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Dorfer: Erfolgreich in Berlin

Gerade rechtzeitig vor der Regierungserklärung der frischen großen Koalition kam Alfred Dorfer nach Berlin und konnte sich über ein unglaubliches Publikumsecho freuen.

Der Wiener Kabarettist hielt den Deutschen den Spiegel vor, spielte pointenreich auf die umstrittene Gute-Laune-Kampagne „Du bist Deutschland“ an und hatte jede Menge Stoff und Spaß, sich über die deutsche Tristesse zu mokieren – aber auch Trost „vom Balkan“ zu spenden. Er setzte ihnen viel Gepfeffertes vor, aber die Deutschen mochten es: Die drei Abende Ende vergangener Woche in der Berliner Kabarett-Anstalt (BKA) waren entschieden zu wenig.

Dorfer brachte seinen „Badeschluss“ an die Spree. Eigentlich schon ein paar Jahre alt und ein sehr österreichisches Programm. Doch adaptierte er seine Pointen topaktuell für deutsche Verhältnisse, Badeschluss im Arbeiterstrandbad – eine bessere Persiflage der jüngsten Vorgänge bei den deutschen Sozialdemokraten hätte er nicht bringen können. Die Mauer stehe noch, wenn auch in einem anderen Aggregatszustand. Dorfer regte an, den Feiertag am 3. Oktober, den Tag der deutschen Einheit, einzusparen. „Wozu soll man was feiern, was es nicht gibt?“ Die echte Wiedervereinigung sehe er darin, dass immer mehr ostdeutsche Gastarbeiter auf österreichischen Skihütten westdeutsche Urlauber bedienten.

„Angela Merkel – ist das noch Politik oder schon Folklore?“ Auch CSU-Chef Edmund Stoiber, der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder, Ex-Außenminister Joschka Fischer und FDP-Chef Guido Westerwelle kriegen ihr Fett ab. Dorfer findet sogar etwas Gutes an der deutschen Krise. Im Gespräch mit der APA meinte er, die Deutschen würden dadurch sympathischer. Die vielen Vorurteile der Österreicher, die aus der Hoch-Zeit des deutschen Tourismus stammten, lösten sich zur Zeit in Luft auf. „Wenn man die Deutschen in ihrem eigenen Land und in ihrer Krise sieht, sie sind fast liebenswert.“

Dorfer ist drauf und dran, Deutschland zu erobern. In Süddeutschland kennt man ihn längst so gut wie in Österreich, in nördlichen Gefilden erlebt er jetzt den Durchbruch. Auch nach zwei Zugaben wollte das Publikum ihn und seine Combo nicht gehen lassen. Künftig will er mindestens zwei Mal im Jahr in Berlin auftreten. Berlin habe viele Ähnlichkeiten mit Wien. Doch für Wiener sei Berlin erst durch die Billigflüge ein beliebtes Ziel geworden. Vor dem Mauerfall sei für Österreicher sogar der Flug nach New York billiger gewesen als der in die geteilte Stadt.

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