Die Geschichte klingt wie aus einem Krimi: Eine Frau liegt tot in der Wiese, daneben ihr Lebensgefährte, nur in Unterhemd und Unterhose gekleidet. Doch was sich im Mai 2017 in Salzburg ereignete, ist kein Film, sondern Realität und Thema des neuen ARD True Crime-Podcasts "Dr. Red Bull".
Die BR-Reporter Sebastian Krause und Kilian Medele sowie der österreichische Journalist Johann Skocek haben sich auf die Suche nach der Wahrheit gemacht. Schnell wird klar, dass der Fall Silvia W., die auf einer Wiese vor ihrem Haus starb, viele dunkle Abgründe hat. Das Haus wurde ihr von Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz (1944-2022) geschenkt. Ihr Lebensgefährte, Bernd Pansold, ist ein verurteilter DDR-Dopingarzt und war inoffizieller Mitarbeiter für die Stasi, der unter anderem auch für das Red-Bull-Sportimperium tätig war.

DDR-Dopingsystem
Der Podcast geht auch der Frage nach, wie Pansold trotz seiner Verwicklung in das DDR-Dopingsystem eine Karriere im österreichischen Sport und später beim Red-Bull-Konzern machen konnte. Pansold betreute unter anderem auch Hermann Maier und angeblich auch viele andere internationale Top-Stars. Es wird auch ein O-Ton von Maier aus dem Archiv eingespielt, ebenso von Peter Schröcksnadel, der Ende der 1990er-Jahre eine Zusammenarbeit mit Pansold unterband und verbot. Maier selbst sprach sich schon 1998 für verstärkte internationale Dopingtests aus. "Ich hoffe, dass mehr kontrolliert wird, die anderen so viel wie ich", sagte er. "Ich kann mir nicht vorstellen, warum im Skisport jemand dopen sollte. In dieser Sportart bringt Kraft allein nicht so viel", meinte Maier damals. Vor allem mit Radfahren erarbeite er sich seine Muskeln.
Interviews mit dem Konditionstrainer von Hermann Maier, Heinrich Bergmüller, oder auch Toni Innauer werfen auch ein Schlaglicht auf die dunkle Seite des Spitzensports. Innauer allerdings, damals beim ÖSV tätig, verweigerte die Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Leistungsdiagnostiker.
Podcast wirft viele Fragen auf
Der Podcast wirft viele Fragen auf, wer Silvia W. tatsächlich getötet hat und was für eine Rolle Pansold nach dem Fall der Mauer im österreichischen Spitzensport und auch bei Red Bull gespielt hat. Die Reporter sprechen mit der Mutter der Toten, dem Taxifahrer und einem Zeugen, den das Landgericht Salzburg nicht vernommen hatte.
ARD Podcast: Dr. Red Bull - Ein rätselhafter Todesfall und die dunkle Seite des Spitzensports
1. Folge: "Der macht mich kaputt"
Warum die Investigativ-Journalisten recherienen: Ein mysteriöser Todesfall um die Lebensgefährtin von Bernd Pansold. Die Frau ist verschwunden und läuft nachts in eine Wiese. Ihre Mutter Maria und Taxifahrer Toni suchen sie und treffen dort auf einen Mann in Unterhose. Was hat er mit Sylvias Verschwinden zu tun?
2. Folge "Pinky und der Brain"
Die Investigativ-Journalisten graben uns durch die Vergangenheit von Dr. Bernd Pansold. Hier kommt auch Weltrekord-Schwimmerin Christiane Sommer zu Wort, die als Minderjährige in der DDR gedopt wurde. Was hat "Dr. Red Bull" sonst noch zu verbergen?
3. Versuchskaninchen
Wie Rekord-Schwimmerin Christiane Sommer immer tiefer in das DDR-Dopingsystem gezogen wurden und dann ihre Träume platzen. "Hier liegt sie!". Pansolds Lebensgefährtin wird in der Wiese gefunden.
4. Der "Laktat-Papst"
Wie Bernd Pansold nach Österreich kommt und über seine Zusammenarbeit mit ÖSV-Superstar Hermann Maier bevor ihn seine Vergangenheit einholt.
5. Im Red Bull-Land
Geheime Pillen führen die Investigativ-Reporter des Bayerischen Rundfunks nach Österreich. Toni Innauer, der damals beim ÖSV tätig war, zog die Reißleine. Die Skispringer durften nicht von Pansold betreut werden - er wollte das nicht und war der Überzeugung, dass "wir das besser können". Später baut Pansold als "Dr. Red Bull" eine "Fabrik für Elite-Sportler" auf.
6. Taxi Driver
Toni, der Taxifahrer, gerät immer mehr ins Visier der Ermittler als ein neues Gutachten und ein alter Zeuge auftauchen. Die Investigativ-Journalisten klingeln bei Bernd Pansold alias "Dr. Red Bull".
Prozesse: Doping im DDR-Sport
Im Zusammenhang mit dem systematischen Doping im DDR-Sport hat das Berliner Landgericht zwischen 1998 und 2000 eine Reihe von Urteilen gefällt. Der Vorwurf lautete jeweils auf Körperverletzung oder Beihilfe dazu durch Vergabe von Anabolika. Insgesamt gab es über 100 Prozesse. Als letzter Angeklagter des Pilotprozesses gegen Verantwortliche des SC Dynamo wurde am 7. Dezember 1998 der frühere Chefarzt Bernd Pansold zu einer Geldstrafe von 14.400 Mark (7.200 Euro) verurteilt. Pansold wurde auch später einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, weil er im Rahmen seiner Tätigkeit für Red Bull und im österreichischen Sport viele Spitzensportler betreut und beraten habe.
Die Investigativ-Journalisten
ARD-Hinweis zu den Journalisten und den Podcast (im Wortlaut): Die Autoren des Podcasts "Dr. Red Bull" sind Sebastian Krause und Kilian Medele. Sie arbeiten als Investigativ-Reporter für die ARD-Radio-Recherche Sport. An diesem Podcast haben sie über ein Jahr lang recherchiert, dutzende Zeugen interviewt und sind hunderten Spuren nachgegangen. Sie haben sich dafür zusammengetan mit dem österreichischen Journalisten Johann Skocek. Er hat den Fall zunächst für die österreichische Zeitung "Der Standard" recherchiert.