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Drogenbericht: Mehr harter Drogen-Konsum

Problematischer Drogengebrauch - also vor allem der Gebrauch von Heroin - bzw. die gleichzeitige Verwendung verschiedenster Suchtgifte dürften in den vergangenen Jahren in Österreich zugenommen haben.

Bei etwas erhöhtem Konsum gegenüber der Vergangenheit ist die Verbreitung der Verwendung illegaler Drogen in etwa gleich geblieben. Gestiegen ist im Jahr 2005 die Zahl der Drogenopfer. Das sind die Hauptaussagen des „Berichts zur Drogensituation 2006“ (Berichtsjahr: 2005) des Österreichischen Bundesinstituts für das Gesundheitswesen (ÖBIG), der jetzt vorliegt.

Ob da nicht gesellschaftliche und soziale Gründe auch dahinter stecken? – „Eine Analyse der verfügbaren Daten und Informationen zum problematischen Drogenkonsum in Österreich über mehrere Jahre lässt darauf schließen, dass die diesbezügliche Problematik in den letzten Jahren zugenommen hat. Eine aktualisierte Schätzung der Prävalenz des problematischen – meist polytoxikomanen – Konsums mit Beteiligung von Opiaten kommt für das Jahr 2004 auf rund 25.000 bis 32.000 betroffene Personen in Österreich. Im Vergleich zu einer methodologisch vergleichbaren Berechnung für das Jahr 2001 ist dies ein Anstieg von rund 10.000 Personen. Besonders deutlich fällt dieser für die Altersgruppe 15 bis 24 Jahre aus“, schreiben die ÖBIG-Experten unter Federführung von Sabine Haas.

Bei der Bestimmung der Häufigkeit des Konsums von illegalen Drogen gibt es vor allem aktuelle Daten aus Wien und der Steiermark. So haben in Wien (Studie vom Herbst 2005) 17 Prozent der Menschen über 15 Jahren bereits zumindest ein Mal Cannabis verwendet (2003: 16 Prozent). Gleich geblieben ist die Häufigkeit des Gebrauchs von Ecstasy und Amphetaminen etc. – zwei Prozent. Opiate haben bereits zwei Prozent der Wiener benutzt (in voran gegangenen Erhebungen kam man auf zumeist ein Prozent), Kokain zwei Prozent. Wichtiger aber sind die Angaben über den mittelfristigen bzw. aktuellen Konsum: Nur sieben Prozent der Wiener haben Cannabis in den vergangenen drei Jahren verwendet, nur drei Prozent im voran gegangenen Monat. Die übrigen illegalen Drogen liegen noch weit daraunter.

Besonders wichtig ist der Drogenkonsum von Jugendlichen, da er auf eine zukünftige Entwicklung hindeuten könnte. Im Jahr 2005 wurden in der Steiermark 3.919 Berufsschüler im Alter zwischen 15 und 20 Jahren befragt. Hier zeigte sich, dass 42,7 Prozent der Grazer Berufsschüler bereits Kontakt mit Cannabis gehabt haben, jedoch nur 20,6 Prozent der Berufsschüler in peripheren Bezirken. Insgesamt hatten 27,1 Prozent Erfahrung mit „Hanf“, jedoch nur 15,7 Prozent solche Produkte auch innerhalb des voran gegangenen Jahres benutzt. Allerdings, 84, 2 Prozent hatten schon geraucht, 95,7 Prozent Alkohol getrunken.

Oft viele politische Diskussionen gibt es regelmäßig, wenn die Zahl der Drogentoten veröffentlicht wird. Hier musste in den vergangenen Jahren ein Anstieg verzeichnet werden. Allerdings pendelte die Zahl seit 1996 immer zwischen knapp 200 und knapp 120.

Daran „schuld” ist vor allem der Mischkonsum verschiedenster Mittel. Der österreichische Drogenbericht 2006: „In 25 Prozent der Fälle wurde bei der Toxikologie ausschließlich illegale Drogen (…) festgestellt. Zusätzlich wurden in 39 Prozent der Fälle auch psychoaktive Medikamente, in 15 Prozent der Fälle auch Alkohol und zu 20 Prozent beides (…) nachgewiesen.” Fazit: Drogenabhängige, die gleichzeitig verschiedenste – illegale wie legale – Suchtmittel verwenden, sind besonders gefährdet.

Der Drogentod findet in Österreich nicht im “öffentlichen Raum”, sondern im Privaten statt. Der Report: „Es zeigt sich, dass die Mehrheit (81 Prozent) der direkt suchtgiftbezogenen Todesfälle in einer Wohnung versterben. Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass ein Großteil des hoch riskanten Drogenkonsums in (scheinbar) geschütztem privaten Rahmen stattfindet.

Bedenklich ist, dass das Durchschnittsalter der Drogentoten in Österreich – bis zum Jahr 2002 stieg es an – seit 2003 wieder sinkt. So betrug der Anteil der unter 20-Jährigen im Jahr 2002 13 Prozent, im Jahr 2004 hingegen 22 Prozent, 2005 dann 15 Prozent. Der größte Teil der Menschen mit dem gefährlichsten Drogenkonsum ist in den Großstädten zu finden. Ein Erfolg: Während Anfang der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Österreich noch rund 20 Prozent der Menschen mit i.v-Drogenkonsum (Spritzen von Heroin) HIV-positiv war, sind es jetzt nur noch drei bis sechs Prozent. Am häufigsten sind Hepatitis C-Infektionen mit einem Anteil von 50 bis 60 Prozent.

Weiterhin werden in Österreich vor allem Vergehen und nicht Verbrechen nach dem Suchtmittelgesetz angezeigt, was auf eine stärkere Verfolgung der Konsumenten als der „Dealer” schließen lässt:

Im Jahr 2005 gab es 22.733 Anzeigen wegen Vergehen und nur 2.308 Anzeigen wegen schwerer Tatbestände (Verbrechen) nach dem Suchtmittelgesetz. Der ÖBIG-Bericht betont, dass das weniger den Missbrauch als „in erster Linie Intensität und Schwerpunktsetzung der Maßnahmen der Sicherheitsbehörden widerspiegelt.”

Bei Anzeigen gegen das Suchtmittelgesetz kam es im Jahr 2005 zu einem neuerlichen Anstieg der Zahl wegen Vergehen oder Verbrechen wegen Cannabis auf 21.000. Hingegen waren es nur knapp 6.000 Anzeigen wegen Kokain (leicht steigend in den vergangenen Jahren) und rund 4.500 wegen Heroin (stabil). 2005 befanden sich 7.554 Opiatabhängige in Drogenersatzbehandlung, davon waren 873 Patienten hinzu gekommen. Beides stellte einen neuen Höchststand dar. 1996 hatten sich beispielsweise erste 2.941 Abhängige in Drogenersatztherapie befunden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die mit März kommenden Jahres in Kraft tretende Neuregelung dieses Bereiches auswirkt. Der Zugang zu einer solchen Therapie sollte nicht erschwert werden, weil dann wieder mehr Abhängige auf den illegalen und gesundheitlich gefährlichen Markt angewiesen wären.

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