Das allerdings scheiterte daran, dass der junge Kassier die Kassenlade nicht aufbrachte. Auf der Flucht kam der glücklose Räuber dann mit dem Fahrrad zu Sturz. Er taumelte blutend nach Hause, wo er sogleich festgenommen wurde: Der Angestellte hatte ihn erkannt und über Freunde Namen und Anschrift des Täters herausbekommen, die er der Polizei mitteilte.
“Den kenn ich doch vom Hof in der Nachbarschaft”, dachte sich der 19-jährige Kassier, als sich der Räuber mit einem Schlagring und einem Pfefferspray vor ihm aufpflanzte und “Überfall!” rief. Weil die Lade klemmte, betätigte der Angestellte einen Rufknopf, um einen Kollegen um Hilfe zu bitten.
Der mit einer Jogginghose und einem Kapuzenshirt bekleidete Täter deutete dies irrtümlich als Alarmsignal, verlor die Nerven und suchte hastig und unverrichteter Dinge das Weite. Das Plastiksackerl, in das er gern die Beute gestopft hätte, um sich Drogen kaufen zu können, ließ der Beschäftigungslose in der Filiale zurück.
Wie sich nun im Verfahren zeigte, hatte der Räuber alles andere als Furcht einflößend gewirkt. “I hob ma dacht, der macht an Spaß mit mir”, erzählte der 19-Jährige im Zeugenstand. Verteidiger Christian Werner bezeichnete seinen Mandanten als “armen Menschen” und die inkriminierte Straftat als “Höhepunkt eines verpfuschten Lebens. Einen derart dilettantischen Raub hab’ ich in meinen 20 Jahren als Anwalt nicht erlebt”.
“Ich hatte nur das Geld vor Augen”, seufzte der Angeklagte kleinlaut. Um sich Mut zu machen, habe er vor dem Überfall “ein paar Schlaftabletten eing’worf’n.” In Folge dessen habe er sich im Supermarkt “in einem Dämmerzustand befunden” und könne sich deswegen “nimmer g’scheit erinnern”.
Das Gericht verhängte über den bisher Unbescholtenen unter Anwendung des außerordentlichen Milderungsrechts drei Jahre unbedingte Haft. Der Staatsanwältin war das zu wenig, sie meldete Strafberufung an.