AA

EADS: Verdacht auf Insiderdelikte

Die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit "gegen Unbekannt" wegen des Verdachts auf Irreführung der Märkte und Insiderdelikte beim Flugzeugbauer EADS.

Ins Visier dürften dabei auch die EADS-Großaktionäre DaimlerChrysler und Lagardère geraten, die vor dem Absturz der Aktie im Juni jeweils 7,5 Prozent EADS-Anteile mit hohem Gewinn verkauft hatten. Entsprechende Informationen der in Nancy erscheinenden Zeitung „l’Est Républicain“ wurden am Donnerstag aus französischen Justizkreisen bestätigt.

Die Staatsanwaltschaft reagiert damit auf eine Klage von Kleinaktionären, bevor die Pariser Börsenaufsicht ihre Ermittlungen in dem Fall abgeschlossen hat. Der Verband der Kleinaktionäre APPAC wirft der EADS-Führung vor, die Öffentlichkeit monatelang über Verzögerungen beim Bau des Super-Airbus A380 getäuscht zu haben. Der Konzern hätte nicht schon im März Prüfungen der A380-Fertigung eingeleitet, wenn er damals noch kein Problem gesehen hätte, heißt es.

Die EADS-Aktie war Mitte Juni um mehr als 23 Prozent abgestürzt, nachdem weitere Verzögerungen beim Bau des Super-Airbus A380 bekannt geworden waren. Auf dem Höhepunkt des Aktienkurses hatten Lagardère und DaimlerChrysler zuvor bereits Kasse gemacht. Auch der EADS-Co-Chef Noel Forgeard und andere Manager hatten vor dem Kurssturz EADS- Aktien mit Millionengewinn verkauft. Forgeard trat wegen der Airbus-Krise zurück.

EADS stellt Weichen für Zukunft der Airbus-Werke

Nach Milliardeneinbußen durch die Lieferverzögerungen beim Super-Airbus A380 will der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS die Weichen für die Zukunft des Flugzeugbauers stellen. Bei einem Treffen des Verwaltungsrates am Freitag soll neben dem Einstieg von Bund und Ländern bei EADS auch über den Start des im Konkurrenzkampf mit dem US-Rivalen Boeing wichtigen Langstreckenflugzeuges A350 beraten werden. Davon hängt auch ab, wie stark die deutschen Airbus-Werke künftig ausgelastet sein werden.

EADS-Ko- und Airbus-Chef Louis Gallois hatte im Oktober angekündigt, dass er den A350 bauen will; Flugzeuge mit 200 bis 300 Sitzen machten rund 40 Prozent des Marktes aus. Erst am Mittwoch erklärte Airbus, der A350 ziele auf einen Bereich, in dem in den kommenden 20 Jahren 5300 Flugzeuge weltweit gebraucht würden. Doch die Finanzierung bereitet Probleme, da durch die Verzögerungen beim A380 Mrd.-Einnahmen in den kommenden Jahren fehlen. Gallois macht den Bau von der Umsetzung des Sparprogramms „Power 8“ abhängig, das ab 2010 zwei Mrd. Euro jährliche Einsparungen bringen soll. Welche Auswirkungen das für die Werke haben wird, ist bisher offen. Unklar ist auch, ob der A350 2010 auf den Markt kommen wird oder erst Jahre später.

Konkretere Formen nimmt der von Großaktionär DaimlerChrysler angestrebte Verkauf eines EADS-Anteils von 7,5 Prozent an, der zum Teil an Bund und Länder gehen soll. Der Sprecher der Hamburger Wirtschaftsbehörde, Arne von Maydell, bestätigte am Donnerstag, dass die Hansestadt sich finanziell beteiligen werde. „Es laufen inhaltlich positive Gespräche mit anderen Bundesländern und dem Bund, um den deutschen Einfluss bei EADS zu sichern“, sagte er. „Die genaue Aufteilung steht noch nicht fest.“ Der „Financial Times Deutschland“ (FTD) zufolge sollen private und staatliche Banken eingebunden werden; laut dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) ist auch Niedersachsen zu einer Beteiligung bereit.

Die IG Metall Küste zeigte sich zufrieden mit der sich abzeichnenden Lösung. „Wir begrüßen, dass es ein deutsches Engagement gibt“, sagte Gewerkschaftssprecher Daniel Friedrich. Den Arbeitnehmervertretern sei wichtig gewesen, dass ein Investor gefunden wird, der Interesse an einer langfristigen und nachhaltigen Unternehmensentwicklung bei EADS habe.

Veränderungen stehen laut FTD auch in der EADS-Führung an. Der deutsche Ko-Chef des Verwaltungsrates, Manfred Bischoff, wird demnach nächstes Jahr seinen Posten abgeben, da er im April Nachfolger von DaimlerChrysler-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper werden solle. Größte Chancen auf die Nachfolge Bischoffs bei EADS hat dem Bericht zufolge Daimler-Vorstand Rüdiger Grube, der bei EADS bereits im Verwaltungsrat sitzt. Ein EADS-Sprecher bezeichnete den Bericht als „reine Spekulation“.

In die Untersuchung möglicher Vorwürfe des Insiderhandels bei EADS im Umfeld der im Juni angekündigten Lieferverzögerungen beim A380 schaltete sich die französische Justiz ein. Die Pariser Staatsanwaltschaft gab am Donnerstag bekannt, dass sie ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eröffnet habe. In die Kritik war unter anderem der inzwischen zurückgetretene EADS-Ko-Chef Noel Forgeard gekommen. Er hatte kurz vor dem Bekanntwerden der Probleme im A380-Programm ein Aktienpaket mit Millionengewinn verkauft. Untersuchungen laufen bereits bei der deutschen und der französischen Finanzaufsicht.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • EADS: Verdacht auf Insiderdelikte
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen