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Drei-Schluchten-Damm staut erstmals

Nach fast einem Jahrzehnt Bauzeit werden am Sonntag die Schleusentore des Drei-Schluchten-Staudammes am Jangtse in Zentralchina geschlossen, um das Wasserreservoir zu füllen.

Für das größte Wasserkraftwerk der Welt wird der Pegel in nur zwei Wochen um 65 Meter höher steigen. Ein See von 660 Kilometern Länge wird entstehen.

Im August sollen die ersten beiden Turbinen mit der Stromerzeugung zu beginnen. Die neue Projektphase kennzeichnet „eine neue Stufe der wirtschaftlichen Stärke und Ingenieurtechnologie Chinas“, fand Regierungschef Wen Jiabao am Freitag in Peking auf einer Sitzung des Konstruktionskomitees des Staatsrates.

Das gigantische Bauvorhaben nahe Yichang in der Provinz Hubei demonstriert nach Überzeugung der Ideologen die Überlegenheit des sozialistischen Systems. Und doch ist es heftig umstritten, nicht nur wegen der hohen Kosten: 1,13 Millionen Menschen mussten umgesiedelt werden, die Auswirkungen auf die Umwelt sind schwer zu kalkulieren, Verschlickungen werden befürchtet.

Der neue Ministerpräsident Wen Jiabao, der den Mega-Damm von seinen Vorgängern geerbt hat, mahnte denn auch, dass die neue Phase „viele schwierige Aufgaben mit sich bringt“. Dazu zählte er vor allem die noch anstehende Umsiedlung von weiteren 400.000 Menschen sowie die befürchteten Umweltschäden und mögliche Wasserverschmutzung. Aber der Damm soll auch Hochwasser bekämpfen und für eine bessere Navigation der Schifffahrt sorgen.

Der schätzungsweise 25 Milliarden US-Dollar (21,3 Mrd. Euro) teure Damm war 1993 nur mit ungewöhnlich großem Widerstand im Volkskongress gebilligt worden. Ein Jahr später begann das Lieblingsprojekt des damaligen Ministerpräsidenten Li Peng – einem gelernten Stromingenieur. Die Stromproduktion für das Energie hungrige Wirtschaftswachstum Chinas war immer vorrangiges Ziel. Letztendlich müssen die hohen Kosten auch bezahlt werden.

Bei seiner Fertigstellung im Jahr 2009 wird das Kraftwerk 26 Turbinen haben, die 18,2 Millionen Kilowatt Elektrizität erzeugen können. Damit wird die Energie von zehn großen Kohlekraftwerken erzeugt und die Verbrennung von 50 Millionen Tonnen Kohle im Jahr unnötig. Auf die zwei Turbinen, die im August anlaufen, folgen im Oktober zwei weitere, so dass dieses Jahr schon 5,5 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Über die nächsten drei Jahre werden die Hafenmetropole Schanghai sowie acht Provinzen in Zentral-, Ost- und Südchina mit Strom von den Drei Schluchten versorgt.

Nach der Flutung des Reservoirs beginnt Mitte Juni auch der Probebetrieb in der gewaltigen Schleuse, mit der die Schiffe den Höhenunterschied bewältigen. Sie zieht sich über 6,4 Kilometer hin. Der Staudamm ist heute schon 140 Meter hoch und damit fünf Meter über dem geplanten Wasserstand. Am Ende soll der Damm eine Höhe von 185 Metern erreichen. Dörfer und Städte werden überflutet.

Im Gebiet des Reservoirs liegen Müllkippen, Fabriken mit Altlasten, mehr als 4.000 Krankenhäuser oder Schlachthäuser sowie mehr als 40.000 Gräber. Die Aufräumarbeiten laufen. Bis 2009 sollen dafür nach offiziellen Angaben 39 Milliarden Yuan (heute vier Milliarden Euro) ausgegeben werden, um eine zu große Verschmutzung des Wasser bei der Überflutung zu verhindern.

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