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Drogenbande setzte Bodypacker in Tschechien aus: Prozess in Linz

Der Bodypacker wäre durch die Drogen fast gestorben.
Der Bodypacker wäre durch die Drogen fast gestorben. ©APA (Sujet)
Ab kommenden Montag müssen sich fünf mutmaßliche Mitglieder einer Drogenbande am Landesgericht Linz verantworten. Sie sollen einen Bodypacker vom Flughafen Wien nach Linz überstellt, ihn zunächst untergebracht und jedoch nach Komplikationen in Tschechien ausgesetzt haben.

Fünf mutmaßliche Mitglieder einer Drogen-Bande, die laut Anklage im Auftrag eines in der Dominikanischen Republik ansässigen Kartells einen sogenannten Bodypacker nach Oberösterreich brachten, müssen sich ab 9. November im Landesgericht Linz verantworten. Der Bodypacker hatte nicht weniger als 133 Kugeln mit einem Gewicht von über 1,3 Kilogramm verschluckt und wäre daran fast gestorben.

Bodypacker wurde vom Flughafen Wien nach Linz gebracht

Der 37-Jährige, der nach seiner Landung am Flughafen Wien-Schwechat von zwei Männern in Empfang genommen und nach Linz chauffiert wurde, wo er die Plastikkugeln mit dem Kokain ausscheiden sollte, war dazu nicht in der Lage. Er hat einen künstlichen Darmausgang. Dennoch hatte er sich in seiner Heimat in der Dominikanischen Republik als Drogen-Transporteur anwerben und mit einem Flugticket nach Österreich versehen lassen.

Komplikationen: Mann hatte künstlichen Darmausgang

In Linz angelangt, wurde der Bodypacker zunächst in der Wohnung einer Frau untergebracht, die gemeinsam mit einer Bekannten versuchte, an das Gift zu kommen, indem sie dem Schmuggler Abführmittel, Medikamente und Brechreiz auslösende Speisen verabreichten.

Der Mann erbrach allerdings nicht mehr als zwölf Kugeln. Um an das restliche Kokain zu gelangen, bedienten sich die zwei Frauen einer Pinzette und wollten damit die Kugeln aus dem künstlichen Darmausgang des Schmugglers ziehen. Auch das gelang nicht.

Komplizen setzten 37-Jährigen in Tschechien aus

In Folge dessen verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Bodypackers immer mehr. Er soll seine Landsleute bzw- -frauen – alle vier wurden in der Dominikanischen Republik geboren, leben teilweise aber schon länger in Europa – regelrecht angefleht haben, ihn zu einem Arzt bzw. in ein Krankenhaus zu bringen.

Stattdessen wurde er in ein Auto gesetzt und nach Tschechien geschafft, “um ihn sich dort selbst zu überlassen”, wie es in der Anklageschrift heißt. Der Staatsanwaltschaft zufolge kam es den Angeklagten dabei darauf an, “alle Spuren, die zu ihnen führten, zu verwischen”. Sie setzten den Mann einfach aus.

Es gelang dem 37-Jährigen allerdings trotz seines miserablen Zustands, zu Fuß noch ein Hotel zu erreichen – an der Rezeption brach er zusammen. Weil eine Hotelangestellte dafür sorgte, dass er rasch in ein Spital kam, wurde er gerettet.

Sämtliche Angeklagte befinden sich in U-Haft

Neben den vier unmittelbar Tatbeteiligten muss sich ein weiterer Mann vor Gericht verantworten, der den ihm offenbar untergeordneten Bandenmitgliedern Anweisungen und konkrete Aufträge erteilt haben soll. So sollte bereits am 19. Dezember der nächste aus der Dominikanischen Republik entsandte Bodypacker vom Flughafen Wien-Schwechat abgeholt werden.

Dieser Mann, der 87 Kugeln mit knapp 800 Kokain in seinem Körper beförderte, wurde allerdings bei der Zwischenlandung in München abgefangen und festgenommen. Mit Ausnahme einer vom Wiener Strafverteidiger Roland Friis vertreten Frau, der deren Enthaftung bewirken konnte, befinden sich seither sämtliche Angeklagte in U-Haft.

(APA/Red)

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