AA

Druck auf Blair erhöht sich

Fünf Tage vor seiner Befragung zum Tod des Waffenexperten Kelly ist der britische Premier Blair durch die Veröffentlichung vertraulicher Unterlagen weiter unter Druck geraten.

Bei einer Reihe von Zusammenkünften in seinem Büro hatte der Premier sich dafür eingesetzt, „das Auftreten einer Quelle öffentlich zu machen“, wie aus einer vertraulichen Gesprächsnotiz hervorging, die am Samstag zusammen mit tausenden weiteren Aufzeichnungsseiten von der Untersuchungskommission im Internet veröffentlicht wurde. Die „Benennungsstrategie“ solle dem Verteidigungsministerium überlassen werden, hieß es darin weiter.

Das Dokument könnte Vorwürfe gegen Verteidigungsminister Geoff Hoon erhärten, wonach dessen Ministerium Kellys Rolle beim Zustandekommen einer Aufsehen erregenden BBC-Dokumentation öffentlich gemacht hat. Der BBC-Bericht legte der Regierung zur Last, Geheimdienstinformationen über irakische Massenvernichtungswaffen zur Rechtfertigung des Kriegs aufgebauscht zu haben. Der öffentliche Druck könnte den Wissenschaftler in den Selbstmord getrieben haben. Kelly gilt als Hauptquelle für den BBC-Bericht.

In einer am Samstag ebenfalls veröffentlichten Email von Blairs Berater Jonathan Powell heißt es, der Biowaffenexperte Kelly müsse vor seiner Befragung durch einen Parlamentsausschuss „ordentlich unterwiesen“ werden. Insgesamt stellte der Untersuchungsausschuss rund 9.000 Seiten Dokumente ins Internet. Die Regierungsunterlagen unterliegen normalerweise einer 30-jährigen Geheimhaltungspflicht.

Kelly war am 18. Juli mit aufgeschnittenden Pulsader tot aufgefunden worden. In der kommenden Woche wird neben Blair auch Hoon vor dem Ausschuss unter Lordrichter Brian Hutton aussagen.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Druck auf Blair erhöht sich
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.