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Druck auf britische Regierung verstärkt sich

In der Affäre um den Tod des britischen Waffenexperten David Kelly hat sich der Druck auf die britische Regierung nochmals verstärkt.

Außer Premierminister Tony Blair rückte am Dienstag Verteidigungsminister Geoff Hoon zunehmend ins Zentrum der Kritik: Medien berichteten, dass Blairs Büro Druck auf das Verteidigungsministerium ausgeübt habe, Kellys Namen zu veröffentlichen.

Hoon wird vorgehalten, durch die Bekanntgabe des Namens für den Selbstmord von Kelly mitverantwortlich zu sein. Blair hingegen erklärte während seiner China-Reise am Dienstag, er habe der Identifizierung seines Irak-Beraters nicht zugestimmt.

Das britische Verteidigungsministerium gab zu, mehreren Zeitungsjournalisten den Namen von Kelly als Quelle für einen kritischen BBC-Bericht bestätigt zu haben. In dem BBC-Beitrag hieß es: Die Regierung habe Geheimdienstinformationen über das irakische Waffenpotenzial manipuliert, um den Irak-Krieg zu rechtfertigen. Durch die Identifikation der Quelle stand der zurückhaltende Mikrobiologe plötzlich im Rampenlicht der Öffentlichkeit.

Es wird allgemein angenommen, dass ihn dies mit in den Selbstmord getrieben hat. Der 59-jährige Waffeninspektor war am Freitag in seinem Heimatort bei Oxford tot aufgefunden worden. Hoon hatte dazu am Wochenende nur erklärt: „Ich glaube nicht, dass es irgendetwas gibt, für was ich mich entschuldigen müsste“.

Dennoch schadet die Affäre der britischen Regierung. Nach Meinungsumfragen verlor der Premier deutlich an Popularität. Blairs Zustimmungsrate in Großbritannien sei in zwei Monaten von plus sieben
auf minus 17 Punkte gesunken, ergab eine ICM-Umfrage. Hielten damals noch 51 Prozent Blair für glaubwürdig, seien es jetzt nur noch 39 Prozent.

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