AA

Dowas kämpft weiter mit steigenden Betreuungs- und Nächtigungszahlen

©VOL.AT/Paulitsch
Bregenz - Die Betreuungszahlen des Vereins Dowas (Der Ort für Wohnungs- und Arbeitssuchende) sind weiter im Steigen begriffen. Vor allem der Mangel an leistbarem Wohnraum schlage sich in den Betreuungszahlen nieder.
Michael Diettrich zur Konkurrenz um Sozialleistungen

Wenn man die Besucher des niederschwelligen Treffpunkts nicht berücksichtigt, nahmen 2014 961 Personen das Beratungsangebot von Dowas in Anspruch. Dies entspricht einem Zuwachs von 4,6 Prozent. Ursache ist hier vor allem der starken Zuwachs bei der Betreuung beim Wiedereinstieg im Berufsalltag über den Partner Integra.

Von einer Entspannung könne jedoch keine Rede sein, warnt Dowas-Geschäftsführer Michael Diettrich. Schließlich ist der Zuwachs bei den Leistungen über die Mindestsicherung ungebrochen. In den drei Arbeitsbereichen Grundversorgung, Beratungsstelle und den betreuten Wohnformen stieg die Zahl der Beratungsstunden um 7,2 Prozent. Diettrich stellt unter den Klienten auch ein wachsendes Konkurrenzdenken um die kaum vorhandenen Wohnungen und Arbeitsplätze fest. Dies schlage sich auch in einer zunehmenden Fremdenfeindlichkeit nieder, obwohl die Flüchtlinge an der Situation nicht Schuld seien, betont der Dowas-Geschäftsführer im Video.

Auch in der Notschlafstelle zeigt sich die zunehmende Nachfrage erst auf den zweiten Blick. Zwar scheint die Zahl der Nutzenden zurückgegangen zu sein. Dies liegt jedoch an den begrenzten Plätzen in der Notschlafstelle – und an den immer länger werdenden Aufenthalten der Klienten. Von den neun vorhandenen Plätzen seien mindestens acht durchgehend belegt. Dies führe automatisch zu einer Reduktion der Besucherzahlen. Auch in den anderen betreuten Wohnformen führe die hohe Auslastung zu geringen Wachstumszahlen. Anders sieht es jedoch in der Beratungsstelle aus. Hier wurden 2014 11 Prozent mehr Menschen beraten, dies bedeutet eine Verdoppelung seit 2008.

Ein Großteil der Klienten sei auf der Suche nach leistbaren Wohnraum. Diettrich vermutet, dass ein Drittel der Klienten keinerlei Unterstützng durch Sozialarbeiter bräuchten, wenn sie nur eine Wohnung finden würden. Dies sei das Ergebnis der Sünden der Vergangenheit, man habe viel zu spät mit einem Ausbau des sozialen Wohnbaus reagiert.

Auch der frühere Landesrat Manfred Rein wird kritisiert. Diettrich warne seit mehr als einen Jahrzehnt, dass ohne eine Änderung der Wohnbauförderrichtlinien, einer koordinierter Vergabe von Gemeindewohnungen und einem Überdenken der hohen Standards im Wohnbau die Ausgaben für Mindestsicherung und Wohnbeihilfe ins Unermessliche steigen werde.

manfred-rein2 Kopie
manfred-rein2 Kopie

Rein habe 2006 noch dagegengehalten, dass die 14 Millionen für Wohnbeihilfe ausreichend seien, um soziale Härten abzufedern. 2014 habe man nun bereits 28,4 Millionen und der Anteil der Mindestsicherung für den Wohnbedarf bei 5 Millionen Euro. Inzwischen habe man immerhin reagiert – und auch Rein spreche sich als Präsident der Wirtschaftskammer für niedrigere Standards im Wohnbau aus.

Kritik an drohender Schließung der Jugend-WG

Die drohende Schließung des Intensivwohnprogramms für junge Heranwachsende aus Kostengründen kritisiert Diettrich ebenfalls scharf. Während man in Wien gerade bei Jugendlichen auf dezentrale Betreuungseinrichtungen setze, wolle man in Vorarlberg gerade das einzige solche Angebot schließen. Wie der angestrebte Ersatz, die ambulante Betreuung ähnlich wie im Pflegebereich, funktionieren solle, ist der Dowas-Geschäftsführer gespannt. So finde man bereits für anerkannte Konventionsflüchtlinge keinen Wohnraum, wie wolle man da die Wohnungen für die ambulante Betreuung finden?

  • VIENNA.AT
  • Dowas kämpft weiter mit steigenden Betreuungs- und Nächtigungszahlen
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen