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Drei Chinesen in der Qinghai-Tibet Bahn

©© Barbara Krobath
Auf dem Fliesenbild von Barbara Krobath sind drei Touristen zu sehen, die aus einem Zugfenster winken und fotografieren. Eine universale Wohlfühl-Chiffre, die auf den ersten Blick harmlos und heiter wirkt.

Doch es handelt sich hier um einen besonderen Zug: die Qinghai-Tibet-Bahn ist die höchstgelegene Eisenbahnstrecke der Erde (Scheitelpunkt: 5.072 m). Das Prestigeprojekt der chinesischen Regierung, von dem schon Mao Tse-tung träumte, wurde am 1. Juli 2006 eröffnet und verbindet die Provinz Qinghai mit der Hauptstadt Lhasa des Autonomen Gebietes Tibet.

Ist die Bahn ein Mittel um immer mehr Chinesen auf dem Dach der Welt anzusiedeln und damit die Tibeter und ihre Kultur weiter an den Rand zu drängen? Wird sie im Notfall schnell Truppen nach Lhasa transportieren? Oder sollen wir das Bild als Vision einer Zukunft lesen, in der chinesische Touristen in ein freies Tibet kommen und einem stolzen Volk zuwinken?

Barbara Krobaths Fliesenmosaik „Drei Chinesen in der Qinghai-Tibet-Bahn“ ist in der großen Vitrine über den Bahnsteigen in der U2 Station Schottentor ausgestellt. So kreuzt, im Bild, die Qinghai-Tibet-Bahn eine Wiener U-Bahn. So kreuzen sich Welten, Mitwelten, Fragen.

Barbara Krobath thematisiert in ihrer Arbeit die beschleunigte mediale Wahrnehmung und rekontextualisiert die mediale Bilderflut. Für Ihre Bilder wählt Barbara Krobath aktuelle Themen, Katastrophen und Irritationen wie sie via Monitor täglich auf uns einstürmen – mediale Bilder, transformiert und aufgelöst in Pixel, beliebig ineinander verwandelbar, beliebig zu reihen, in schneller Folge.

Die Fliesenbilder von Barbara Krobath übersetzen und entschleunigen diese „schnellen“ medialen Motive indem sie sie in langsamer, handwerklicher Arbeit entstehen lässt. Allein das 19m² große Bild der “Drei Chinesen in der Qinghai-Tibet Bahn” ist aus ca. 40.000 Bisazza-Glasmosaikfliesen zusammengesetzt. Ein Bild, das sonst kurz am Bildschirm oder beim Durchblättern einer Zeitschrift vor unseren Augen auftaucht und gleich wieder verschwindet ist hier festgehalten, in dauerhaftem Material. Und derart verlangsamt zum Stillstand gebracht. Lässt man sich darauf ein, erweckt es im Betrachter wieder ein Gefühl für Raum und Zeit. Eine Ahnung für die Welt hinter/unter der Bilderflut.

Barbara Krobath, geb. 1959, lebt und arbeitet in Wien.

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