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Ebola: WHO ruft internationalen Gesundheits-Notfall aus

Ebola-Epidemie nimmt dramatische Ausmaße an.
Ebola-Epidemie nimmt dramatische Ausmaße an. ©EPA
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet die Ebola-Epidemie in Westafrika als einen Notfall für die öffentliche Gesundheit von internationaler Bedeutung.
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Dies erklärte die WHO-Generaldirektorin Margaret Chan am Freitag am Sitz der Organisation in Genf. Den betroffenen westafrikanischen Staaten fehlten die Ressourcen für die schnelle Bekämpfung, internationale Solidarität sei nun gefordert.

Zuvor hatte ein international zusammengesetztes Beratungskomitee die Situation in Westafrika bezüglich des Schweregrades und der Verbreitung der Seuche bewertet. Margaret Chan: “Ich erklärte den Status eines Notfalls für die öffentliche Gesundheit von internationaler Bedeutung. Die Sicht der Mitglieder des Komitees war einstimmig. Die Voraussetzungen für einen solchen Notfall (“Public Health Emgergency of International Concern”) sind gegeben.”

“Es handelt sich um den bisher schwersten und größten Ausbruch in der Geschichte dieser Erkrankung. Die betroffenen Länder haben einen Mangel an Kapazitäten für deren Bekämpfung. Das ist auch ein Ruf nach internationaler Solidarität”, führte die WHO-Generaldirektorin bei einer Pressekonferenz in Genf weiter aus.

Bisher, so die WHO (4. August) seien 1.711 Fälle der Erkrankung registriert worden. Es gab 932 Todesfälle. Die WHO führte unter anderem folgende Herausforderungen an, vor denen man jetzt stünde: Die Einrichtungen des Gesundheitswesens in den betroffenen Ländern (vor allem Sierra Leone, Liberia und Guinea) sind “fragil” und weisen große Defizite bei den zur Verfügung stehenden personellen, technischen finanziellen Möglichkeiten auf, um eine ausreichende Bekämpfung zu garantieren. Es gibt nicht genug fundiertes Wissen, falsche Meinungen und Einstellungen zu Ebola in den betroffenen Staaten.

Zwischen diesen Staaten gibt es eine hohe Mobilität der Menschen, was die Verbreitung begünstigt. In den Hauptstädten Conakry (Guinea), Monrovia (Liberia) und Freetown (Sierra Leone) ist es zu Infektionsketten über mehrere Übertragungen des Virus hinweg gekommen. Eine große Zahl von Infektionen sind unter den Angehörigen des Gesundheitspersonals aufgetreten.

WHO empfiehlt zahlreiche Maßnahmen

Mit der Ausrufung des Notfalls für die öffentliche Gesundheit von internationaler Bedeutung (“Public Health of International Concern” – PHEIC) sind zahlreiche Maßnahmen verbunden, welche in entsprechender Abstufung empfohlen werden.

Staaten, in denen Ebola grassiert: Dort sollten der Notstand ausgerufen und Notfallmaßnahmen gesetzt werden. Die nationalen Notfallpläne für solche Ereignisse sind umzusetzen. Maßnahmen zur Verhinderung neuer Infektionen sollten von regionaler Ebene aufwärts und unter Beteiligung aller Verantwortlichen, politischen Führer und Vertretern der Religionen propagiert werden. Den Angehörigen des Gesundheitspersonals ist ein sicheres Arbeiten zu gewährleisten. Die direkt betroffenen Staaten sollen an ihren Grenzstellen Ausreisende kontrollieren, speziell auch auf Flughäfen, Häfen und frequentierten Grenzstellen zu Lande. Dabei sollten Fragebögen ausgeteilt, die Körpertemperatur gemessen werden. Bei einer fieberhaften Erkrankung sollte der Betroffene an der Weiterreise gehindert und sofort medizinische betreut werden.

Weder an Ebola Erkrankte oder Kontaktpersonen sollen international reisen. Bei der Bestätigung eines Ebola-Verdachts sollten sofortige Quarantänemaßnahmen erfolgen. Kontaktpersonen sollten bezüglich ihres Gesundheitszustandes beobachtet werden. Massenveranstaltungen etc. sollen unterbleiben. Die Quarantänemaßnahmen können auch für ganze Regionen ausgerufen werden.

An die derzeit von dem Ebola-Ausbruch betroffenen Staaten angrenzende Länder: Sie sollten ihre eigenen Überwachungsmaßnahmen bezüglich des Auftretens von fieberhaften Erkrankungen und Todesfällen intensivieren. Jeder Verdachtsfall und jeder bestätigte Fall ist als “Notfall” zu betrachten. Binnen 24 Stunden sollten die Ursache für solche Erkrankungen geklärt sein. Tritt Ebola wirklich auf, sollten die selben Maßnahmen wie in den bereits betroffenen Staaten erfolgen.

Für die restliche Welt werden derzeit von der WHO zwar Wachsamkeit und einige Vorsorgemaßnahmen empfohlen, generelle Reise- und Handelsbeschränkungen werden aber nicht verfügt. “Es sollte keine generellen Verbote von Handel oder Reisen geben”, hieß es am Freitag vonseiten der WHO. Doch das Reisen von Erkrankten oder von Kontaktpersonen mit Ebola-Erkrankten müsse verhindert werden. Deshalb sollten auch alle Personen, die in die betroffenen Regionen reisen, über die Gefährdung informiert werden.

Alle Staaten sollten laut WHO aber auch vorbereitet sein, “Ebola-Erkrankungen zu erkennen, zu diagnostizieren und zu managen”. Speziell an Flughäfen, Häfen und an großen Grenzübergängen müssten dafür Vorbereitungen getroffen werden. Die einzelnen Staaten sollten auch Möglichkeiten schaffen, eventuell infizierte oder erkrankte Staatsangehörige heimzubringen. (APA)

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