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Drogenrazzia mit 1560 Polizisten

Am Mittwoch durchsuchten mehr als 1560 Polizeibeamte unter Federführung der Staatsanwaltschaft Nürnberg 350 Objekte im gesamten Bundesgebiet, in Österreich, der Schweiz und Slowenien. Bei dieser Durchsuchungsaktion, die als eine der größten in der Bundesrepublik Deutschland gegen die Verbreiter synthetischer Drogen bezeichnet werden kann, waren 323 Beschuldigte im Visier der Fahnder.

Die Staatsanwaltschaft legt den Beschuldigten unerlaubtes Inverkehrbringen bedenklicher Arzneimittel  zur Last. Sie hat den Verdacht, dass diese seit dem Jahr 2007 in einer Vielzahl von Fällen GBL (Gamma-Butyrolacton) bezogen und zum Verkauf vorrätig gehalten haben.

Die am Mittwoch durchgeführten europaweiten Durchsuchungen richteten sich gegen Kunden eines Chemiehandels aus dem Landkreis Roth, die von diesem entweder größere Mengen Gamma-Butyrolacton (GBL) gekauft oder mehrmals GBL bezogen hatten. Die Staatsanwaltschaft hat aufgrund dieser Umstände den Verdacht, dass die Beschuldigten GBL jeweils zum Verkauf als Arzneimittel vorrätig gehalten haben. Die Substanz soll dazu bestimmt gewesen sein, von den Käufern wegen deren berauschender Wirkung konsumiert zu werden. Diese Handlungen sind mit Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren, in besonders schweren Fällen mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bedroht.

Insgesamt wurden in Deutschland 342 Objekte durchsucht, 89 davon in Bayern. In Deutschland waren alle Bundesländer, außer Bremen und dem Saarland, bei dem Einsatz beteiligt.

In der Schweiz wurden fünf und in Österreich zwei Objekte, sowie in Slowenien ein Objekt, jeweils durch die dort zuständigen Behörden durchsucht.

Bei den im Freistaat durchgeführten Durchsuchungen bei 75 Tatverdächtigen im Alter zwischen 20 und 46 Jahren konnten insgesamt fast 62 Liter GBL sichergestellt werden, im gesamten Bundesgebiet waren es ca. 139 Liter der Chemikalie. Außerdem fanden die Beamten noch kleine Mengen fast aller bekannten Rauschgifte.

In München konnte bei einem 46-jährigen Deutschen in der Maxvorstadt eine Cannabisplantage mit 63 Pflanzen aufgefunden und sichergestellt werden.

Bei einem 39-jähriger Deutschen aus dem Münchner Stadtteil Laim fanden Beamte des Polizeipräsidiums München 44 Liter GBL in zwei Kanistern.

Vermeintlich brisant war der Fund, den Beamte der Kriminalpolizeiinspektion Ansbach bei einem 27-jährigen Deutschen im Landkreis Ansbach gemacht haben. Ne-ben einer kleineren Menge GBL (ca. 250 ml) fanden die Rauschgiftfahnder eine Handgranate, zahlreiche nicht zugelassene pyrotechnische Gegenstände und eine möglicherweise selbst hergestellte Sprengvorrichtung. Experten der Technischen Sondergruppe des LKA haben die sichergestellten Gegenstände nach München gebracht, hier werden sie untersucht.

Der Verkauf von GBL zum Zweck des Konsums, um durch die Einnahme die Wirkungen des Betäubungsmittels GHB (Gamma-Hydroxy-Buttersäure) herbeizuführen, stellt ein vorsätzliches unerlaubtes Inverkehrbringen von bedenklichen und in ihrer Qualität nicht unerheblich geminderten Arzneimitteln nach dem Arzneimittelgesetz (AMG) dar.

Nach oraler Einnahme erzielt GBL zwangsläufig dieselbe Wirkungen wie das Betäubungsmittel GHB, es kommt zu rauschähnlichen Zuständen. Der GBL-Konsum führt in der Regel bereits nach kurzer Zeit zu einer starken Abhängigkeit. Zudem besteht sehr leicht die Gefahr von Überdosierungen. Diese wie auch die Einnahme in Verbindung mit Alkohol können wiederum zu Krämpfen, Brechreiz, Verwirrung, komatösen Zuständen, Atemstillstand oder zu Herz- oder Kreislaufversagen führen. Bei einer im Szenebereich gebräuchlichen Konsummenge von 1,5 bis 2 ml kann so schnell die tödliche Dosis von 3 – 4 ml GBL erreicht werden.

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