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Doppelagent verriet offenbar russischen Agentenring

Ein im Sommer in den USA aufgeflogener russischer Spionagering ist einem Zeitungsbericht zufolge von einem ranghohen Mitarbeiter des Moskauer Auslandsgeheimdienst SWR verraten worden. Wie die russische Zeitung "Kommersant" am Donnerstag unter Berufung auf Geheimdienstquellen berichtete, wurde ein Mann namens Scherbakow als mutmaßlicher Verräter ausgemacht. Im größten bekanntgewordenen Spionagekrimi seit dem Kalten Krieg waren im Juni zehn russischen Agenten in den USA aufgeflogen.
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Der mutmaßliche Verräter arbeitete dem Bericht zufolge zeitweise bei einer Geheimdiensteinheit, die russische Spione in die USA einschleuste. Er sei somit der Chef der zehn enttarnten Agenten gewesen. Der stellvertretende Vorsitzende des Parlamentsausschusses für Sicherheitspolitik, Gennadi Gudkow, bestätigte die Angaben zu Scherbakow. Der frühere Geheimdienstoberst habe dem Land “enormen Schaden” zugefügt, sagte Gudkow der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Der SWR war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Dem “Kommersant” zufolge gab es im Vorfeld mehrere Hinweise auf Scherbakows Tätigkeit als Doppelagent, denen von den russischen Sicherheitsbehörden jedoch keine Beachtung geschenkt wurde. Demnach lebt Scherbakows Tochter in den USA. Er selbst verließ Russland und ging in die USA drei Tage bevor Russlands Staatschef Dmitri Medwedew Ende Juni einen Staatsbesuch bei US-Präsident Barack Obama antrat. Nur wenige Tage nach Medwedews Aufenthalt in den USA wurden die Agenten dann festgenommen.

Zudem habe Scherbakows Sohn bereits kurz zuvor seinen Posten bei der russischen Anti-Drogenbehörde gekündigt und sei ebenfalls in die USA gezogen. Im vergangenen Jahr habe Scherbakow außerdem eine bedeutende Beförderung abgelehnt, schrieb das Blatt und mutmaßte, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits als Doppelagent tätig gewesen sei.

Damit die Spionageaffäre die Beziehungen zwischen den USA und Russland nicht erheblich belastet, hatten beide Seiten an einer schnellen Lösung gearbeitet, um langwierige Gerichtsverfahren mit möglicherweise unangenehmen Enthüllungen zu vermeiden. Anfang Juli fand bereits der Austausch von vier Russen gegen die zehn in den USA aufgeflogenen Kreml-Agenten auf dem Wiener Flughafen Schwechat statt.

Der russische Auslandsgeheimdienst ist dem Bericht zufolge noch immer mit der Aufarbeitung der Affäre beschäftigt. Zahlreiche aktuelle und frühere Mitarbeiter würden derzeit auf mögliche Verbindungen zu den USA überprüft, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Geheimdienstkreise. Die Panne werde noch einige SWR-Agenten “Titel und Jobs” kosten.

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