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Doping-Prozess gegen ÖSV-Betreuer Walter Mayer

Am Montag startete im Wiener Straflandesgericht der Doping-Prozess gegen Walter Mayer, der von 1999 bis 2006 führende Betreuer-Positionen im Langlauf und Biathlon im Österreichischen Skiverband (ÖSV) innehatte.
Mayer vor Gericht
Doping-Prozess gegen ÖSV-Betreuer Walter Mayer
Rückblick: Walter Mayer verhaftet

Der 54-Jährige soll laut Anklage zentrale Figur eines regelrechten Doping-Netzwerks gewesen sein und von 2005 bis 2008 Spitzenvertreter des österreichischen Langlauf- und Biathlonsports mit illegalen Präparaten versorgt haben.

Walter Mayer bekannte sich “nicht schuldig” und erklärte den anwesenden Journalisten in mehreren Interviews vor dem Verhandlungssaal, er werde in einem vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) gleichermaßen “mediengerecht” wie “blutrauschartig” betriebenen Anti-Doping-Kampf “in die Ecke des Sündenbocks gedrängt”.

“Ich bin nicht für Doping in Österreich verantwortlich”, betonte Mayer. Er habe Höchstleistungssportler betreut, sich dabei möglicherweise in einem Graubereich bewegt, aber nichts Verbotenes gemacht. “Der bekannte Satz von Schröcksnadel (ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, Anm.), dass Österreich ‘a too small country for good doping’ ist, stimmt sicher”, betonte Mayer. Er habe bei Sportlern lediglich “medizinische Indikationen” veranlasst, “die sehr wohl erlaubt sind und genehmigt wurden”.

Mayer: “Wurde selbst nie wegen Dopings gesperrt”

Mayer verwies den Journalisten gegenüber darauf, kein einziger der früher von ihm betreuten Sportler sei je des Dopings überführt worden. “Auch ich bin nie wegen Dopings gesperrt, sondern wegen alternativmedizinischer Maßnahmen von zwei Olympischen Spielen ausgeschlossen worden. Ich kann beim nächsten Olympia wieder dabei sein”, behauptete der 54-Jährige. Sein Fazit: “Es muss freigesprochen werden. Ich habe das zu 100 Prozent nicht gemacht. Deswegen rechne ich zu 100 Prozent mit einem Freispruch.”

Mayer wird beschuldigt, teilweise höchst prominente Sportler mit verbotenen Anabolika, Hormonen und Stimulanzmitteln versorgt zu haben. Ein ebenfalls zur Anklage gebrachte Apotheker soll neben der “Schiene Mayer” regelmäßig zwei weitere Bezieher “genährt” haben, darunter den mittlerweile in erster Instanz als “Doping-Sünder” abgeurteilen Ex-Radsportler Christoph K.

Mayer von Mitangeklagtem schwer belastet

Ein Dachdecker, der 2003 aus einer mehrjährigen Haftstrafe entlassen worden war, gab zu Protokoll, er sei eines Tages von Mayer darauf angesprochen worden, ob er Doping-Mittel besorgen könne. “Ich war verwundert, dass der Walter Mayer etwas bei mir bestellen muss. Aber er war wahrscheinlich zu bekannt mit seinem Namen”, sagte Karl Heinz R. (42).

Er habe sich nicht zuletzt deshalb auf die Geschäfte mit Mayer eingelassen, weil dieser ein “Idol” für ihn gewesen sei: “Es war mehr ein Freundschaftsdienst. Ich war stolz darauf, dass ich es habe besorgen können.”

Die erbetenen Präparate – Wachstumshormone, EPO, später auch Dynepo – habe er ab Dezember 2005 einem Wiener Apotheker abgekauft, der in der Bodybuilder- bzw. Fitness-Szene als “Quelle” für illegale Substanzen bekannt war. Die Übergaben an Mayer hätten an einer Autobahn-Raststätte bzw. bei ihm zu Hause stattgefunden, sagte R. Zur letzten wäre es Ende Oktober 2008 – und damit noch über zwei Monate nach Inkrafttreten des Anti-Doping-Gesetzes – in Klagenfurt gekommen, wobei damals unter anderem zwei Packungen Dynepo den Besitzer wechselten.

Mayer verstärkt mit EPO versorgt

Die Mittel habe er “vorfinanziert”, sagte Karl Heinz R. Mayer habe offenbar finanzielle Engpässe gehabt, er habe dem Geld “nachlaufen müssen”: “Meine Ex-Freundin hat schon gesagt, dass ich einen Vogel hab’, weil ich dass gemacht habe”.

Mayer habe ihm die Wirkung der Doping-Mittel bei Sportlern beschrieben, aber keine konkreten Namen genannt, gab der Dachdecker an. Mayer habe ihn auch ersucht, zusätzlich zum EPO Vitaminpräparate zu beschaffen: “Ich hab’ gar nicht gewusst, dass diese Zusatzpakete für EPO notwendig sind.”

Bei den im Strafantrag als angebliche Endabnehmer angeführten Namen – der unter Blutdoping-Verdacht geratene Langlauf-Olympiasieger Christian Hoffmann, Langlauf-Ex-Vizeweltmeister Alois Stadlober, Ex-Biathlon-Vizeweltmeister Ludwig Gredler und die nach der sogenannten Blutbeutel-Affäre bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ausgeschlossenen Langläufer Jürgen Pinter und Roland Diethart sowie der vormalige Biathlet Wolfgang Perner – habe es sich um “eine Vermutung von mir” gehandelt, da er speziell vor den Olympischen Spielen 2006 Mayer verstärkt mit EPO versorgt habe, so R.

Der Prozess gegen Walter Mayer wird am Mittwoch fortgesetzt. Der 54-Jährige, der in dem Verfahren bisher nicht zu Wort gekommen ist, erhält dann ausführlich Gelegenheit, zu den wider ihn erhobenen Anschuldigungen Stellung zu beziehen, die er allesamt von sich weist.

(apa)

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