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Drei Todesopfer geborgen

©APA
Nach einer heftigen Gasexplosion in einem Wohnhaus am Spratzerner Kirchenweg in St. Pölten Donnerstag früh galten am Abend zwei Personen als vermisst, drei Personen wurden tot geborgen.
Gefahren für Opfer
Fotos: Nach Explosion
Explosion in St. Pölten
Nach Explosion Haus eingestürzt

Zum Unglückszeitpunkt gegen 8.00 Uhr befanden sich fünf Menschen in dem Gebäude, vier davon dort gemeldet und eine auf Besuch. Zahlreiche Feuerwehren aus dem Bezirk waren den ganzen Tag mit rund 500 Männern und Frauen im Einsatz, um den Folgebrand zu löschen.

Die Identität der bereits Geborgenen sei noch nicht geklärt, sagte Alfred Schüller vom Landeskriminalamt Niederösterreich. Eine Obduktion der Leichen sei für morgen, Freitag, angesetzt. Noch vermisst wurden am Donnerstagabend zwei weitere Personen. Im Haus wohnhaft waren laut Bürgermeister Matthias Stadler (S) ein älteres Ehepaar, dessen Tochter sowie Enkeltochter.

Bei dem Gast dürfte es sich um den Lebensgefährten der Tochter des älteren Ehepaars handeln. Er war offenbar im Wirtschaftshof der Stadt St. Pölten im Außendienst beschäftigt. Es soll sich dabei um einen Nigerianer handeln, der bereits seit längerem in St. Pölten aufhältig und ursprünglich als Zeitungsverkäufer tätig war. Der Vater der Frau war wiederum ein passionierter Kunstmaler. Das jüngste Opfer ist 1993 geboren, weitere 1958, 1933 und 1929.

Die Überlebenschancen für die zwei noch Vermissten sind mittlerweile sehr gering. “Ausschließen kann man es nicht”, sagte der St. Pöltener Bezirksfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner, der bereits bei der Gasexplosion in Wilhelmsburg mit neun Toten im Dezember 1999 im Einsatz war. Die Situation sei nicht hoffnungslos, da immer wieder Hohlräume gefunden wurden, die Chance aber “sicher sehr gering” und es müsste mit “vielen guten Umständen gegangen sein”, da allein die Wucht der Explosion enorm gewesen sei. Die Einsatzkräfte würden die Hoffnung aber nicht aufgeben und nach wie vor ihr Bestes geben.

Bis Donnerstagabend hatten die Feuerwehrleute rund 200 Tonnen Schutt großteils händisch entfernt. Das Haus war teils aus Ziegeln, teils mit Stahlbeton errichtet worden, was die Bergearbeiten zusätzlich erschwerte. Sie werden aber auch über Nacht auf Hochtouren laufen. Die Einsatzkräfte würden nun sukzessive ausgetauscht, zwölf neue Feuerwehren aus dem Bezirk wurden nachalarmiert, hieß es. Daher sollen auch weiterhin rund 400 Feuerwehrleute im Einsatz sein. Verletzte seitens der Helfer gab es bisher nicht.

Heftige Folgebrände minderten die Chancen für die Opfer zusätzlich: “Massive Rauchgase, Sekundärbrände relativ tief im Gestein”, schilderte Fahrafellner die Situation. Auch über zwölf Stunden nach dem Brand stiegen noch dichte Rauchschwaden von der Unglücksstelle auf. Beim Öffnen der Schuttkegel gelange Sauerstoff zu den Brandherden, was die Flammen immer wieder zusätzlich anfache. Außerdem befanden sich Matratzen, Styropor und Holz im Haus. Etwaige Überlebende hätten so auch die Rauchgase überstehen müssen.

Ein weiteres Ehepaar, das ebenfalls in dem Haus wohnte, hatte unglaubliches Glück: Es war zum Zeitpunkt des Unglücks bei Freunden in Breitenfurt zu Besuch. Vier Personen aus umliegenden Häusern wurden leicht verletzt, etwa 15 weitere Gebäude wegen schwerer Schäden und Explosionsgefahr evakuiert. Um sie kümmerten sich Mitarbeiter der Krisenintervention, Unterkünfte für die Nacht wurden bereits gefunden. Viele waren von dem Unglück schwer gezeichnet.

Unterdessen leitete das Landeskriminalamt Niederösterreich Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung bzw. fahrlässiger Gemeingefährdung ein. Man sei in einer “Wartestellung”, Bergearbeiten hätten Vorrang. Es sei “eine generelle Überprüfung, ob irgendeine Sorgfalt außer Acht gelassen wurde”, sagte Schüller. “Es ist so, dass Fremdverschulden in solchen Situationen nie auszuschließen ist”, meinte ein Vertreter der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen beschränkten sich Schuller zufolge auf Umfelderhebungen und Befragungen von Zeugen.

Die EVN hatte vorübergehend die Gasversorgung für den gesamten südlichen Bereich St. Pöltens gesperrt. Das wurde mit Ausnahme des unmittelbaren Einzugsbereich des Unglücksortes bis Donnerstagabend wieder rückgängig gemacht. Weiter betroffen waren etwa 2.000 Anrainer, die bis Freitag von EVN-Technikern aufgesucht werden sollten.

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