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Durchwachsene Halbzeitbilanz

Die Auf- bzw. Absteiger zur Halbzeit der Saison 2011/12
Die Auf- bzw. Absteiger zur Halbzeit der Saison 2011/12 ©Stiplovsek (Archiv)
Den Herbstmeistertitel verpasst, dennoch die beste Vorarlberger Mannschaft in der ersten Saison-Hälfte - Zufriedenheit herrscht aber nach 18 Spieltagen weder in Altach noch bei der Austria oder beim FCL. Jubeln darf die Austria Lustenau dafür über die Cup-Auslosung: Heimspiel gegen Austria Wien.
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Keiner ist wie Martin Kobras

Altachs Nummer eins zählt auch zur Saison-Halbzeit 2011/12 zu den auffälligsten Figuren im Vorarlberger Fußball.

Ganze 87 Liga-Spiele in Folge steht Martin Kobras im Tor des Cashpoint SCR Alt­ach seinen Mann, nicht weniger als 38 Mal blieb Vorarlbergs Fußballer des Jahres 2010 ohne Gegentreffer. Auch in der aktuellen Saison zählt der 25-Jährige für die VN-Sportredaktion zu den auffälligsten Spielern der drei heimischen Erstligisten. Austrias TopMann ist mit Christoph Stückler ein Verteidiger. Mit seinen sechs Treffern ist der 31-Jährige aktuell der einzige Abwehrspieler in den Top 23 der Torjägerliste, während beim FC Lustenau die einzige Konstante die Unbeständigkeit ist. Nachfolgend ein VN-Vergleich der drei Teams sowie weitere Auffälligkeiten.

Torhüter

Seit 7830 Minuten sorgt Martin Kobras als Schlussmann für Ruhe und Ordnung im SCRA-Strafraum. Keiner ist wie er, der 182 cm große Keeper ist Altachs Lebensversicherung. Die Nummer zwei der heimischen Torhüter ist Alexander Kofler. Der Kärntner wartete im Herbst mit sehr soliden Leistungen auf und hat bei der Austria die Tormann-Diskussionen endgültig zum Verstummen gebracht. Angesichts dieser klaren Verhältnisse blickt man beim FC Lustenau neidisch in Richtung Konkurrenz. Erst patzte Markus Breuss (22 Jahre/fünf Spiele), dann war der junge Reuf Durakovic (17/11) überfordert und jetzt heißt der Hoffnungsträger Andreas Lukse (23/3).

Abwehr

Die wenigsten Gegentore erhalten und doch haben sich Altachs Verteidiger nicht in allen Situationen geschickt verhalten. Sehr positiv: Kein Elfmeter wurde verursacht und mit Andreas Lien­hart ist es ein Altach-Verteidiger, der neben Kobras keine einzige Spielminute – aller drei Klubs – versäumt hat. Ein Abwehrspieler aber überstrahlt alle: Christoph Stückler. Er ist Österreichs torgefährlichster Verteidiger, sein Ausfall für die restlichen Herbstpartien tut der Mannschaft richtig weh. Negativ: 25 Gegentreffer in 18 Spielen sind zu viel, nur Herbstmeister WAC/St. Andrä (28) musste von den Top-Vier-Klubs öfter das Leder aus dem Tor fischen. Beim FCL herrscht seit dem Fehlen von Philipp Eisele – saisonübergreifend – die totale Verunsicherung in der Verteidigung. Neue Spieler, Andrej Lebedev (20), Christoph Buchner (22), Dennis Mimm (28), Christian Haselberger (22), doch alte Probleme: Die Suche nach der richtigen Zusammenstellung der Abwehrreihe. Unsicherheit regiert das Verhalten auf dem Platz.

Mittelfeld defensiv

Von den Namen her hat Alt­ach mit Petr Vorisek (32), Philipp Netzer (26) und Alexander Guem (34) die Nase knapp vorne. Allein die Feinabstimmung passt nicht. Erst passte die Abstimmung zwischen dem Duo Vorisek/Netzer nicht, nun sucht Guem den idealen Partner. Da tun sich bei der Austria die beiden Routiniers Harald Dürr (33) und Jürgen Kampel (30) schon leichter, das Duo ist eingespielt. Ein Blick auf den FC Lustenau verrät nichts Neues: Viele Namen, wenig Konstanz. Selbst Mario Bolter (27) oder Mimm mussten im bisherigen Saisonverlauf schon auf der Sechserposition aushelfen.

Mittelfeld offensiv

Viele Pausen einzelner Spieler sorgten in Altachs Offensivabteilung immer wieder für ein Wechselspiel und ein Wechselbad der Gefühle. Ob Patrick Scherrer (24), Daniel Schöpf (21) oder Thorsten Schick (21), sie alle mussten verletzungsbedingte Ruhepausen einlegen. Und Spielmacher Tomás Esteban Correa Miranda „Tomi“ (26) ist weit von seiner Bestform entfernt. Darüber können auch seine bislang elf Saisontore nicht hinwegtäuschen. Automatismen greifen nicht, Spielwitz und Spielfreude können mit den Vorsaisonen nicht standhalten. Auch bei der Austria bürgen die Namen Sascha Boller (27), Felix Roth (23) oder Gerald Krajic (29) für Qualität. Weil aber Krajic oftmals im Angriff aushelfen musste und Roth im ersten Saisonviertel einen Durchänger hatte, hat sich nun Jan Zwischenbrugger einen Stammplatz erkämpft – und erspielt. Die zentrale Position hinter der Spitze hatten dem 21-Jährigen wohl nur wenige zugetraut. Fast alles schuldig geblieben sind hingegen die Neuen Philipp Vorraber (21) und Marco Miesenböck (22). Bei den Blau-Weißen aus Lustenau begann Florian Zellhofer (23) gut, auch Daniel Luxbacher (19) hat sein Potenzial schon aufblitzen lassen. Doch das FCL-Offensivspiel ist stark von Stefan Rieß abhängig, doch die Leistungen des 22-jährigen Deutschen sind noch sehr durchwachsen.

Angriff

Altachs Patrick Seeger (25) hat die hohen Erwartungen in seine Person zumeist erfüllt. Doch der achtfache Torschütze ist sehr vom Spiel seiner Nebenleute abhängig – und das lief nicht immer flüssig. Zudem fehlt der Konkurrenzkampf in der SCRA-Offensivabteilung. Ein Orhan Ademi etwa erzielte in der Vorsaison in der ersten Saisonhälfte neun Treffer, bei 627 Einsatzminuten. Heuer hält der 20-Jährige bei zwei Toren in 510 Minuten. Auch Neuzugang Mirnel Sadovic (27) hat seine Torgefährlichkeit bislang vermissen lassen. Einige Kilometer weiter nördlich hat ein Klub seine Hoffnungen auf Pierre Boya (27) gesetzt. Noch aber wartet der ehemalige CL-Spieler auf seine Freigabe und so ist der gegnerische Strafraum noch immer die Problemzone im grün-weißen Spiel. Erst 27 Tore wurden erzielt, auch weil Manuel Honeck (22) in seiner Entwicklung nicht weiterkam und weil Murat Cetinkaya (20) bislang ein Fehleinkauf war. Im Gegensatz dazu hat der FCL-Angriff einen Namen: David Witteveen. Sieben Treffer hat der 26-Jährige bereits auf dem Habenkonto, eine Alternative für den ehemaligen Schottland-Legionär (Heart of Midlothian) gibt es aber nicht. Hinter Witteveen ist Sendepause, dennoch zeugen 27 FCL-Tore für ein schlummerndes Offensivpotenzial.

Die Aufsteiger

Neue Namen vermisst man an dieser Stelle ein wenig, vielleicht Altachs Schick. Dafür haben sich Lienhart (25) und vor allem Kobras zu absoluten Führungsspielern entwickelt. Auf dem Weg dorthin befindet sich auch Austrias Zwischenbrugger. 14 Spiele hat der gebürtige Wälder heuer in den Beinen, im Vorjahr waren es zum gleichen Zeitraum acht Partien.

Die Absteiger

Dazu zählen in erster Linie die Ausländer beim FC Lustenau. Großer Name, Etienne Eto’o (21), aber ohne Wirkung. Auch Simon Vanderhoegt, Lebedev oder Buchner erfüllten – aus unterschiedlichsten Gründen – die in sie gesteckten Erwartungen nicht. Möglicherweise wird nun beim FCL in der Ausländerproblematik in der Winterpause eine Zäsur erfolgen.

Premieren

Der letzte Spieltag brachte gleich zwei Premieren für die heimischen Klubs. So verlor die Austria erstmals nach einer 1:0-Führung ein Spiel, während Lokalrivale FCL erstmals nach 1:0-Vorsprutng remisierte. Auffallend: Nach 0:1-Rückstand gingen die heimischen Klubs erst zwei Mal als Sieger vom Platz. Altach (bei vier Rückständen) und die Austria (bei neun Rückständen), der FCL hingegen verlor in neun von elf Fällen, bei zwei Remis. Elfmeter: Sieben Elfer zugesprochen, null verursacht – das ist Liga-Rekord. Gleich sechs Mal traf Tomi vom Elfmeterpunkt, den ersten Altacher Strafstoß hatte Vorisek verwandelt. Zwei bzw. drei Elfer gab es für die Lustenauer Klubs, vier verursachte die Austria, drei der FCL.

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