AA

Durch's Moor geburtenfreudig

Reuthe, Lochau - Am Durchschnittsalter gemessen ist Reuthe die jüngste und Lochau die älteste Gemeinde Vorarlbergs.
Geburten und Todesfälle
Altersgruppen
Jüngste und älteste Gemeinden
Bevölkerung nach Alter

Reuthe, riecht das nicht nach Moorbad und Eisenwasser? „Eben“, nickt Arno Scharler, „geburtenfreudig.“ Der hat gut lachen, der Bürgermeister. Ist selber erst 47 Jahre alt. Hauptschullehrer und „Nebenerwerbs-Gemeindechef“. Und hat die Verjüngung seiner Gemeinde richtiggehend beobachten können: „Als ich das erste Mal das Osterkonzert der Blasmusik moderiert habe, lag der Altersdurchschnitt bei 45 Jahren. Heute sind wir schon unter 30.“ Die Einwohnerzahl Reuthes hat sich von 315 im Jahr 1869 auf 624 heuer beinah verdoppelt. Klein, aber fein. 354 Gemeindebürger sind jünger als 40 Jahre. Bedienen sich an klammen Winterabenden bei 3000 Büchern und 500 Spielen im gemeindeeigenen Verleih, müssen aber nach dem sonntäglichen Kirchgang „noch immer nach Bezau einkehren“. Reuthe hat „ka Wirtschaft“. Aber „wir arbeiten daran, den Gasthof Engel wieder zu beleben“. Auch wenn die Gemeinde Baugrund um 75 Euro pro Quadratmeter bietet, hat Reuthe wenig Zuzug. Aber es wandert auch niemand ab. Nicht einmal nach dem Hochwasser 2005, als die Parzelle Baien schlichtweg absoff, zog jemand weg. Auch Scharlers Keller lief damals voll. Doch in die triste Erinnerung mischt sich die Erfahrung von Nachbarschaft: „Wir haben eine Woche lang nicht einmal kochen müssen. Das Unglück hat die Leute zusammengeschweißt.“ Also wundert es niemanden, dass fünf Betriebe vom Zimmermann bis zum Fließenleger überlegen, sich in Reuthe anzusiedeln. Die Gemeinde ist reich an Emotion und auch an Finanzmitteln. „Wir haben a Kässele“, umschreibt Scharler den Umstand, dass sie Geld auf der hohen Kante haben.

Hotels und Pflegeheim

Und der „Methusalem“ unter Vorarlbergs Gemeinden? Hat zuletzt mit Großprojekten wie dem Seehotel am Kaiserstrand und der neuen Seeschanze von sich reden gemacht. Und beherbergt das Jesuheim, Vorarlbergs größtes Pflegeheim. Dort hat Bürgermeister Xaver Sinz heuer im Juli Berta Gottardi zum 100er gratuliert. Das drückt ganz schön auf den Terminplan, wenn eine Gemeinde wie Lochau 382 Bürger beheimatet, die älter sind als 77. Den Achtzigjährigen bringt der Gemeindechef einen Geschenkskorb, beim 90er kommt er auf Wunsch mit der Blasmusik wieder. Und schätzt das sehr: „Berta Gottardi spaziert noch jeden Mittwoch zum Jasserkränzle ins Dorf.“ Die fünf über hundertjährigen Damen liegen ihm sehr am Herzen. Dass trotz Bauboom junge Familien „eher woanders hin- ziehen“, liegt mehr am Preis- und Qaulitätsniveau, als an der Attraktivität der Gemeinde. Da braucht sich der Lochauer Bürgermeister nicht zu sorgen. Gerade eben bat ihn ein Hüttenwirt um die Vermittlung einer Wohnung am See. „Der erfüllt sich nun eingangs der Pension seinen Lebenstraum. So wie jene Lecher und Damülser das auch tun, die ab Juni in den Wohnungen am Kaiserstrand die Früchte ihrer Arbeit genießen werden. Mit Yachthafen und Panoramablick.“

  • VIENNA.AT
  • Lochau
  • Durch's Moor geburtenfreudig
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen