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Donadoni schloss Rücktritt aus

Die Tage von Roberto Donadoni als Teamchef der italienischen Fußball-Nationalmannschaft scheinen vorbei zu sein - doch er selbst will nicht gehen.

Am Montag, einen Tag nach dem verlorenen Viertelfinal-Krimi gegen Spanien, gab der 44-Jährige seine letzte EURO-2008-Pressekonferenz in der Casa Azzurri in Oberwaltersdorf. Ob es auch seine letzte als Teamcoach war, entscheidet sich offiziell in den kommenden zehn Tagen.

Einen Rücktritt aus eigenen Stücken schloss Donadoni vor dem Rückflug am Montagnachmittag nach Italien kategorisch aus. Doch der ehemalige AC-Milan-Star scheint fast der einzige Italiener zu sein, der noch an die Fortsetzung seiner Arbeit glaubt. Die italienischen Medien sind bereits jetzt felsenfest davon überzeugt, dass die Ära Donadoni nach knapp zwei Jahren zu Ende ist und Vorgänger und Weltmeister-Macher Marcello Lippi unmittelbar vor dem neuerlichen Amtsantritt steht.

Doch Donadoni zeigte sich kämpferisch: “Nein, ich trete nicht zurück. Auf keinen Fall. Das entspricht nicht meiner Persönlichkeit. Und es gibt auch keinen Grund dazu, wir sind in einem Elfmeterschießen ausgeschieden. Das ist wie eine Lotterie. Ich bin entspannt und warte in aller Ruhe, was in den kommenden zehn Tagen passieren wird. Was der Verband entscheidet, kann ich nicht beeinflussen.”

Der Ball liegt nun nämlich beim italienischen Verband FIGC und dessen Präsident Giancarlo Abete. Denn der kurz vor der EURO abgeschlossene und bis 2010 laufende Kontrakt mit Donadoni beinhaltet eine entscheidende Klausel. Für den nun eingetretenen Fall, dass Italien das Minimalziel EM-Halbfinale versäumt, kann der Verband den Vertrag innerhalb von zehn Tagen nach dem Ausscheiden kündigen. Ob sich Donadoni nach eigener Ansicht trotzdem einen Verbleib verdient hätte, wollte er nicht beurteilen. “Das kann ich nicht sagen, das müssen andere tun.”

FIGC-Boss Abete gab sich bedeckt. “Wir werden das Turnier in Ruhe beurteilen, uns in den kommenden Tagen zusammensetzen und dann die Entscheidungen treffen. Trotz der Niederlage haben wir den Namen des italienischen Fußballs hoch gehalten. Das Klima innerhalb der Mannschaft scheint positiv zu sein. Aber wir wissen auch, dass wir unter unter unseren qualitativen Möglichkeiten geblieben sind.”

Genauso wie die Spieler nach dem Out Donadoni den Rücken stärkten, tat dies umgekehrt auch der Trainer. “Wir haben alle unser Bestes versucht. Natürlich haben wir uns alle ein bisschen mehr erwartet und sind jetzt sehr enttäuscht. Aber ich danke den Spielern für ihren Einsatz und ihre Leistungen.”

Die Kritik, wonach Italien gegen die Spanier in vergessen geglaubte Catenaccio-Zeiten zurückgefallen und lediglich aufs Toreverhindern aus gewesen sei, nahm Donadoni äußerlich ebenso gelassen hin wie alles andere. “Die Taktik hängt immer vom Level des Gegners ab. Manchmal kann man auf Angriff spielen, manchmal muss man auf Konter spielen.”

Nach personellen Entschuldigungen suchte Donadoni nicht, er ließ weder die Verletzung von Kapitän Fabio Cannavaro kurz vor EM-Start, noch die Team-Rücktritte von Francesco Totti oder Alessandro Nesta gelten. Sehr wohl verwies er aber auf die fehlende Spritzigkeit, die u.a. auch beim trefferlosen Stürmer-Ass Luca Toni augenscheinlich gewesen ist. “Die Saison war für viele Spieler lang und hart. Da ist es normal, dass die körperliche Verfassung nicht perfekt ist.”

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