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Drei Jahre Dschungel Wien: Erfolgreich, aber unterfinanziert

Zu einem Rück- und Ausblick auf die mittlerweile dreijährige Geschichte des Dschungel Wien begrüßte Leiter Stephan Rabl gestern, Dienstag, Abend Medienvertreter sowie zahlreiche Regisseure, Schauspieler und Pädagogen.

Einig war man sich darin, dass sich das im Museumsquartier gelegene „Theaterhaus für junges Publikum“ innerhalb dieser drei Jahre etabliert habe, so dass man sich heute frage, „was vorher einmal war“.

Die Saison 2007/2008 habe wegen der kommenden Euro 2008 heuer einen Monat früher begonnen als sonst. Bisher sei man mit einer Auslastung von 75 Prozent sehr zufrieden und wolle diesen frühen Saisonstart auch im nächsten Jahr fortsetzen, so Rabl. Zahlreiche Neuproduktionen würden auch in diesem Jahr präsentiert. Heute, Mittwoch, feiert etwa „Maxima und Moritza“ des „Tanztheaters Springschuh“ Premiere. Das an Wilhelm Buschs Klassiker „Max und Moritz“ angelehnte Stück rufe dazu auf, „das innere Kind zu bewahren“, sagte Regisseurin Isabel Nowak.

Einig war man sich auch darin, dass im Dschungel „Pluralität in jeder Hinsicht herrscht“, wie es Nikolaus Selimov von „Homunculus“ formulierte. „Fight Night“ (Premiere am 4. April 2008) befasst sich in einem Boxring auf tänzerische Weise mit der Problematik des Sich-Behauptens, des Nicht-Gewinnens und des Scheiterns. Wie man es etwa anhand der Erfolgsproduktion „komA“ sehen könne, arbeite man erfolgreich mit dem Thema „Gewalt“, wie die Regisseurin und Theaterpädagogin Simone Weis fand. Sie unterstrich, dass „das Theater auch für die Allerkleinsten seinen Weg gefunden“ habe.

Traurigere Töne leitete Aurelia Staub ein. Das Konnex-Tanztheaterstück „Das Tränen Projekt“ (ab 6. Dezember) befasse sich mit allen Formen des Weinens und setzt sich auch mit der Verdrängung des Weinens in der Erwachsenenwelt auseinander. Christian Reiner von „T.T.T. & Oral Office“ betonte die sehr guten Infrastrukturen, die das Dschungel biete. Gleichzeitig formulierte er deutlich Kritik. Die Schuld für die schwierige finanzielle Situation („eine Frechheit“) sei nicht beim Dschungel zu suchen, durch die Einnahmenteilung blieben jedoch „pro Abend nur 50 Euro über“, was beispielsweise eine Wiederaufnahme unmöglich mache. Es gebe seitens der Politik „offenbar keine Bereitschaft, das zu ändern“. Hubertus Zorell (unter anderem „Theater Narrenschiff“) kritisierte ebenfalls die Kulturpolitik. So sei sein Astrid Lindgren-Stück „Pelle zieht aus“ (ab 14. November) nicht von der Stadt mitfinanziert worden. Nach Angaben des Theater-Teams werden heute Gespräche zwischen der Stadt und dem Dschungel Wien geführt. Die derzeitige finanzielle Situation sei nicht mehr tragbar.

An Jugendliche richtet sich die „PopUp-Theater“-Produktion „Live fast – die young“ (ab 17. Oktober), in der das Leben eines mit HIV infizierten Jugendlichen im Zentrum steht. Im Zeichen des Fußballs – unter einem außergewöhnlichen Blickwinkel – steht „Fieberträume“ (ab 7. März 2008): Als „Postapokalyptische Sportshow“ bezeichnete Corinne Eckenstein vom „TheaterFOXFIRE“ das Stück. Nika Sommeregger vom „Theater Iskra“ möchte mit „Wenn ich wieder klein bin“ (ab 19. Dezember) an den vor 65 Jahren von den Nazis ermordeten Janusz Korczak erinnern, und seine Botschaft, dass Kinder ein Recht auf ihre Welt hätten, auf die Bühne bringen. Passend zu ihrem Stück schloss sie mit den Worten: „Wenn ich wieder klein bin, dann will ich den Dschungel haben!“

www.dschungelwien.at

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