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Dutroux bestätigt Existenz von Netzwerk

Der mutmaßliche Sexualverbrecher Marc Dutroux hat in einem Fernseh-Interview die Existenz eines bisher nicht aufgedeckten Pädophilen-Netzwerkes in Belgien bestätigt.

“Es gibt sehr wohl ein Netzwerk, mit vielen kriminellen Verästelungen”, sagte Dutroux dem privaten belgischen Fernseh-Sender “VTM”. Die Justiz wolle aber in dieser Richtung nicht ermitteln.

Eine offizielle Untersuchung hatte keine Beweise für ein solches Netzwerk erbracht, einige Eltern von Opfern Dutrouxs waren dennoch von seiner Existenz überzeugt. Die Umstände des Fernseh-Interviews, das am Montag ausgestrahlt werden sollte, sorgten in Belgien für eine Kontroverse. Der Journalist hatte als Chauffeur getarnt einen liberalen belgischen Senator in die Zelle im Gefängnis von Arlon begleitet.

Senator Jean-Marie Dedecker hatte seine Besuchserlaubnis beim belgischen Justizminister Marc Verwilghen eingeholt, ohne über seine Begleitung zu informieren. Verwilghen zeigte sich empört: „Der Senator hat Schande über das ganze Parlament gebracht“, teilte er in einer Erklärung mit. Zugleich kamen Fragen auf, wie der Journalist ohne Leibesvisitation und ohne Identitätscheck in die Zelle gelangen konnte.

Dutroux war am 13. August 1996 in der Nähe der belgischen Stadt Charleroi festgenommen worden. Wegen eines Fluchtversuchs im April 1998 war er zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Der eigentliche Prozess wegen Entführung, sexuellen Missbrauchs und Tötung mehrerer junger Mädchen soll im kommenden Jahr beginnen. Die Dutroux-Affäre hatte Belgien in eine tiefe Krise gestürzt, da sich herausstellte, dass Justiz und Gendarmerie für den Tod der Mädchen mitverantwortlich waren.

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