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Ebola: Angst vor tödlicher Seuche in Europa unbegründet

Weltbank stellt 200 Millionen Dollar für betroffene Länder in Afrika bereit
Weltbank stellt 200 Millionen Dollar für betroffene Länder in Afrika bereit ©AP
Angst vor einer Ausbreitung von Ebola auf Europa ist nach Angaben des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg unbegründet. "Es ist absolut unwahrscheinlich, dass es in Europa zu einer Epidemie kommt", sagte der Leiter der Virusdiagnostik, Jonas Schmidt-Chanasit, am Dienstag.
Zahl der Ebola-Toten gestiegen

Der Experte räumte allerdings ein, mit den steigenden Infektionszahlen und immer mehr Helfern aus Europa steige das Risiko, dass ein Erkrankter einreise. “Aber gleichzeitig verstärken die Länder ihre Maßnahmen, damit Infizierte ihre Heimat erst gar nicht verlassen können.”

Ansteckung setzt engen Kontakt voraus

Die Ebola-Inkubationszeit beträgt bis zu drei Wochen. Erst bei Fieber, Durchfall oder Erbrechen könne der Betroffene das Virus weitergeben, sagte der Wissenschafter. “Dafür ist ein enger Kontakt mit Erkrankten oder verstorbenen Patienten notwendig – wie ihn etwa Angehörige haben.” Bei dem Schreckensszenario, man sitze zufällig neben einem unerkannt Infizierten in der U-Bahn, bestehe keine Übertragungsgefahr. “Dafür müsste man mit dem Blut oder Erbrochenen in Berührung kommen.”

Schwerste registrierte Ebola-Epidemie

Die seit Monaten andauernde Ebola-Epidemie in Westafrika ist die schwerste bisher registrierte. Bis zum 1. August wurden bereits knapp 900 Tote gemeldet. Die frühere Gesundheitsministerin von Mali, Fatoumata Nafo-Traore, hatte am Montag vor einer möglichen Ausbreitung des Virus auf andere Länder oder sogar Kontinente gewarnt.

Europa laut Experte vorbereitet

Der Virologe Schmidt-Chanasit erklärte, sollte es tatsächlich demnächst einen “importierten Fall” geben, brauche niemand in Panik zu verfallen. “Der Erkrankte würde sofort isoliert und identifiziert, da würde es zu keinen größeren Übertragungsketten kommen.” Europa sei gut vorbereitet. Ebola sei weniger ansteckend als die Feuchtblattern.

“Deshalb ist es Murks sich vorzustellen, wenn sich die Tür zu unserem Labor öffnet, fliegt das Ebola-Virus in der Stadt umher”, erklärte Schmidt-Chanasit. “Die Wahrscheinlichkeit, dass unerkannt Helfer das Virus nach Europa einschleppen und hier mit Symptomen rumlaufen, ist extrem unwahrscheinlich.” Das gut ausgebildete medizinische Personal aus Europa würde die Symptome sofort erkennen und sich in Quarantäne begeben, ist der 35-Jährige überzeugt.

“Flüchtlinge können sich Flüge nicht leisten…”

Auch Angst davor, dass afrikanische Flüchtlinge die Krankheit unwissentlich mitbringen, brauche ebenfalls niemand zu haben. “Flüchtlinge können sich diese Flüge nicht leisten und könnten an den Flughäfen ja auch kein Visum vorzeigen”, sagte der Virologe. “Deshalb kommen sie über den Landweg. Dafür brauchen sie länger als die Inkubationszeit von drei Wochen.” Wohlhabende Geschäftsreisende aus Westafrika, die Europa besuchen, gehörten nicht zu den Hauptgefährdeten von Ebola, erklärte Schmidt-Chanasit. “Weil sie eine höhere Bildung besitzen und eher die hygienischen Maßnahmen vor Ort beachten.”

Weltbank sagt 200 Millionen Dollar zu

Im Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika will die Weltbank ein Notprogramm in Höhe von 200 Millionen Dollar (knapp 150 Millionen Euro) auflegen. Die Hilfe diene kurzfristig zur Finanzierung von Fachpersonal, Ausrüstung und Vorbeugemaßnahmen in den am meisten betroffenen Staaten Liberia, Guinea und Sierra Leone, teilte Weltbankpräsident Jim Yong Kim bereits am Montag mit. Gleichzeitig solle das Geld die Länder aber auch wirtschaftlich unterstützen. Von der Afrikanischen Entwicklungsbank sollen weitere 60 Millionen Dollar fließen, wie Mitarbeiter berichteten. (APA/red)

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