt, sind dabei mitunter die schönsten, ehrlichsten; die regelmäßigen Auftritte der unscheinbaren Gesichter hinter Daft Punk bilden humoristisch einen roten Faden. Und ihre Musik, ebenso wie die von Frankie Knuckles, Terry Hunter und vielen weiteren, hallt noch lange nach. “Zwischen Euphorie und Melancholie” ordnet Paul einmal Garage House ein. Besser könnte man auch “Eden” nicht beschreiben.

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(APA)

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