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D/Polen: Vor alten Feindbildern gewarnt

Der polnische Staatspräsident Aleksander Kwasniewski hat Deutsche und Polen dazu aufgerufen, die Beziehungen zwischen beiden Staaten mit großer Sensibilität und Verantwortungs-bewusstsein zu pflegen und nicht in alte Vorurteile zu verfallen.

Die aktuelle Debatte um Kriegsentschädigungen und Klagsdrohungen von Vertriebenen bereite ihm große Sorgen, sagte Kwasniewski in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung (Mittwoch-Ausgabe) und der polnischen Tageszeitung „Fakt“.

„Dank der Veränderungen, die in Polen ihren Anfang hatten, konnte Deutschland sich wiedervereinigen“, sagte Kwasniewski. Trotz „dieses großen Wunders“ erwachten nun aber Vorurteile und alte Feindbilder. „Darum müssen wir nun aufpassen, dass Wunden im deutsch-polnischen Verhältnis, die gerade erst verheilt sind, nicht wieder aufgebrochen werden. Denn das könnte Reaktionen heraufbeschwören, die wir vielleicht nicht mehr beherrschen“, sagte der polnische Präsident. Der Schaden für beide Länder wäre unabsehbar, betonte Kwasniewski.

Die nahezu einstimmig angenommene Erklärung des polnischen Parlaments, in der Polens Regierung aufgefordert wird, von Deutschland weitere Entschädigungen zu verlangen, halte er für „teilweise gerechtfertigt“, wird Kwasniewski zitiert. Er habe die Entscheidung als bewusste Antwort auf Forderungen aus Deutschland verstanden.

Dennoch sehe er die Beziehungen beider Länder nicht in einer Krise, sagte der polnische Präsident. Deutschland habe Polen maßgeblich bei seinem Weg in die EU unterstützt, und dies werde in Polen „niemand jemals vergessen“, sagte Kwasniewski. Er hoffe aber, dass in Deutschland nicht vergessen werde, dass Polen den Weg zur Wiedervereinigung geebnet habe.

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