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Doping: Georg Totschnig Kunde der Wiener Blutbank?

Dem heimischen Sport droht der nächste Doping-Skandal. Nach Informationen der ARD sollen insgesamt 30 Athleten zum Kundenkreis des Wiener Labors Humanplasma gezählt haben, darunter auch Georg Totschnig.

Rund zwei Drittel der Sportler, die illegal Blut-Transfusionen vorgenommen haben sollen, stammen angeblich aus Deutschland, nämlich “Biathleten und Skilangläufer, die zumindest zum Teil zur Weltspitze gehören”.

Namentlich als Kunden nannte der TV-Sender aber nur Radprofis. Unter anderem sollen neben Totschnig auch der Däne Michael Rasmussen, der im Vorjahr als Spitzenreiter von der Tour de France ausgeschlossen worden war und einer Doping-Sperre entgegensieht, der Niederländer Michael Boogerd und der zweifache Vuelta-Gewinner Denis Mentschow aus Russland zu den Blutdoping-Kunden des Wiener Labors gezählt haben.

Totschnig, der 2005 als erster Österreicher der Nachkriegszeit eine Tour-de-France-Etappe gewonnen hatte, bestreitet die ARD-Vorwürfe. “Ich weiß selbst keine Details. Ich war nie dort und ich weiß auch nicht, woher solche Vorwürfe kommen”, versicherte der 36-jährige Tiroler am Dienstag gegenüber der APA – Austria Presse Agentur. “Ich weiß nicht, woher diese Informationen kommen und worauf die Behauptungen beruhen.”

Mehrere prominente Namen aus dem In- und Ausland waren in den vergangenen Tagen seit den Enthüllungen der Tageszeitung “Kurier” um Doping-Verstrickungen des Wiener Labors in der Vorwoche mit Humanplasma in Verbindung gebracht worden. “Für mich sind diese Vorwürfe auch nicht neu. Ich weiß aber nicht, wie mein Name dort auftauchen kann”, betonte Totschnig.

Auf Spekulationen wollte sich Totschnig nicht einlassen, mit rechtlichen Schritten will der Tiroler aber zuwarten. “Ich muss jetzt einmal abwarten, woher das kommt. Ich hoffe, dass ich mehr Details erfahre. Irgendjemand muss das ja behauptet haben.” Totschnig wunderte sich vor allem darüber, dass vor den Enthüllungen von der ARD niemand versucht hatte, Kontakt mit ihm aufzunehmen.

Den Radsport sieht Totschnig, der im Herbst 2006 seinen Rücktritt erklärt hatte, mittlerweile mit etwas größerer Distanz. Dadurch sei es für ihn leichter, mit dem heiklen Thema Doping umzugehen. “Trotzdem will ich diese Sache restlos aufklären”, bekräftigte der ehemalige Gerolsteiner-Profi, der die Frankreich-Rundfahrt ein Jahr vor seinem Etappensieg 2005 in Ax-3-Domaines auf dem siebenten Gesamtrang beendet hatte.

Das österreichische Innenministerium ermittelt im Zusammenhang mit der Affäre gegen Humanplasma. “Außer Journalisten hat mich aber bisher noch niemand befragt. Es liegt auch keine strafbare Handlung vor”, meinte der ärztliche Leiter von Humanplasma, Lothar Baumgartner, der nach wie vor jegliches Mitwissen bestreitet. “Ich zweifle an den Angaben. Ich kenne keinen einzigen dieser Herren”, sagte Baumgartner gegenüber der APA.

Baumgartner forderte die entsprechenden Verbreiter dazu auf, Namen der ärztlichen Mitarbeiter zu nennen. “Der Heilige Geist wird ihnen ja nicht das Blut abgenommen haben. Ich war am Sonntag in der Früh nie in der Firma. Daher weiß ich auch von nichts.” Sollten in der Filiale in Wien-Alsergrund tatsächlich Doping-Praktiken durchgeführt worden, so sei dies unter “Missbrauch der Räumlichkeiten” hinter seinem Rücken geschehen, betonte Baumgartner.

Sportsstaatssekretär Reinhold Lopatka wollte die ARD-Behauptungen nicht weiter kommentieren. “Als ich den Brief vom damaligen Präsidenten der Welt-Anti-Doping-Agentur, Dick Pound, bekommen habe, habe ich die einzig dafür in Österreich zuständige Behörde informiert, nämlich das Innenministerium, um die Ermittlungen zu führen. Und solange nicht ein Bericht des Innenministeriums vorliegt, werde ich solche Behauptungen nicht kommentieren”, betonte Lopatka gegenüber der APA. “Derzeit kann ich nur, wie die Römer, sagen: ‘Fama currit’, also ein Gerücht läuft. Und bisher gibt es nur Gerüchte.”

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